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MOTORSHEEP
Thomas Neumann unterhielt sich anno 1998 mit Birgit Fischer

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Könnt Ihr Euch zunächst mal ganz kurz vorstellen?

Die fünf musikalischen Mitspieler sind:
Beat Halberschmidt (Hamburg - Bass)
Henning Brandt (Hamburg - Schlagzeug, Percussion, Octapad)
Dirk Schilling (Köln - Gitarre, Elektronik)
Peter Zink (Hamburg - Elektronikchefkoch)
Birgit Fischer (Hamburg - Gesang, Texte etc.)

Die optische Band sind:
Cornelia Franke (Frankfurt a.M. - Videoartistin)
Isadora Tast (Hamburg - Fotografin und Videoassistenz)

Alle Mitspieler spielen seit Jahren auf verschiedensten Bühnen. Beat Halberschmidt hat u.a. den Bass auf dem letzten Cucumber Men-Album eingespielt. Henning Brandt spielt seit seiner Kindheit Schlagzeug und hat z.B. bei The Colour Red (u.v.a.) getrommelt. Dirk Schilling hat bereits verschiedene Elektro-Avantgarde-Platten herausgebracht, u.a. "Keroxin", auf der er keinen einzigen Gitarrenton spielte. Er ist unsere Schnittstelle zwischen Elektronik und klassischen Instrumenten. Peter Zink kümmert sich um unser kleines Heimstudio, wo wir unsere Ideen ausbrüten und festhalten.

Was hat Euch bewogen, eine Band zu gründen und Musik zu machen?

Nach 10 Jahren Rockbanderfahrung, in der ich mit den jeweiligen Projekten in Deutschland kein Label für meine Musik begeistern konnte, hatte ich meine Koffer bereits wieder für London gepackt. Ich war dort schon einmal für 1 Jahr und weiß um die lebendige Musikerszene dort, speziell für mich und meine in Deutschland als unverkäuflich geltende Musik. Doch der John Lennon Talent Award 1997 kam mir dazwischen. Mit Peter Zink erstellte ich ein 4-Spur-Demo, und wir bewarben uns.
Wie ein Schlußstrich warfen wir das am letzten Tag fertiggestellte Tape in den Briefkasten und - kamen in die Vorausscheidung. Jetzt hieß es live zu bestehen. Mit meinem Sandkastenfreund Frieder Bachmann (Tänzer und Choreograph) und Peter Zink überlegten wir uns ein neues Konzept, das sich von normalen Rockbandpräsentationen abhob. Durch Frieder wurde der Kontakt zur Videoartistin Cornelia hergestellt, die Mitmusiker waren durch den Multi-Media-Charakter schnell gewonnen.
So kam es, daß wir den ersten Preis gewannen (30.000,- DM) und 12 Jahre in ein sogenanntes Förderprogramm integriert waren. Über die dort geknüpften Kontakte sind wir auch an unseren Produzenten Paul Grau (Anger 77, Rausch, Fury in the Slaughterhouse u.a.) gekommen, mit dem wir ein Demo aufnahmen, das motor music so begeisterte, daß sie uns nach dem ersten Showcase gleich unter Vertrag nahmen. Das zur Bandgründung.
Zum zweiten Teil der Frage, was uns dazu bewegt, Musik zu machen: Neben vielen menschlichen Gründen wie Eitelkeit, Abenteuerlust, Neugierde und Leidenschaft kommt bei mir hinzu, daß ich von dem Gedanken besessen bin, genau von dieser Musik zu leben. Diese Besessenheit half mir, die letzten 12 Jahren an meiner Vision, Träume Realität werden zu lassen, festzuhalten.

Seid Ihr überhaupt eine Band im herkömmlichen Sinne?

Nein, im herkömmlichen Sinne wohl nicht, ich würde uns eher als Multi-Media-Projekt bezeichnen. Aber was die menschliche Chemie, die Arbeit und die geteilte Verantwortung betrifft, so bilden die Mitspieler unsere Band - ein Team.

Euer Label preist Euch als "gebrauchsfähige Popmusik jenseits des serienmäßigen Flachsinnes". Dabei scherbeln in Euren Songs heftige Gitarren, und die rhythmische Vielfalt neigt gelegentlich zu eindrucksvoller Härte. Ist erfolgreiche Popmusik nach dem kommerziellen Erfolg ehemaliger Indie-Bands härter geworden?

Radiomonokultur durchbrechende heftige Gitarren erklingen in meinen Ohren eher wie liebliche Harfen, davon abgesehen traue ich dem gemeinen Popmusikhörer durchaus zu, nicht nur ein 4/4-Junkie zu sein. Ob erfolgreiche Popmusik härter geworden ist, weiß ich nicht, da ich mich mit Erfolg noch nicht auskenne. Wir laufen zwar zur Zeit auf Rotation bei Viva 2 und bei meiner Lieblingssendung "Alternative Nation" auf MTV mit unserem Video zu "Little Dancer", aber kommerziellen Erfolg kann man das nicht nennen. Die schnelle Mark sollte vermutlich weiterhin weichspülen ...

Wie ist das Major-Label Motor Music auf Euch aufmerksam geworden?

Siehe oben.

Hat der Name MOTORSHEEP eine über das Provozieren alberner Journalistenfragen hinausgehende Bedeutung?

Nomen est Omen - für uns stellt der Name folgendes dar: Extreme prallen aufeinander, der Anfang eines roten Fadens.
Die Texte - Zauberhafte Märchenwelten und Alpträume, Verrücktheit und Wahnsinn, Krankheit und Heilung, Liebe und Hass, Licht und Schattenwelten, die Reise ins Innere und der Exhibitionismus nach außen.
Live - minutiös Geprobtes und frei Improvisiertes. Das Album - wunderschöne Balladen und morbide Noisemonster, First-Takes und Perfektionismus. MOTORSHEEP ist unser roter Faden.

Es war zu hören, Du seiest von den Wohnsitzen Hamburg, New York und London geprägt. Was ist Deiner Meinung nach der Unterschied zu anderen jungen Frauen, deren Sozialisation geprägt ist sagen wir mal beispielsweise von Dobernitz, Emden oder Cottbus?

Großstädte sind meine Wohnzimmer in dieser Welt. Da, wo ich die Luft vibrieren fühle, weil hier tolle Musik entsteht, dort bin ich zu Hause. Wenn es einen fruchtbaren Boden zum Wachsen gibt für Musiker, ist das wohl das Wichtigste, egal ob New York, London, Hamburg oder Cottbus. Aber ich glaube, daß die unterstützenden Strukturen nur in den Großstädten ausreichend vorhanden sind. Wo man herkommt, ist egal, wichtig ist nur, wo man hingehen will.

© Neumi 1999









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