(Perris Records)

Tausendsassa Tommie Helgesson, besser bekannt als Snowy Shaw, zeigt eine weitere Facette seiner künstlerischen Wandlungsfähigkeit: Mit zwei schwedischen Landsleuten von Nasty X erzeugt er in Gestalt der Band XXX den Sound, den die Kollegen in ihrer Stammband auch schon fahren, nämlich Sleaze klassischer Prägung, wenngleich nicht ohne gewisse Einsprengsel skandinavischer Kollegen wie Hardcore Superstar oder der Backyard Babies. Die Haupteinflüsse liegen allerdings zweifellos bei Guns 'n Roses in ihren Frühzeiten, und die Coverversion, die sich auf dem Debütalbum "Heaven, Hell Or Hollywood?" befindet, macht deutlich, daß die Inspirationsquellen durchaus noch weiter zurückreichen, ist doch dort der alte Cheap-Trick-Hit "I Want You To Want Me" in einer geschickt in den XXX-Sound überführten, aber trotzdem einen Deut zu blutarmen Fassung vertreten. Daß Shaw allerdings sonst große Teile seiner Zeit in Metalbands zubringt, kann und will er mit XXX auch nicht verleugnen (man höre etwa die Soloarbeit in "We're Gonna Rock" oder das gleich komplett metallisch gestaltete "Wall Of Fame", das mit seiner Personenaufzählung im Text wohl als Parodie auf Billy Joels "We Didn't Start The Fire" anzusehen ist), wenngleich man schon genau hinhören muß, um etwa in der Bridge von "It's Suicide" die entsprechenden Metalelemente herauszuhören. Besagter Song steht an zweiter Position des Albums, entwickelt einen zündenden Drive und wäre vielleicht als Opener besser geeignet gewesen als das etwas unentschlossen wirkende und zudem zurückhaltend vokalisierte "Hello!", wenngleich auch das mit dem witzigen Vokalexzelsiorelement ein niedliches Detail beinhaltet. Den Gesang teilen sich mindestens zwei der drei Bandmitglieder, vielleicht auch alle drei (genauere Infos gibt das Promomaterial leider nicht her), wobei derjenige, der mit seiner rauhen Stimme "It's Suicide" intoniert, in den meisten Fällen am besten zum auch recht kantigen Songmaterial paßt, wobei die Kollegen mit bubblegumartigen Backings aber auch ihren Beitrag zum Gesamtbild leisten. Mit knapp 36 Minuten Gesamtspielzeit für 10 Songs wird deutlich, daß XXX keine Freunde sonderlich ausladender Arrangements sind, aber sie halten ihre Nummern doch mit ausreichend Details auch für Leute interessant, die kompaktere Arrangements weniger schätzen (und da enthält selbst die genannte Cheap-Trick-Coverversion mit den aberwitzigen Glockenspielsounds im Finale entsprechende Elemente, über die man auch nach mehrmaligem Hören noch breit grinst). "Singalongsong" täuscht zunächst eine Ballade an (welch wunderbarer Gitarrensound im Intro!), bevor sich dann doch flotter, leicht angepunkter Hardrock entwickelt, dessen doppelläufige Gitarrenarbeit in den Zwischenspielen mal wieder die metallische Prägung Shaws verdeutlicht, was in seiner vollen Ausdehnung auch auf den schnellen Doublebassknaller "Tomboy" zutrifft, der irgendwie diffus an Accepts "Guns'R'Us" erinnert, was zwar Zufall sein dürfte, aber klarmacht, daß man als Metalfan hier durchaus glücklich werden kann, auch wenn man sonst mit Sleaze nicht so viel anfangen kann. Und die abermals im Exzelsior gestaltete, mit pathetischer Klarstimme intonierte Bridge dieses Songs würde auch in ganz anderen Kontexten funktionieren. Der hymnisch-bombastische Titeltrack bringt das Exzelsior in absteigender Richtung und mit anderer Tonschrittgestaltung, beschleunigt plötzlich in einen schnellen Power-Metal-Mittelteil und macht den Anspruch von XXX, eine musikalisch durchaus intelligente, bisweilen metallisierte Sleaze-Variante zu spielen, ein weiteres Mal deutlich. Schade, daß die Scheibe bisher ein Einzling geblieben ist. Die europäische Pressung von Sound Pollution scheint mit der hier besprochenen US-Version von Perris Records, was die Songs angeht, identisch zu sein.
Kontakt: www.facebook.com/SnowyShawOfficial, www.perrisrecords.com

Tracklist:
Hello!
It's Suicide
We're Gonna Rock
Wall Of Fame
I Want You To Want Me
Singalongsong
So Fuxxxing You
Tomboy
Miss Misery
Heaven, Hell Or Hollywood?
 

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