www.Crossover-agm.de DECEMBER DAWN: Of Gloom And Light
von rls

DECEMBER DAWN: Of Gloom And Light   (Eigenproduktion)

In Norddeutschland geht man schön gemütlich zu Werke. Diese These unterstreichen December Dawn aus Bremen auf ihrem Debütlongplayer "Of Gloom And Light", der immerhin auch schon wieder ein Jahr alt ist, aber erst jetzt den Weg in meine Gehörgänge fand. Vom Aufstellen neuer Geschwindigkeitsrekorde sind D.D. so weit entfernt wie Theo Waigel von einem ausgeglichenen Bundeshaushalt: Doom bzw. Gothic Metal heißt hier das Zauberwort. Langsam, schwermütig und gefühlsbetont geht die Band zu Werke, baut aber - im Gegensatz zu Doom-Ultras wie etwa den Amis Winter - immer wieder "Hoffnungs-Parts" ein. Den in der Fachpresse gezogenen Vergleich mit der schwedischen Doom-Legende Candlemass kann ich allerdings kaum nachvollziehen, denn dazu fehlt D.D. die alles niederwalzende Gitarrenriffpower, und außerdem hat Sänger Jörg Schlichting mit Candlemass-Frontmönch Messiah Marcolin stimmlich überhaupt nichts am Hut. Der ebenfalls gezogene Vergleich zu den beiden letzten Scheiben von The Gathering trifft´s von der Musik her schon eher, obwohl D.D.-Sängerin Ira Wohlgemuth wiederum mit Gathering-Frontknuddelbär Anneke van Giersbergen nicht zu vergleichen ist, sondern eher an Karin Trapp von Casket erinnert. Der Sound der spärlichen Gitarrenleads läßt schließlich noch einen Vergleich aufkommen, nämlich den mit den Briten Anathema.
Die acht zwischen vier und sieben Minuten langen Songs auf "Of Gloom And Light" sind durchweg ordentlich arrangiert und von hoher Qualität. Einziger echter Ausfall ist "Tears In A Torrent", das demonstriert, wie Doom nicht klingen sollte, nämlich langweilig. "The Curse Of Knowledge" wankt ebenfalls, schafft aber doch noch den Sprung auf zumindest durchschnittliches Niveau. Dem gegenüber stehen allerdings kleine Juwelen wie die Opener "In The High Tower" und "Final Certainty" oder das schöne "Wretched Thing", mit denen D.D. die kleinen Schwächeanfälle locker wettmachen. Am Ende der CD folgt nach einer 18minütigen Pause übrigens noch eine Soundcollage namens "Good Night Georgie", hinter deren tieferen Sinn ich allerdings noch nicht gekommen bin.
Die Texte sind in durchweg schlichtem Englisch gehalten, aber trotzdem lesenswert (und relativ problemlos verständlich). Sie bestehen größtenteils aus Gedankenreflexionen. Da kommt etwa in "The Curse Of Knowledge" ein Monotheist zu Wort, der zum Atheisten wird, weil er Gott nicht dort gefunden hat, wo er ihn suchte. Textliches Highlight ist "Via Dolorosa", in dem, basierend auf Matthäus 27, 50-54, versucht wird, Jesu Gedankengänge auf dem Weg zum Kreuz nachzuvollziehen.
Eine rundum zu empfehlende Scheibe also, zu der man wahlweise headbangen, kuscheln, philosophieren, heiraten oder seinen besten Freund zu Grabe tragen kann. Wer das Teil haben möchte, der tüte eine deutsche Währungseinheit mit dem Bildnis der Annette von Droste-Hülshoff (für alle Kulturbanausen: 'nen Zwanziger) ein und schicke das Ganze an Holger Pinnow, Hemmstraße 310, 28215 Bremen. Aber Vorsicht: 's is slow, man!






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