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bez iluze, Ten Sing KGB    17.06.2000    Frohburg, Alter Friedhof
von rls

Das 2000er Jugendwochenende im Kirchenbezirk Borna bot der lokalen Ten Sing-Formation (KGB steht übrigens für Kitzscher-Geithain-Borna; Geithain gehört zwar schon wieder zum Nachbarkirchenbezirk Rochlitz, aber was soll's ...) die willkommene Gelegenheit, ihr neues Programm "Leute gibt's ..." uraufzuführen. Und wie das bei Premieren so ist, ging einiges schief, aber der Enthusiasmus aller Mitstreiter machte vieles wieder wett. Thematisch setzte man sich mit der toleranzeinwerbenden Aussage "Jeder Mensch ist anders" (die noch durch den im Programmheft abgedruckten Spruch "Wenn alle Menschen gleich wären, würde im Prinzip einer genügen" getoppt wurde) auseinander und hatte das Programm analog dazu eingestellt. So erklangen nacheinander Pink Floyds "Another Brick In The Wall", "Join Me" von HIM (!!!) und der im Gegensatz zu einem gewissen anderen Stück noch nicht totgespielte Dylan-Oldie "All Along The Watchtower". Zwar hätte der Chor streckenweise etwas kräftiger hervortreten dürfen (warum hat er eigentlich nicht die fehlenden Piano-Passagen in "Join Me" übernommen?), lag Bassistin Sandra Lenz ein paarmal neben der Spur und schaffte es Gitarrist Clemens Kostmann mehrmals, sich von der Bühne zu verkrümeln und nicht rechtzeitig wieder aufzutauchen, aber es gab auch genug Momente, die diesen Gig zu einem echten Erlebnis werden ließen. Völlig over the top präsentierte sich beispielsweise Katja Berger, die Westernhagens "Fertig" derart reibeisenartig rausröhrte, daß man meinen konnte, Janis Joplin herself stände da am Mikro. Nur die Britney Spears-Tanzeinlage hätte man sich echt schenken können (verstehe sowieso nicht, warum sowas in Ten Sing-Kreisen so beliebt ist, vor allem, wenn man's dann nicht vernünftig hinkriegt). Für den ungeplanten Höhepunkt sorgten allerdings vier zufällig anwesende Mädels aus Südafrika, die mal eben aus dem Stegreif einen lupenreinen gospeliten Satzgesang einstreuten. Nicht nur an dieser Stelle spendete das Zelt tosenden Beifall.
Wenn der gestrenge Thomas eine Band nach allen Regeln der Kunst abfeiert, dann müssen die schon ordentlich was können. Und bez iluze stellten an diesem Abend denn auch ihre extraordinäre Klasse unter Beweis. Die Prager rockten mit einem derartigen Groove drauflos, daß für tot erklärt werden müßte, wer dabei keinen Bewegungsdrang in sich spürt. Dabei verfiel das Quartett aber zu keiner Zeit in simple Auf-und-nieder-Hüpf-Stereotypien, sondern baute haufenweise Fills und rhythmische Schlenker ein, die die Kirche aber in jedem Falle im Dorfe ließen. Aktivposten waren speziell der Gitarrist und der Sänger, die sich auf der Bühne dergestalt bewegten, daß Jugendwart Andreas Bergmann akut Angst um den physischen Zustand der Bretter haben mußte. Dagegen bewegte sich der Basser nahezu gar nicht - kein Wunder, denn es war ein Aushilfsbassist, der vorher ganze zweimal mit dem Bandrest geprobt hatte, es sich aber trotzdem nicht nehmen ließ, seine Rhythmusparts mit wildem Geslappe oder funkigen Läufen anzureichern. Nicht mal durch die Tatsache, daß mitten im Set aufgrund einer Überlastung einer Kabeltrommel das komplette Licht ausfiel, ließen sich bez iluze stören - sie rockten halt im Dunkeln bzw. bei Kerzen- und Taschenlampenschein weiter. Da die Tschechischkenntnisse des Publikums eher spärlich waren, blieb zwar die Botschaft auf der Strecke, aber die erstklassigen musikalischen Leistungen (zu der auch Saxophonklänge sowie an Jethro Tull gemahnende Flötentöne gehörten) schwebten auch so intensiv genug durch den Äther, und die ob des bereits lodernden Lagerfeuers sich gelichtet hattenden Reihen ließen die Band natürlich nicht ohne drei Zugaben von der Bühne. Ergo: Bei Gelegenheit unbedingt ansehen!
 



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