www.Crossover-agm.de Das Talsi Mundharmonika Orchester: die ganze Story!

von *tf anno 2003

Eigentlich fängt unsere Geschichte schon im Oktober 2002 an. Eine Gruppe sächsischer Jugendmitarbeiter weilte im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms in der evangelischen Gemeinde in Minsk. Klein, ärmlich und in dörflichem Ambiente feiert die Gemeinde - übrigens die einzige in Minsk, die nach Stalins Religionshetze übrig blieb - in einem na sagen wir Ausbauhaus ihre Gottesdienste und bietet Veranstaltungen für jung und alt. Der festem und fröhlichem Glauben entsprungene Optimismus und Aufbauwillen steckte die sächsische Gruppe an und so ergab es sich, dass zwei der Teilnehmer, Sven Enger (Sozialpädagoge in Dresden) und Thomas Feist (Musikreferent beim Landesjugendpfarramt), einen Plan schmiedeten, um der Gemeinde zu helfen. Als erstes organisierte Thomas ein von der Gemeinde sehnlichst gewünschtes Keyboard. Dies tut mittlerweile als Orgelersatz gute Dienste und ist auch für den Gemeindechor passabel einsetzbar. Siehe auch http://www.evjusa.de/jumusik/bandarbeit/international/minsk/index.htm

Mundharmonika-King Sven
Eine gute Tat war jedoch zu wenig, um den Elan zur Hilfe aus Sachsen zu bremsen. Sven machte sich daran, einen von ihm entwickelten und mehrfach volkshochschul- und workshopgetesteten Mundharmonikakurs für Minsk zu modifizieren. Die Idee, die dahinter steckt: der Einsatz musisch-kreativer Methoden ist einer der Schlüssel für gelingende Jugendarbeit - in und außerhalb der Kirche. Und muss es immer Gitarre sein? Nein: Mundharmonikas sind ebenfalls wenn nicht noch besser geeignet: Unschlagbar im Preis und hosentaschenformatig erfordern sie von Anfang an körperlichen Einsatz, der eine positive innere Haltung notwendig macht, soll der Ton gelingen. Ein weiterer Pluspunkt: der Ton entsteht - zumindest beim Einziehen der Luft - in mir selbst, wird ein Teil von mir. Distanz zum Musikalischen hat so keine Chance. Nun gab es einen Plan und plötzlich Schwierigkeiten in Minsk. Der "Monarch" Weißrusslands, Lukaschenko mit Namen, entpuppt sich mehr und mehr zum erklärten Feind der Religionen und ihrer Vorhaben. Die Minsker evangelische Gemeinde bekam große Probleme mit ihrem geplanten Kirchenbau. Und so gab's verständlicherweise Wichtigeres als Mundharmonikas. Vorerst.
Zwischenzeitlich brachte eine Tagung des Landesjugendpfarramtes gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands im April 2003 neue Kontaktmöglichkeiten. Dies nahm Thomas zum Anlass, um gemeinsame Projekte für Musiker hier wie dort zu planen. Mit Erfolg, wie sich bald herausstellte. Jedes Jahr Anfang September gibt es nämlich ein großes Musikfestival der Evangelischen Jugend Lettlands und dort sollte auch eine Band aus Deutschland teilnehmen. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. Wie ging's mit den Harmonikas weiter? Thomas erzählte seinen lettischen Partnern vom Minsker Plan und wie schade es doch sei, dass momentan dort kein Workshop möglich sei. Es dauerte nicht lange, da fragten die Verantwortlichen in Riga, ob denn nicht so ein Kurs auch in Lettland stattfinden könne, man hätte ein Dutzend ehrenamtlicher Jugendleiter, die diese Methode spannend fänden.
Nach einigem Hin und Her wegen verschiedener vor allem terminlicher Koordinationsprobleme sind inzwischen mehrere Monate vergangen und Sven und Thomas sind - neue Einstellung/Blende 8 - gerade auf dem Weg nach Talsi, einer Kleinstadt 120 Kilometer westlich von Riga. Am Steuer des Kleinbusses sitzt Zane Leja, die rechte Hand des lettischen Landesjugendpfarrers. Sie hatte den Workshop organisiert und kümmert sich die nächsten Tage um unser aller Wohlbefinden. Eingetroffen in Talsi waren es zunächst acht, im weiteren Verlauf zehn weibliche Wesen, welche die Kunst des Mundharmonikaspiels erlernen wollten. Sven hatte seinen Workshop vorsorglich ins Lettische übertragen lassen und mit englisch und etwas deutsch war die Kommunikation keine Schwierigkeit. Nachdem in den ersten Workshopeinheiten Grundbegriffe geklärt waren und in den Pausen aus allen Ecken das zarte Flöten übender Harmonikas klang, stellte Thomas das Mundharmonikaorchester Talsi zusammen.

Beim Workshop
Gemeinsam wurden einfache aber wirkungsvolle Stücke - Gospels á la "Oh when the saints go marchin' in" oder "Kumbayah" arrangiert, und es dauerte nicht lange, bis das Zutrauen der Teilnehmer in die eigene Leistung ein wirkliches Gospel-Feeling aufkommen ließ.
Chorische Passagen, solistische und rhythmische Mundharmonikaeinsätze und Kochgeschirrpercussion wechselten sich dann auch beim Konzert zum Abschluss des Workshops ab, welches in der Kirche in Talsi stattfand. Die Teilnehmer des Kurses, ehrenamtliche Jugendleiterinnen und Musikpädagoginnen, welche auch noch in Grundlagen des Bluesspielens eingeführt wurden, erhielten dann noch weitere Harmonikas, um den Workshop ihrerseits durchführen zu können. Die Mundharmonikas wurden übrigens von Sven für diesen Zweck gesponsert. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches "Paldies!" (lettisch "Danke!"). Wir (Thomas und Sven) bedanken uns unsererseits für die herzliche Einladung und sagen "bis zum nächsten Mal!" Übrigens: ein populäres lettisches Lied bekamen wir auch beigebracht. Für alle Interessierten hier der Text.
Omnibuss, Omnibuss / Jedrauc mana darza kluss
Izbrauka man Tomatus, Redisus un Burkanus / Un aizbrauc nezinama virziena

Übergabe der Mundharmonikas an die lettischen Lernwilligen
Wer an einem Mundharmonikaworkshop interessiert ist, meldet sich bitte unter feist@evjusa.de direkt bei mir.
Hier gibts noch mehr und auch größere Bilder:
http://www.evjusa.de/jumusik/bandarbeit/international/lettland/seminar03.htm



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