Thoralf Pötsch & Band, Stutzki, reiprich&pötsch die band 27.01.2001 Kohren-Sahlis, Foyer der Ev. Heimvolkshochschule von rls Anläßlich eines
Gitarrenseminars bietet es sich ja förmlich an, den Referenten auch
gleich noch konzertant agieren zu lassen. Ergo trommelte Thoralf Pötsch
einen Stapel seiner Bandkollegen bzw. -nahestehenden zusammen und beschallte
mit selbigen das mit reichlich Hall aufwartende, aber dennoch einen guten
Sound nicht zur Unmöglichkeit verkommen lassende Foyer der Evangelischen
Heimvolkshochschule (früher hieß das simpel "Rüstzeitheim")
im beschaulichen Töpferstädtchen Kohren-Sahlis, auf halbem Wege
zwischen Leipzig und Chemnitz befindlich. Neben den Seminarteilnehmern
hatten sich auch ein paar Handvoll externe Zuhörer eingefunden.
Carsten Stutzki bediente bei den anderen Formationen hauptamtlich das Mischpult, aber solch einen einzigartigen Menschen stellt man natürlich nur zu gerne auch auf die Bühne. Stutzki singt nach wie vor zum Klange der Laute (oder was auch immer das war) seine auf mittelhochdeutschen Texten beruhenden Weisen, hatte diesmal perkussive und vokale Unterstützung zur Verfügung, die unter Beweis stellte, auch Flöte blasen zu können, und trieb das Publikum mit schnoddrigen Ansagen ein ums andere Mal zu Lachanfällen. Sitcomartig die Szene, als er ankündigte, jetzt käme etwas Ruhigeres, und prompt mit lautem Getöse im Publikum eine leere Bierflasche umfiel. Ich hatte Stutzki fast drei Jahre nicht live gesehen und konnte mich nicht erinnern, daß er beim letzten Mal auch so locker agiert hätte. Von daher also eine sehr angenehme Überraschung, die sich noch vergrößerte, als in den letzten Song, ein Frühlingslied, plötzlich die komplette reiprich&pötsch band einfiel und ein Musterexempel einer sinnfälligen Kombination aus Mittelalter und Rock ablieferte. Daumen weit hoch! Nach einem Viertelstündchen
Pause stand dann eine Formation namens "Thoralf Pötsch & Band"
auf der Bühne. Diese ergab sich, indem man von reiprich&pötsch
die band Torsten Reiprich subtrahierte und statt dessen einen zweiten Gitarristen
namens Patrick hinzufügte. Auch die Gewichtung von Musik und Text
änderte sich: Der Set wurde von Instrumentalnummern dominiert (die
wenigen Vocals sang Thoralf selbst - sie waren aber eh kaum zu vernehmen)
und lagerte sich stilistisch irgendwo zwischen den beiden großen
SAs, die da SAntana und SAtriani heißen. Und es war sicher kein Zufall,
daß ich beim heimatlichen Abendbrot vor dem Gig "Alpha" von Asia
im CD-Player hatte: Man wage das Gedankenexperiment, die Keyboardparts
der alten Asia-Platten auf die Gitarre zu übertragen und umgekehrt
- das Ergebnis dürfte nicht allzuweit von der Pötsch-Combo entfernt
liegen. Zwei Akustik-Instrumentals mit expliziten lateinamerikanischen
Einflüssen sorgten für besinnlichere Momente, ansonsten regierte
nicht übermäßig schneller, aber filigraner Traditionsrock.
Egoprobleme hat Thoralf nicht - auch Patrick durfte einige Soli beisteuern,
und selbst Neu-Bassist Ecki (der übrigens in Essen wohnt und regelmäßig
durch die halbe Republik gondelt, um bei der Band mitzuwirken - geht auch
nicht ohne 'ne Großportion Enthusiasmus) bekam einige Leadparts zugewiesen.
Größter Trumpf (neben Thoralf selbst natürlich, der mit
einem riesigen Spektrum von gefühlvoll über freakig und energiegeladen
bis zu flitzefingerig den Nachwuchsgitarristen im Publikum zeigte, wohin
sie in 15 Jahren ständigen Übens bei ordentlichem Talent auch
kommen können) war allerdings Neu-Schlagzeugerin Kathrin, die ihr
Instrument mit von einem Uhrwerk nicht allzuweit entfernter Präzision
bearbeitete und trotz ihrer gerade mal 19 Jahre mit einer stoischen Routine
spielte, dennoch aber genug jugendlichen Enthusiasmus herüberklöppelte,
um ihren Bandkollegen, die teilweise ihre Väter sein könnten,
ordentlich Dampf unterm Hintern zu machen. Flöte spielen (siehe Stutzki)
und singen (mit einer dunklen, warmen Stimme, die trotzdem so ganz und
gar unschwarz, unsoulig klang) kann sie übrigens auch noch - ein kleines
Multitalent also, das die Reihen dieser Herren ganz ausgezeichnet ergänzt
und ein großes Scherflein zum Gelingen dieses Gigs beitrug. Und daß
einige Songs an diesem Abend ihre Livepremiere erlebten und nicht immer
so gespielt wurden wie geplant, bemerkte der nicht mit ihnen vertraute
Zuschauer überhaupt nicht.
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