www.Crossover-agm.de WOTAN: Children Of Technology
von rls

WOTAN: Children Of Technology   (2R-Records)

Das ist nicht etwa die Naziband aus Koblenz, sondern eine gleichnamige Herde aus Berlin (aus Berlin!), die schon seit 1985 dabei ist und mit "Children Of Technology" ihren dritten Silberling eingehämmert hat (wenn man den nie erschienenen aus dem Jahre 1992 mitzählt). Allzuviel scheint den Herren um das letzte Urmitglied Carsten "Pusche" Piszczan (Texter und Stimmbandschwinger) aber in den drei Jahren seit der "Tranquility"-Scheibe nicht eingefallen zu sein, denn die acht Songs thrashen sich gerade mal knapp 35 Minuten durch den Laserstrahl, und von denen entfallen 504 Sekunden auf die Coverversion von "Temple Of Love". Außerdem wurde mit "World Of Terror And Nausea" der erste Song, den die Band je geschrieben hat, zugleich auch die Inspiration für den Namen gebend (lest die Anfangsbuchstaben mal hintereinander), als Opener plaziert. Nicht viel Neues also aus Berlin, aber wenigstens stimmt die Qualität. Wotan fabrizieren relativ typischen teutonischen Thrash Metal der zweiten Generation, also nicht das rohe Geprügel der frühen Kreator oder Destruction, sondern eher die etwas ausgefeiltere Variante, wie sie beispielsweise die damals als große Hoffnung gehandelten Assassin fabrizierten. Von "The Upcoming Terror" und "Interstellar Experience" (zwei starke Scheiben, die hier und da noch second hand aufzutreiben sein sollten - Tip!) unterscheiden sich Wotan allerdings erstens durch bedeutend weniger Leadgitarrenparts und zweitens durch den einen oder anderen Ausflug in Death Metal-Gefilde (man höre die Backing Vocals in "Before Death"). Außerdem wären die Hauptstädter in den Achtzigern wohl gesteinigt worden, wenn sie sich an eine Coverversion der Sisters Of Mercy gewagt hätten. Das Ding fällt mit seinem simplifizierten Riffing, den melodischen Gitarrenläufen und den weiblichen Backing Vocals ein gehöriges Stück aus der Reihe und gefällt mir ein ganzes Ende besser als der Crematory-Versuch, auch wenn man sich an Pusches herbe Vocals erst gewöhnen muß. In den Eigenkompositionen singt er allerdings noch unzugänglicher, und da die Texte im Booklet fehlen, stützt sich die Einstufung Wotans als politisch bewußt und eher linksorientiert nur auf die Songtitel und die verständlicheren Passagen. Insgesamt für jeden traditionsbewußten Thrashfreund ein ernstzunehmender Release, der, falls G.U.C.-Rüdi nicht neben der Spur gelegen hat, im Austausch gegen 23 DM (incl. P&V) bei Antonio Rankel, Roseggerstraße 40, 12059 Berlin, zu ordern ist. Der vernetzte Teil der Leserschaft kann auch auf http://www.snafu.de/~wotan-metal zurückgreifen. Übrigens, liebe Wotanler: Daß ihr nicht nur auf gewöhnliche Kinderarbeit zurückgreift, sondern sogar auf deren pränatale Variante, ist ganz und gar nicht nett. Laut dem Bandinfo wurde nämlich Bassist Eric Blume, der seit April 1997 in der Band spielt, am 02.09.97 in Berlin geboren ... :-)
 




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