(Eigenproduktion)

Am Anfang war der Traum: "der kommerziellen Musikbranche etwas entgegensetzen". So erklärt es das Beiheft des Freiberger Albums No. 1, welches auf Betreiben des Freiberger Rock e.V. (und mit der Unterstützung lokaler Unternehmen) veröffentlicht wurde. Enthalten sind 7 Freiberger Bands mit jeweils 2 Titeln. Ob es die Favoriten der Szene sind oder auch nicht – die Auswahl ist sicher gelungen, obwohl mancher innovatives Soundmaterial vermissen wird. Doch Tradition wird in Freiberg großgeschrieben: das Beiheft ist mit Frakturschrift gefüllt, die Initiatoren bekennen sich zu handgemachter Rockmusik, auf Werte wie Freude beim Musizieren und Nächstenliebe wird ausdrücklich verwiesen. Diese Haltung ist wahrlich eine unkommerzielle. Und so wirken die Stücke auf der Scheibe in der Tat unverkrampft. Dachziegel der Hoffnung, die jüngste der vertretenen Bands, kann es sich leisten, mit einem Werk der stolzen Länge von über 6 Minuten die CD zu eröffnen: mit relaxten Gitarrenriffs und hoffnungsvoll antiquierten Sounds (cry baby!). Danach: EMA spielen straighten Rock, der bei großstädtischen Nachwuchsfestivals keine Chance hätte: zu solide; Caipiranha mit einer starken weiblichen Stimme und interessanten Basswanderungen; The Shoelaces erinnern mit ihrem Sound an die Zeiten der "Golden Sixties" (jaja: verzerrte Gitarre und Jagger-Stimme meets Orgel und Klavier!); Die Uhrvögel trauen sich gar mit deutschen nachdenkenswerten Texten und Kirchenorgelklang in diese Zeit (wenn es "Ostrock" gibt, gehören die Uhrvögel auf jeden Fall dazu); Dachziegel der Hoffnung, deren Foto eine heimelige VERMONA-Atmosphäre verbreitet, schließen sich nahtlos an: hoffnungslos zwischen allen Schubladen ihre Musik, die Texte mehr als partyfeindlich; bei ad acta swingt's mal mit Synthiesound und Akustikklampfe, mal ragtimt's sogar mit starkem Text (Wohlstandszaun). Solides Handwerk, notiert das Beiheft. Wir folgern: für die Freiberger ist "solide sein" ein Qualitätsmerkmal, ein Auswahlkriterium.
Fehlen noch WAMB: Drei Instrumentalistinnen und ein Sänger (so 'ne Besetzung hab ich erst einmal gesehn!) spielen countrybeeinflussten Folkrock, der sogar meiner Schwiegermutter gefallen könnte ... Das letzte Stück der CD bringt es übrigens auf knapp 7 Minuten – richtig schön radiounkompatibler Seventies-Rock a la Atomic Rooster von EMA.
Erhältlich bei: Freiberger Rock e.V., Beethovenstr. 5, 09599 Freiberg, Tel: 03731-213222
 

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