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GLORY FIST: Josua
von rls

GLORY FIST: Josua   (Jesus' Fist Records/RockFart)

Jawoll, da tobt der Papst im Kettenhemd. Glory Fist aus dem schönen Erzgebirge haben nach dem Anfang 1999 erfolgten Release ihrer schon ein Jahr vorher eingespielten Debütscheibe "Thunder, Lightning And Rain" nachgelegt und mit ihrem Zweitwerk "Josua" einen völlig neuen Stil geschaffen: White True Metal. Musikalisch hat sich im Vergleich zum Debüt überhaupt nichts geändert, und das ist auch gut so, denn die tempomäßig variablen, dem Begriff "traditionell" alle Ehre machenden Metalhymnen kannten schon damals kaum etwas Vergleichbares, und über eine Stagnation auf einem derart hohen Qualitätslevel kann der geneigte Anhänger wohl kaum klagen.
Auf einem entscheidenden Areal hat sich bei Glory Fist aber doch etwas getan, und zwar bei den Lyrics. Wimmelten die Texte der alten Kompositionen nur so vor truemetallischen Klischees (Songtitel wie "Headbang Or Fuck You", "The Sword Is My Enemy" oder "Satan His Legions" sprechen da wohl Bände), so atmen die neuen Lyrics zwar immer noch dasselbe Vokabular, sind aber aus einem christlichen Blickwinkel heraus verfaßt. Die Bekehrung von Glory Fist fand übrigens am 2. Juli 1999 in Wohlbach statt, als sich Battle Bernhart (voc), Night Warrior (g), Skull (g) und Dr. Hans-Peter Voggenköhler (dr) vom Seventh Avenue-Gig bei der Lord's Party derart beeindruckt und inspiriert zeigten, daß sie sich spontan zwei Tage später im Gottesdienst taufen ließen und sich von Bassist Bad Mood trennten, da er keine entsprechende Glaubenserfahrung machte. Mit dem neuen Viersaitenartisten The Artist Formerly Known As Zwerg, früher bei den Black Metallern Zeminem und Wellness aktiv, aber mittlerweile ebenfalls bekehrt, entschlossen sich Glory Fist, ein biblisches Konzeptalbum einzuspielen, das auf dem Buch Josua beruht. Schon das dramatische Intro "Moses' Death", das mit tiefer Erzählstimme von der Übergabe des Amtes von Mose an Josua berichtet und in eine siebenminütige wagnereske Klassik-Bombast-Adaption mündet, dessen melodramatischer Höhepunkt Moses Begräbnis in einem Tal im Lande der Moabiter thematisiert, ist an Spannung kaum zu überbieten, und auch die folgenden knapp 60 Minuten wissen mit einer Krankenhausgroßportion truemetallischer Power, starken Melodien, effektiven Riffs und wuchtigem Drumming zu überzeugen. Besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle das mit einem unwiderstehlichen Marschrhythmus ausgestattete "Jordan Passage", das mit Hörnerklängen ausstaffierte "Trumpets Of Jericho", der Hyperspeedie "Devastation Of Ai", das zehnminütige Epos "The Battle Of Gibeon", das in die gleiche Kerbe hauende zwölfminütige "Partition Of The Land" und der düstere Rausschmeißer "Josua's Death", die in der heutigen Metalszene ihresgleichen suchen. Okay, hier und da kann man Parallelen zu Manowar ausmachen, aber vor allem Bernharts sirenenhafter Gesang grenzt die Erzgebirger von den Amis ab. Der Sound ist so druckvoll, wie er auf einer True Metal-Scheibe sein muß, und als einziger kleiner Schwachpunkt bleibt das ziemlich einfallslose Coverartwork, denn zu dem Thema hätte ein schönes Airbrush-Gemälde doch viel besser gepaßt als diese merkwürdige, nichtssagende Collage.
Als Fazit bleibt dennoch nur eins: White True Metal ist der Sound der Stunde, Glory Fist ist die Speerspitze dieser Bewegung, und "Josua" gehört in jede vernünftige Metalsammlung. Falls die Scheibe nicht im Laden zu finden sein sollte, ruft einfach mal beim Vertrieb an: 0231-5620140 (Götz verlangen).
 




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