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Fear-Dark-Festival mit Immortal Souls, Slechtvalk, BrainFAQ, Lightmare   07.03.2003   Chemnitz, ZV-Bunker
von dh und tk

Dank fear-dark.com und whirlwind-music.de, die dieses kleine, aber feine Festival organisiert hatten, konnten wir die Finnen Immortal Souls und die Holländer Slechtvalk erstmals auf deutschen Bühnenbrettern sehen und hören. Deren letzte CDs - für unsereins derzeit das beste, was es auf dem Melodic Death/Black Metal-Markt gibt - schrien geradezu danach, eine livehaftige Umsetzung zu erfahren.

Der ZV-Bunker in der Vorerzgebirgsmetropole Chemnitz mausert sich immer mehr zu einer angesagten location für den Hardmusic-Underground, so dauerte es nicht lange, bis an der Eingangstür der Hinweis "Ausverkauft" klebte. Drinnen war's allerdings sehr beengt, präziser ausgedrückt: Bewegungsfreiheit gleich null! Dennoch kämpften wir uns erst zu Fear-Dark-Raffi vor, um uns an dessen Stand mit den nötigen "Utensilien" einzudecken, um dann weiter Richtung Bühne zu drängeln, wo Lightmare bereits die ersten powermetallischen Töne ins Publikum schmetterten. Sie fungierten diesmal als Opener, zogen in routinierter Weise ihren Set durch, wenngleich wir auf neue Kompositionen aus dem Hause Gutjahr & Co. auch nach eineinhalb Jahren verzichten mußten. Da Schlagwerker Gerd Luecking krankheitsbedingt ausgefallen war, angelte man sich kurzerhand Alex Wenzel, der auch schon auf den ersten beiden Lightmare-Scheiben die Schießbude bediente. Andi frickelte sich wieder herzerfrischend durch die Songs, Sänger Lucky animierte das noch etwas schwerfällig wirkende Publikum so gut es ging. Dennoch bleibt festzuhalten, daß klassischer Powermetal in der Erzgebirgsregion immer noch einen schweren Stand hat und die Mehrzahl der Besucher wohl auch nicht zur Anhängerschaft dieser Stilrichtung gehörte.

Ganz anders bei BrainFAQ, die wiederum ein Heimspiel hatten und mit ihrer Mischung aus Hardcore und modernen Metalsounds die hüpfenden und moshenden Anhänger mobilisieren konnte. Der Schwerpunkt der Songs lag natürlich auf dem aktuellen Album "Nutze die Zeit", aber auch die älteren thrashlastigen Stücke wurden begeistert aufgenommen. Am Sound konnte man eigentlich nicht herummäkeln, wenngleich die schlauchförmige Form des Bunkers nicht unbedingt ein Garant für eine brillante Akustik bietet. (Er ist ja eigentlich auch nicht als Konzertlocation gebaut worden :-) - Anm. rls) Sei's drum, BrainFAQ gehören in ihrem Metier zu den absoluten Topacts und haben mit diesem Gig wieder einmal bewiesen, dass sie sich vor den angesagten Megasellern keineswegs verstecken müssen.

Slechtvalk
Während sich die ausgelaugte, schwitzende BrainFAQ-Anhängerschaft Richtung Ausgang bewegte, kämpften wir uns wieder in Richtung Bühne vor, denn nun enterten Slechtvalk dieselbige. Die Holländer hatten sich für uns extra "in Schale geschmissen" und erinnerten in ihrem Outfit inkl. Bemalung an im Hinterholz hausende Waldschrate, die sich in die Stadt verirrt hatten. :-) Paßte dennoch gut zum Sound der Blackmetal-Recken, die erst zum zweiten Mal in dieser Besetzung live spielten. Eine gewisse Unsicherheit mit Timing-Problemen der Instrumentalisten war zu Beginn ihres Gigs auch ganz offensichtlich, doch nach drei, vier Songs hatten sie das soweit abstellen können. Der kleine, quirlige Frontkreischer Shamgar und sein bulliger Kollege Othar bedienten ihre Äxte mit einer beispiellosen Intensität und Präzision und straften somit alle Lügen, Blackmetal-Gitarristen seien in ihrem Saitenspiel unterentwickelt oder limitiert. Trommler Grimbold, der seine Felle windelweich prügelte und Basser Nath - mit einer phasenweise sehr eigenwilligen Haltung seines Instruments - trugen zum überaus guten Sound der Holländer bei. Einzig und allein Fionnghuala in ihrem Gothickleidchen wirkte deplaziert. Zum einen paßten ihre schlangenförmigen Bewegungen nicht so ganz zur Optik der Hauptakteure, zum anderen kam sie mit ihren Sopran-vocals auch nicht gegen diese Soundwand an. Auf CD ist sie sicher eine Bereicherung, live macht sie sich eher überflüssig. Slechtvalk boten hauptsächlich Material ihres aktuellen Longplayers "The War That Plagues The Lands", gestalteten die Songs recht abwechslungsreich - wobei der High-Speed-Anteil überwog - und konnten dem Publikum begeisterte Reaktionen entlocken. Jedenfalls müssen sich solche Satansbraten wie Dark Funeral, Marduk oder Mystic Circle in Zukunft warm anziehen, denn diese Band will auf den Black Metal-Thron (m.E. gehört sie da auch hin - Anm. tk).

Immortal Souls
Nach soviel druckvollem Geprügel war erst mal eine Verschnaufpause angesagt, bevor der Headliner des Abends zum Kopf- und Haareschütteln einlud. Die Finnen Immortal Souls haben es mit ihrem neuen Longplayer "Ice Upon The Night" geschafft dem Vorgänger "Under The Northern Sky" nochmal einen drauf zu setzen und gehören für unsereins zur Speerspitze des melodischen Deathmetals - von der Band selbst liebevoll als "dark winter metal" bezeichnet -, was angesichts der Emotionalität, die diese Musik ausstrahlt, tatsächlich zutreffend ist.
Immortal Souls begannen ihren Set mit einigen Soundproblemen, die allerdings eher durch den Mann am Mischpult verursacht wurden, denn der meinte es in punkto Lautstärke etwas zu gut mit der Band. Doch nach drei Songs war auch dieses Problem beseitigt und wir konnten die Musik der Finnen in vollen Zügen genießen.
Das neue Material ist noch mal um einige Elemente erweitert worden. Gothic-Einflüsse mit cleanem Gesang waren ebenso erkennbar wie thrashige und doomige Passagen. Immortal Souls schafften es, die Vielschichtigkeit ihrer Musik auch live umzusetzen und glänzten mit einem souveränen Auftritt, der einmal mehr die außergewöhnliche Klasse dieser Band unterstrich. Esa Särkioja, mittlerweile als einziger Langhaariger bei den unsterblichen Seelen verblieben, konnte sich mit einigen erdbeerigen Gitarrensoli in Szene setzen. Die musikalischen Vergleiche zu Children Of Bodom oder In Flames sind zwar nicht ganz abwegig, erscheinen mir (tk) aufgrund des live dargebotenen Materials aber doch etwas weit hergeholt. Neben Songs der neuen Scheibe präsentierten uns die vier Nordmänner aber auch Hits des Vorgängeralbums. Es mag an der vorgerückten Uhrzeit und dem mittlerweile doch sichtlich ermüdeten Publikum gelegen haben, dass Immortal Souls auf Knaller wie "Snow Soul" oder "The Cleansing" verzichteten. Dennoch wurden sie ihrem Headliner-Status vollkommen gerecht, dürften zudem mit diesem Gig neue Fans hinzu gewonnen und für genug Eigenwerbung gesorgt haben. Von dieser Band werden wir in naher Zukunft noch einiges erwarten dürfen. Weiter so.

Setlist Immortal Souls:
1. Welcome To North
2. Divine Wintertime
3. Dark Night
4. Sacrifice
5. Cold Northwind
6. Suicidalive
7. Until
8. You
9. Cold Streets
10. Painthings
11. Winterheart



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