www.Crossover-agm.de DYSLESIA: My Own Revolution
von rls

DYSLESIA: My Own Revolution   (Brennus)

Daß man auch in Frankreich hart zu rocken versteht, bewiesen am nachdrücklichsten Trust in ihrer stärksten Phase um 1980, und einige Jahre später plazierten Bands wie Sortilege oder ADX unser westliches Nachbarland auch auf der metallischen Landkarte. Als diese 1986 ihren Zenit erreicht oder teilweise schon wieder überschritten hatten, formierte sich in der Nähe von Bourg en Bresse (wo auch immer das liegt ...) ein Trio namens Dyslesia, um fortan zeittypischen Thrash Metal von sich zu geben. Doch kein Scout einer namhaften Plattenfirma kämpfte sich bis Bourg en Bresse durch, und so blieben Dyslesia ungesignedt (ist dieses Denglisch korrekt, Herr Experte Martin Seidel?), stockten ihr Line-up bis zum Sextett auf und modifizierten ihren Stil ein Stück weit in die Melodic Speed-Richtung. Dummerweise wollte seit Ende der 80er Jahre von solchen Sounds gar niemand mehr was wissen (jedenfalls kein Plattenfirmen-A&R), und so hielten sich Dyslesia hauptsächlich mit diversen Opening-Gigs für Größen wie Stratovarius oder Manowar bei Laune. Doch dann stieg anno 1997 eine Band namens HammerFall wie der sprichwörtliche Phönix aus den Verbrennungsrückständen auf, und plötzlich merkten alle Plattenfirmen, daß man mit solchen Sounds eine Menge Kleingeld einfahren kann. Da schöpfte auch unser Sextett namens Dyslesia wieder Hoffnung, schlachtete die verfügbaren Sparschweine, nahm eine Platte mit dem Titel "My Own Revolution" auf - und siehe da, eine kleine, aber feine französische Plattenfirma namens Brennus entschied sich, besagtes Scheibchen zu veröffentlichen. Bleibt die Frage, ob die Musikwelt denn nun gerade noch diesen Release gebraucht hat. Antwort: Ja und nein. Nein, weil Dyslesia definitiv nix Neues zu bieten haben. Ja, weil sie dennoch prima Mucke machen. "Anspruchsvollen Speed Metal" nennt das Infoblatt das, was Thierry Lebourg (v), Yves Bernardin (g), Francois Loprete (g), Jean Michel Foret (key), Jo Loprete (b) und Francois Brisk (dr) in den 10 Songs respektive 57 Minuten abliefern, und das ist gar nicht mal falsch ausgedrückt, auch wenn Dyslesia nicht permanent aufs Gaspedal drücken, sondern des öfteren in mittleren Tempi verharren und mit "Bad Memories" auch eine schöne Halbballade im Gepäck haben. Die Songs sind allesamt recht lang ausgefallen, was in der Spielfreude der Band begründet liegt - da noch 'n Solo, hier noch 'ne Harmony-Bridge usw. Thierry hat eine hohe, aber trotzdem relativ kräftige und nie ins Nervende abgleitende Stimme, wobei er speziell in den Himalaja-Höhen ein wenig an den jungen Michael Kiske (zu "Keeper I"-Zeiten) erinnert. Worüber er da singt, müßt ihr allerdings schon selber rausfinden, da meiner Promoversion mal wieder kein Textblatt beilag. Anhand des Covers tippe ich mal auf eine Mixtur aus Fantasy- und politisch-sozialkritischen Themen. Jedenfalls ist diese etwas zu höhenlastig produzierte Scheibe jedem Freund traditionellen, kraftvollen Melodic Speeds ans Herz zu legen. Wem z.B. Dyslesias Landsleute Dream Child gefallen haben, der wird auch an "My Own Revolution" Gefallen finden, denn beide Bands hören sich recht ähnlich an. Da Brennus meines Wissens keinen fähigen Vertrieb im Rücken haben, der die CD in deutsche Plattenläden stellt, hier noch der Hinweis, daß Rising Sun oder The Metal Merchant, mit ein wenig Glück auch EMP, den Dyslesia-Erstling im Programm haben dürften.
 






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