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UFO, Uli Jon Roth   23.03.2004   Mannheim, Capitol
von gl

Und sie fliegen weiter: auch im mittlerweile 35. Jahr ihres Bestehens kamen die "alten Recken", angetrieben durch eine Frischzellenkur in Form von Vinnie Moore und Jason Bonham wieder auf große Deutschland Tour und brachten - wie vor 3 Jahren Glenn Hughes, oder vor 6 Jahren DANGER DANGER - erneut einen interessanten Gast mit, nämlich den im Ausland mehr als hier geschätzten Gitarristen ULI JON ROTH. Ob jener auch dabei gewesen wäre, wenn Michael Schenker, sein Vorgänger und Nachfolger bei den SCORPIONS, noch bei UFO spielen würde, ist hypothetisch. Interessanter vielleicht die Tatsache, dass auch der Mannheimer Band ALIAS EYE dieser Support-Slot angeboten wurde, sie aber aufgrund beruflicher Verpflichtungen nicht so lange unterwegs sein konnten. Anyway, der "Paradiesvogel" (nicht zynisch gemeint, aber bei einem Hut mit violetten Federboas und einem purpurnen Mantel darf man ihm wohl die Bezeichnung geben) eröffnete nur in Begleitung eines Keyboarders den Abend bereits vor 20.00h und sonst waren keine Musiker vorhanden. Sprich: Die Drumparts und zusätzlichen Sounds wurden vom Keyboarder per Mausklick abgerufen! Uli Jon Roth mit seiner eigens für ihn konzipierten und mit Spezial-Tonabnehmern ausgestatteten Sky-Guitar ist ein Althippie, wie er im Buch steht, im Grunde sieht er noch so aus wie vor 25 Jahren. Auch dies ist nicht böse gemeint, im Gegenteil, ich schätze sein Gesamtwerk, wie man z.B. hier nachlesen kann. Er entlockt seiner Gitarre Klänge, die weltweit Bewunderung findet, aber diese "Sparversion" heute Abend war auf seltsame Weise zwar gut aber irgendwie auch eine kleine Mogelpackung. Sicher, die klassischen Interpretationen u.a. der "Vier Jahreszeiten" und seine Version des alten SCORPIONS-Songs "Sails Of Charon" vom "Taken By Force"-Album fanden wohlwollende Begeisterung, aber mit dem reproduzierten Sound vom Band konnten sich wohl andere auch nicht anfreunden. Ein ulkiger Moment, als ihm eine Feder aus dem Hut runtersegelte und ein Roadie angerannt kam und sie aufhob, da musste sogar der Keyboarder lachen.
Im Gegensatz zum letzten, restlos ausverkauften Auftritt von UFO im Jahre 2000 gab's noch viel Platz im Capitol, das mag an dem Eintrittspreis von Abendkasse (35.- Euro) liegen (zum Vergleich - 18.11.2000: im VVK 47,50 DM) doch dies kümmerte Phil Mogg & Co nicht und sie stiegen gutgelaunt ein. Sofort spürte man, es ist endlich mal wieder eine Band, die miteinander spielt. Beim letzten Konzert wurde GEGENEINANDER musiziert, werde nie vergessen, wie Herr Schenker 3x links herausging, von eigenem Roadie die 1,5 m per Taschenlampe geleuchtet bekam und die anderen 3x rechts die Bühne verließen und man zwar gemeinsam auf der Bühne stand aber nicht miteinander kommunizierte. Vinnie Moore spielt in der gleichen Liga wie Michael Schenker, seine ersten beiden Platten sind phänomenal-verträumte Instrumental-Trips und er schrieb auf der neuen Platte "You Are Here" gleich acht Songs mit Phil zusammen. Und auch der Drummer Jason Bonham, mittlerweile mit Glatze, ist mehr als der Sohn von John Bonham: Bereits 1984 spielte er mit AIRRACE das gesuchte "Shaft Of Light" ein, danach hatte er mit der nach ihm benannten Band BONHAM mehrere Platten veröffentlicht. Vom neuen, von diesem Standpunkt aus guten Album wurden vier Songs gespielt, nämlich das treibende "Jelloman" (hört sich bei Phil immer wie Ghettoman an!), "When Daylight Comes To Town", "The Wild One" und "Baby Blue". Vinnie wechselt des öfteren von der E-Gitarre auf eine Akustik-Klampfe, die auf einem Ständer hängt, hat man bei Schenker auch nie gesehen. Pete Way schießt wie immer mit seinem tiefhängenden Bass angedeutete Gewehr-Salven ins Publikum und turnt nach wie vor auf der Bühne herum, schön zu sehen, dass sich einige Dinge nie ändern :-) Und Phil Mogg, der nach wie vor so nuschelt, dass man immer meint, er sei ein wenig angetrunken, ist noch schlanker geworden, das ist aber alles unwichtig, denn die Performance stimmt. So lange das atmosphärische schöne "Love To Love" weiterhin im Set ist, hier Paul Raymond an den Keyboards (nachher zeitweilig auch an der zweiten Gitarre) oder auch der Favorit "Too Hot To Handle" ist alles in Butter. Sicher, man hätte tatsächlich die Chance nutzen können, mehr oder überhaupt Material von der Schenker-losen Zeit zu spielen, wie hinterher bemängelt wurde, aber der Auftritt wusste zu gefallen. Zwar leicht (?) voraussehbar bei den Zugaben "Only You Can Rock Me", "Lights Out" und "Doctor Doctor" aber solide und gediegen. Unter den Anwesenden, Altersdurchschnitt ca. 41, Frauenquote ca. 4% (!) war doch tatsächlich ein ca. 10-jähriger Junge auszumachen und plötzlich überreichte Phil ("We have a surprise for the two oldest people here tonight") ihm und einem anderen offenbar ganz jungen Besucher die neue CD. Und dies obwohl zeitgleich gegenüber in Ludwigshafen die Marionetten von PRELUDERS / OVERGROUND ein Konzert "spielten" - jene Pappfiguren werden nächstes Jahr vergessen und durch neue Statisten ausgetauscht, UFO werden dann aber sicher immer noch touren. Dann wird der heute 10-jährige sagen können: "You Are Here - I was there!"
Nur schade, dass im Gegensatz zu den Casting-Clonen dieses Konzert der Lokalpresse, dem Mannheimer Morgen, kein Wort wert war ...



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