www.Crossover-agm.de V.A.: ProgFever Volume 1
von ta

V.A.: Prog Fever, Volume 1   (QuiXote Music/Pänng Distribution)

Eine achtundsiebzigminütige Reise: Here we go ... Der "Prog Fever"-Sampler startet so progressiv wie amerikanische Sozialpolitik: Violet District klingen zwölf Minuten und fünfzehn Sekunden lang wie Yes in den späten Siebzigern und ergänzen das sphärisch-relaxte Gebräu in seinen letzten Zügen um Rutherford-Soli der Kopierklasse A. Danke auch! Ihr wisst schon, warum ihr euch aufgelöst habt! Danach schocken Cromwell mit Techno-Synthies, die sie mit recht fetten Gitarren kreuzen, ehe die unverzichtbare Prog-Orgel einsetzt. Eingängig, songorientiert und eigenständig! Leider leidet "At The End Of Life" ein wenig am etwas kraftlosen Gesang von Holger Weckbach. Trotzdem sehr erbaulich. Danke auch an euch! Zhorn sind Stefan Zoerner (Ex-Lanfear) und Andy Horn (Produzent). Deren fröhliches "Of Swords And Kisses" versucht das Songwriting der zugänglicheren 70s/80s-Progger ins Moderne zu transferieren und scheitert am synthetischen Drumcomputer, dem Computerbass und dem überambitionierten Instrumentalgetue. Dafür kein Dank. Könnte jedoch irgendwem trotzdem gefallen. Poor Genetic Material haben sich in "The Lady Stands" viel vorgenommen. Einerseits wird versucht, eine Art kontrapunktische Vorgehensweise auf die Instrumente zu übertragen, andererseits singt Philip Griffiths, den der eine oder andere von Alias Eye kennen könnte, gegen den vielschichtigen Teppich mit schöner Stimme konsequent an und versucht so einen Gegenpol zu erzeugen. Ebenfalls etwas überambitioniert, weil die Band nicht in der Lage ist, durchweg spannend zum interessanten Konzept zu arrangieren, aber die Schlussektion macht das vergessen. Danke also! Hier darf man gespannt sein. Das Mann/Frau-Duo Cinnamonia klingt wie ein Moby, der etwas ausufernder und weniger spartanisch programmieren würde und Madonnas Stimmbäder in einer geheimnisvollen Nacht transplantiert bekommen hätte. Gesangsbetonter und ruhiger Pop mit etwas Melancholie und viel Sanftheit. Meinen untertänigsten Dank! Sehr schön. INES hatte bei der Bandgründung nur den eigenen Namen im Kopf (man stelle sich nun vor, Textschreiber Hans-Jürgen wäre der Bandgründer gewesen) und macht keyboardlastigen, innovativen Rock mit leichtem Prog-Hang. Singen tut auf "Dark Room" jedoch Chicco Grosso, der so klingt, als habe er eine Beruhigungstablette genommen, um die Dramatik des Songs nicht überzustrapazieren. Belustigten Dank an Ines Fuchs! Mit den Dreadful Minds ("I Lost My Heart") ist dann noch guter Melodic Metal vertreten. Eigenständig klingt's auch noch. Mehr gibt's nicht zu sagen. Anguish haben von "Symmetry" den besten Track, nämlich "Symmetry" selbst, auf die "Prog Fever"-Compilation gepackt. Aus dem Albumkontext gerissen und hier verewigt macht deren Synthetic-Prog-Metal sogar mehr her als auf der recht biederen CD. Danke für diese Überraschung! Noch mehr Dank geht jedoch an High Wheel. Die haben zwar trotz verzerrter Gitarren und langer Matten nichts mit Metal zu tun, spielen aber in seiner Machart progressiven, 70er-beeinflussten, bluesigen und erdigen Rock mit Prog-Keys und coolen Rhythmen. Die mehrstimmigen Gesänge hauen mich dann echt vom Hocker. Hier stimmt einfach alles. Yeeaahh! Ein Highlight. Danach braucht man erstmal sphärischen, unaufdringlichen Songwriterpop. Den liefert t. Zwar klingt "Shades Of Silver" anfangs auch wie Yes in einem Epos-Intro, doch dieses Intro dauert hier einen ganzen Song. Noch ein paar Effekte auf den Gesang, die Chose über sieben Minuten lang hinziehen und fertig ist ein unkommerzieller, aber feiner Synthesizersong, der mit Pop eigentlich doch nicht viel zu tun hat. Danke für diesen Gedankengang also an t und in den Endspurt: Zenobia spielen "Power From Within" live im Radio 1 in einer Unplugged-Version. Daher vielleicht das subjektive Beatles-Feeling meinerseits (mit denen haben Zenobia nämlich eigentlich nicht viel zu tun). Phil Collins auf Solozeiten-artiger Gesang und songbetonter Prog ohne Gefriemel klingen nicht unbedingt neu, aber gut gemacht ist das ganze auf jeden Fall. Also gebührt für Mühe Dank. Oder? Die CD endet wie sie anfing: Mit einem Über-Zehn-Minüter. Chrass klingen zwar nicht nach Yes, haben dafür aber die Eloy-Discographie gut studiert und in sich eingesogen, welche sie auf Griffbretter, Keyboardtastatorium und Kehlkopf entlassen, um instrumentallastigen Prog-Rock zu intonieren. Die massigen Akustikgitarren, das gute Ineinanderfließen der verschiedenen Liedparts und Ideen und die netten Gesichter der Spielenden machen das softe "Discovery" aber dann doch noch zu einer solchen. Ich danke euch, ihr Idealisten aus Köln! Ihr hättet euch nicht auflösen brauchen. Solche Infos bezieht man übrigens aus dem Booklet der CD, das über jede Band stichhaltig Auskunft erteilt. Wir sind am Ende unserer Reise in die mehr oder minder progressive Welt des Pop/Rock/Metal angelangt und beantworten uns zuletzt die Frage, wieso diese Zusammenstellung erfolgte. Um Flutopfern zu helfen! Dafür ein letzter Dank. Nähere Infos unter www.progfever.de.

Tracklist:
1. Violet District: Principles Of Alternation
2. Cromwell: At The End Of Life
3. Zhorn: Of Swords And Kisses
4. Poor Genetic Material: The Lady Stands
5. Cinnamonia: Sunstream
6. Ines Project: Dark Room
7. Dreadful Minds: Lost My Heart
8. Anguish: Symmetry
9. High Wheel: Something In You
10. t: Shades Of Silver
11. Zenobia: Power From Within
12. Chrass: Discovery



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