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Grave Digger, Brainstorm, Tierra Santa    12.01.2002     Offenbach, Hafenbahn
von tk
 

Kann ein neues Jahr schöner beginnen als mit so einem Package anspruchsvoller metallischer Tonkunst? Ich freute mich ja schon während der CRN auf dieses Ereignis, denn lediglich das Weihnachtsfescht und der Jahreswechsel lagen zwischen diesen beiden Events. Nachdem ich mich bei Dirk erstmal mit Kaffee und selbstgebackenen (?) Muffins gestärkt hatte, zogen wir los in Richtung Hafenbahn, wo auch schon eine Horde Metaller mehr oder weniger fröstelnd vor dem Eingang herumstand.
Drinnen genehmigten wir uns neben einem aufmerksamen Blick in Richtung Merchandising-Stand das obligatorische Bierchen, bevor wir Richtung stage pendelten und nebenbei noch Spaß hatten, das Publikum unter die Lupe zu nehmen. Besondere Aufmerksamkeit verdiente sich eine Oma jenseits der 70, die mit Grave Digger-Shirt „bewaffnet“ wohl demonstrieren wollte, daß sie nun ganz und gar nicht zum alten Eisen gehörte. Leute gibt’s!
Das Warten auf Tierra Santa schien kein Ende zu nehmen, erst mit einer Verspätung von 30 Min. enterten die fünf Kings of Metal die Bühne. Dann gings los und während sich bei mir mal wieder Adrenalinstöße nicht gekannten Ausmaßes einstellten, schien der größte Teil des Publikums noch etwas verhalten zu reagieren. „Pegaso“ war ein Opener nach Maß, danach folgten überwiegend Songs der letzten drei Alben, die live allesamt amtlich rüber kamen und der Studioqualität locker standhielten. Roberto quälte seinen Baß mit ungeheuerlichem Einsatz, Arturo smilte sich durch den gesamten Gig und Angel sang, wie es nur einem spanischen Metalero gebührte. So muß melodischer Powermetal vorgetragen werden und nicht anders. Zum Schluß wurden Tierra Santa wirklich abgefeiert, was sie sich auch redlich verdient haben. Leider war der Gig mit 35 Minuten viel zu kurz; das nächste Mal bitte als Headliner mit mind. 2 Stunden Spielzeit :-)
Danach kamen Brainstorm, und ich darf vorwegschicken, daß ich mich von nun an etwas intensiver mit dieser Band beschäftigen werde, woran ganz klar dieser arschgeile Gig der Deutschen schuld ist – Roland wird’s freuen (nicht nur mich – Anm. rls). Hier wurde uns progressiver Powermetal allererster Kajüte um die Ohren geballert, noch dazu in einem Soundgewand, das in technischer Hinsicht einfach nicht mehr zu toppen war. Fronter Andy ist ja nun wirklich ein Spaßvogel vor dem Herrn und hat dazu noch Shouterqualitäten, wie man sie auch nicht alle Tage findet in deutschen Landen. Die Songs waren alle aus einem Guß, sauber gespielt, teilweise mit wahnwitzigen Einlagen und kamen mit einer Power rüber, daß ich es schon fast nicht glauben wollte. Das Publikum zeigte erste Ausraster, die Security direkt vor uns war in höchster Alarmbereitschaft. Nach etwa 45 Minuten zogen die Helden von dannen und zauberten auf so manches Gesicht eine Mixtur aus Fassungslosigkeit und endloser Verzückung. Nach dieser Tour werden Brainstorm in aller Munde sein, da bin ich mir sicher.
Nach einer größeren Umbaupause, Grave Digger arbeiteten noch mit zusätzlichen Lichteffekten, kam erst der Reaper, dann der Rest der Band unter enthusiastischem Beifall auf die Bühne. Boltendahl war begeistert vom Offenbacher Publikum und verglich es mal eben mit dem vom Wacken Open Air, was schon ein außerordentliches Kompliment darstellte. Der neue Saitenhexer Manni Schmidt zeigte sich in guter Form, wobei ich die Grabschaufler unter Lulis bisher noch nicht live gesehen habe. Die Songs wurden alle wie aus einer Kehle lauthals mitgesungen, Partystimmung war in jedem Fall angesagt. Nur der Sound ließ einige Wünsche offen, so wummerte der Baß doch etwas so wuchtig aus den Boxen, daß man phasenweise die Gitarre kaum hörte und alles irgendwie in einem Soundbrei unterging. Nach etwa einer Stunde sollte sich dieser fade Beigeschmack aber glücklicherweise eingestellt haben, und wir konnten das ein oder andere Riffgewitter in vollen Zügen genießen. Ob nun „Knights Of The Cross“, „The Grave Digger“ oder „Excalibur“ – alle Songs wurden frenetisch abgefeiert. Hier zeigte sich die ganze Routine der Band. Allen voran Chris Boltendahl, der die Meute immer wieder zum Mitsingen und Bangen animierte. Ohne bisher ein großer Anhänger der deutschen Teutonen-Institution gewesen zu sein, überzeugten Grave Digger und blieben nicht hinter meinen Erwartungen zurück. Nach drei (!) Zugaben und satten zwei Stunden Spielzeit (so viel würde ich mir von mancher US-Band auch mal wünschen!) verabschiedeten sich Grave Digger Richtung Dusche, während wir nach Sauerstoff und einer Erfrischung lechzend das Freie aufsuchten. HEAVY METAL RULES! Dieser Abend hat es noch mal deutlich unterstrichen.
 
 




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