(Castle Music / Sanctuary)

Dieses Feinschmecker-Menü für alle Freunde der New Wave Of British Heavy Metal bietet eine vorzügliche Auswahl von 56 (!) Bands und der gleichen Anzahl von Songs auf 3 CDs und die Sammlung erscheint in einer schönen kleinen Schachtel. Mit dabei ist ein liebevolles Booklet mit Liner-Notes von Dave Ling und Abbildungen alter Vinyl-Scheiben, sehr schön gemacht. Natürlich würde es bei weitem den Rahmen sprengen, auf alle Gruppen und ihre hier platzierten Tracks einzugehen, so seien ein paar herausgepickt. Eröffnet wird die Compilation von SAMSON mit "Vice-Versa", einem atmosphärischem tollen Track ihres zweiten Albums "Head On" mit einem gewissen Sänger, der sich damals noch Bruce Bruce nannte. (Paul Samson R.I.P.) Dass RAVEN immer noch in der Lage sind zu begeistern, haben sie erst im November 2005 auf dem KIT V bewiesen, hier sind sie vertreten mit ihrer Debutsingle "Don't Need Your Money". BLITZKRIEG (hier immer falsch BLITZKREIG geschrieben!) liefern den ebenso betitelten Song ab, der ja eine bekanntere Band dazu veranlasste, ihn zu covern ... Immer wieder ein Lächeln in mein Gesicht zaubern die fantastischen PERSIAN RISK (feat. Phil Campbell damals) mit ihrem melodisch-harten "Ridin' High" - und vor dem geistigen Auge werden die Plattentausch-/Aufnahme-Sessions lebendig, die wir 1983/84 im Freundeskreis abhielten. Wir sahen damals wohl so ähnlich aus wie die Headbanger, welche die einzelnen CDs zieren ... Unvergessen der Auftritt von HEAVY PETTIN' 1983 beim Reading Festival. Geboten wird hier eine (rohere) Single-Version der Schotten von "Love Times Love", die ich der von Brian May produzierten LP-Version auf "Lettin' Loose" nicht vorziehe. DIAMOND HEAD liefern den Namensgeber für dieses 3-CD-Set ab, und SAXON, die hier auch vertreten sind (IRON MAIDEN hingegen nicht), erscheinen mit einer 1990er Version von "Motorcycle Man" von ihren "Greatest Hits Live". Hier eine kleine Kritik, durchgehend altes Material wäre dem Spirit dieser Sache dienlicher gewesen, denn auch SWEET SAVAGEs "Killing Time" erscheint in einer 96er Version. (Na ja, vielleicht hat Vivian Campbell seine Zustimmung zu der Ur-Version verweigert, er will ja mit Metal heute nix mehr zu tun haben ...) Eine Band, die ich immer schlecht fand und dennoch dreimal live sah, sind ATOMKRAFT. Aber wenn ich mir ihr chaotisches Gerumpel rückwirkend hier im Vergleich zu dem Geschrei der Metalcore-Brüllaffen heutzutage anhöre, ist das gar nicht mal so übel. Mit SHY wieder einer meiner Faves, hier vertreten mit "Give Me A Chance" vom Debut "Once Bitten Twice Shy". Und direkt danach VENOM - dies verdeutlicht die Spannweite, die die NWOBHM ausmachte, doch deutlich. Neues zu entdecken gab's für mich in Form von AXIS (ja - mit nur einem x!) und ihrem "Messiah" - keyboardlastiger Heavy Rock mit guten Gitarren - sowie MARSEILLE (aus Liverpool!) und ihrem eindringlichen "Rock Me Tonight" von deren zweiter Platte - Mist, schon wieder eine LP mehr auf der Suchliste ... Die TYGERS OF PAN TANG, die ihren einstigen guten Ruf in den letzten 5 Jahren mehr und mehr kaputt machten, erinnern mit "Don't Touch Me There" an bessere Tage und die ewigen Underdogs PRAYING MANTIS rulen natürlich mit "Captured City". Wobei ich bei letzteren betonen möchte, dass ein "Spätwerk", nämlich "Nowhere To Hide", zum Besten des Melodischen Rocks überhaupt gehört. Als ich 1981 zum Schüleraustausch in Edinburgh war, besuchte ich die selbe Schule wie ein paar Jungs, die damals mit ihrer Band HOLOCAUST und der Single "Heavy Metal Mania" erste Gehversuche machten ... Diese Erinnerungen aus Schottland sind unvergesslich. Und noch 2 Jahre zuvor supporteten GIRL, damals mit Phil Lewis als Sänger und Phil Collen an der Gitarre, UFO auf deren Deutschland-Tour. Und ihr "Hollywood Tease" ist die Ur-Version des Songs, der 9 Jahre später von L.A. GUNS noch mal veröffentlicht wurde. Auch JAGUAR gibt's noch, wie nicht nur die Besucher des KIT-Festivals wissen, hier "Axe Crazy" von 1982, insofern interessant, da nicht auf ihrem Debut "Power Games", 1983 vorzufinden. Auch auf CD 3 sind wieder einige mir unbekannte Perlen zu entdecken. Überhaupt ist festzustellen, dass die Bands alle über sehr gefühlvolles Songwriting-Talent verfügten, und trotz der Härte die Melodie nicht vergaßen. Das kann man 2005 bei Acts wie GIZMACHI oder DEVILDRIVER nicht behaupten. Auch zu vielen andern ließen sich noch einige Zeilen schreiben, aber begebt euch selbst in diese Zeitkapsel und HOLT EUCH DAS GENIALE TEIL. Bevor die Auflage wieder weg ist und dann die Sucherei wieder los geht ...
Labelkontakt: www.sanctuaryrecordsgroup.co.uk

Tracklist:
CD 1:
Samson - Vice Versa
White Spirit - High Upon High
Raven - Don't Need Your Money
Sledgehammer - Sledgehammer
Bitches Sin - Always Ready
Blitzkrieg - Blitzkreig
Girlschool - Take It All Away
Chevy - Chevy
Persian Risk - Ridin' High
Satan - Trial By Fire
Dark Star - Lady Of Mars
Avenger - On The Rocks
Heavy Pettin' - Love X Love
Xero - Cutting Loose
Hellanbach - Let's Get This Show On The Road
Bronz - Night Runner
Saracen - We Have Arrived
Bastille - Hard Man
Silverwing - Rock N Roll Are 4 Letter Words

CD 2:
Diamond Head - Lightning To The Nations
Saxon - Motorcycle Man (Live)
Angel Witch - Angel Of Death
Vardis - If I Were King (Live)
Fist - Name Rank And Serial Number
Marseille - Rock You Tonite
Quartz - Street Fighting Lady (Live)
Atomkraft - Future Warriors
Aragorn - Black Ice
Shy - Give Me A Chance
Venom - In League With Satan
Jess Cox - Piece Of The Action
Tysondog - The Inquisitor
Cloven Hoof - Laying Down The Law
Dedringer - Hot Lady
Axis - Messiah
Lone Wolf - Nobody's Move
Mammath - Rock Me

CD 3:
Tygers Of Pan Tang - Don't Touch Me There
Praying Mantis - Captured City
Streetfighter - She's No Angel
Sweet Savage - Killing Time ('96 Version)
Trespass - One Of These Days
Holocaust - Heavy Metal Mania
Girl - Hollywood Tease
Ethel The Frog - Fight Back
Savage - Let It Loose
Jaguar - Axe Crazy
Black Rose - Knocked Out
Sabre - Miracle Man
Turbo - Running
Crucifixion - Take It Or Leave It
Warfare - Burn Down The Kings Road
Horsepower - You Give Me Candy
Tarot - Feel The Power
She - Never Surrender
Steel - Rock Out
 

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