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von ks

ZUE: Wombat   (Sing deutsch!/Maldoror Musikverlag GmbH)

Eine neue deutsche Band versucht den großen Wurf zu erlangen. Der Zeitpunkt ist denkbar günstig gewählt: 2004 war das Jahr der deutschen Interpreten: Sportfreunde Stiller, Rosenstolz, Mia - alle hatten vordere Chartpositionen.
Ob dies auch der Band aus Eberswalde gelingen wird? Begonnen wurde erst mal mit dem Umzug nach Berlin. Dies taten auch schon Virginia Jetzt!, welche sich von Elsterwerda in die Hauptstadt absetzten, und bei ihnen hat es geholfen. Aber das Trio Zue (sprich zu:i) geht andere Wege, die weitaus schwieriger sind. Ihre Texte erinnern in ihrer Verdrehtheit an Tocotronic, vielleicht auch an Die Sterne - und die große Zeit beider Bands liegt mehr als fünf Jahre zurück. Dennoch haben Zue irgendwo eine Zukunft, gewannen sie doch mit ihrem englischsprachigem Album "Radio Finow" im Januar 2003 den Popagenten-Wettbewerb von Radio Fritz.
Ihre Einflüsse sehen Sänger, Songschreiber und Keyboarder Sören Alpermann, Gitarrist Felix Schadwinkel und Schlagzeuger Matthias Schmidt in den Songs von Beck, EMF und Manchester Rave-Bands - nur wer von den heutigen Hörern kennt diese Ikonen der 90er noch?
Das Album erschließt sich erst nach mehrmaligem Hören. Natürlich gibt es tolle Songs mit Hitpotential ("Cowboy", "Vielleicht ist heut der letzte Tag auf Erden"), welche absolut Radio- und Party-tauglich sind.
Aber es gibt eben auch viele Lieder, die sich wiederholen. Nicht nur musikalisch, sondern eben auch inhaltlich: Im Laufe des Hörens wird klar, die Band ist gegen jeglichen zeitgemäßen Schnick-schnack à la Mobiltelefon, Internet, Kreditkarten - dennoch haben sie eine Website und ich wette, auch Telefone, zumal sie in einem Lied singen "'ne SMS von Satan bekommen".
Die Presseinfo beschreibt die Mission der drei Jungs als ein Kampf gegen aufkeimende Zivilisationsmüdigkeit: Vielleicht hätten sie dann mehr Ansätze gegen die Trägheit und Lustlosigkeit, vermischt mit lockeren Songs, die aufhorchen lassen und wachrütteln, schreiben sollen. Statt dessen beginnt man, Mitleid mit dem so trostlos geschilderten Leben der Mittzwanziger zu haben, die "Jeden Morgen" ohne Ziel anfangen - getreu dem Motto "immer wieder das selbe Spiel". Ähnlich heißt es auch in den Song "Autobahn": "Ich habe kein Ziel und ich habe keinen Plan, fahre einfach Richtung Westen auf der Autobahn". Richtung Westen - Amerika? Westdeutschland? Aha, und dennoch gegen alles neue und angenehme, wie es in dem Lied "Schützt euch vor Robotern" deklariert wird.
Es ist schwierig, sich für die Platte zu erwärmen. Es gelingt vereinzelt, bei der Ode an die Musik "Musik im Kopf" zum Beispiel. Aber es bleiben viele Rätsel. Vielleicht kann sich auch nicht jedem der Wortwitz und der Sinn des Ganzen erschließen - aber sicher wird auch dieses Album seine Hörer finden.
Kontakt: www.zue-site.de, www.singdeutsch.de

Tracklist:
1. Das große Glück
2. Das ist alles nur ein Film
3. Cowboy
4. Jeden Morgen
5. Retro-Hippies im Armani-Kostüm
6. Autobahn
7. Vielleicht ist heut der letzte Tag auf Erden
8. Musik im Kopf
9. Autobahn II
10. Diese Maschine wird heute nicht konsumieren
11. Unser See
12. Schützt euch vor Robotern



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