www.Crossover-agm.de TRISTANIA: Sanguine Sky
von rls

TRISTANIA: Illumination   (Steamhammer/SPV)

Eine Dreitracksingle, die Appetit auf das Fulltimewerk "Illumination" machen soll, dieser Aufgabe aber nur bedingt gerecht wird. Wir erinnern uns an das Vorgängerwerk "Ashes", das insgesamt den Eindruck eines Übergangsalbums hinterließ - "Sanguine Sky" beantwortet die Frage, ob es sich tatsächlich um ein solches gehandelt hat, aber noch nicht, denn die drei Songs hätten mit gewissen Abstrichen auch auf "Ashes" stehen können, wären dort allerdings allenfalls im qualitativen Mittelfeld anzusiedeln gewesen (diese Aussage muß im Tristania-Kontext angehörs von Geniestreichen wie "Widow's Weeds" oder "World Of Glass" gesehen werden - "Ashes" wäre bei vielen anderen Bands immer noch als Topalbum zu werten gewesen, aber Tristania können es eben noch besser, wie man weiß). Auffällig ist die starke Reduzierung der extremen Vocals, was seinen Grund im Ausstieg von Kjetil Ingebrethsen findet, der mit Vorph von Samael nur einen gastierenden Ersatz bekommen hat, welchselbiger hier nur in "Mercyside" zum Einsatz kommt. "Mercyside" erweckt mit seinem schroffen, bisweilen klassisch schneidenden Intro und der Harmoniestruktur noch den Eindruck eines stilistischen Rückgriffs auf "World Of Glass"-Zeiten, aber der gemäßigte Strophengestus belehrt den Hörer schnell eines anderen, und der Rest des Songs pendelt dann zwischen entspannten Gothic Rock-Parts und "Shining Path"-artigen Breaks. "Sanguine Sky" wiederum versucht vergeblich, "Angellore" zu toppen (das wird Tristania vermutlich nie gelingen), ist unabhängig betrachtet allerdings auch kein schlechter Song. Einziger Exklusivtrack der Single ist die Halbballade "Ab Initio" (wobei das mit der Exklusivität nicht so ganz stimmt, denn der Song ist auch als Bonustrack auf einer der europäischen Editionen des Albums vertreten, wohingegen etwa die Amerikaner zusätzlich bzw. statt dessen "In The Wake" serviert bekommen), deren sanftes Intro die Elektropercussion im Hintergrund definitiv nicht gebraucht hätte, die sich aber auch noch in eine interessante und durchaus spannende Richtung entwickelt, zumal man irgendwie auf Osten Bergoys Gesangseinsätze wartet, die aber nicht kommen - Vibeke Stene bestreitet den Mikrojob hier alleine. Leider macht gerade sie in allen Songs den Eindruck, nicht richtig bei der Sache zu sein, fast ein wenig distanziert zu agieren - ihre Glanzleistungen der vorherigen Alben kann sie zumindest auf diesen Tracks leider nicht wiederholen, wenngleich ihr leicht ätherisch wirkender Gesang natürlich auch diesmal weit davon entfernt ist, als Ausfall gewertet werden zu müssen. Aber auch hier gilt: Man weiß, daß sie es besser kann. Wie es mit Tristania weitergeht, ist zum Reviewzeitpunkt alles andere als sicher, denn Vibeke hat die Band nach "Illumination" verlassen, und damit geht ein wichtiger Stützpfeiler und Originalitätsfaktor verloren. Vielleicht ebnet aber auch gerade dieser Schritt der norwegischen Band den Weg in eine Zukunft außerhalb der Nische, in die sie sich mit "Ashes" und "Sanguine Sky" (und vielleicht auch mit "Illumination", das ich noch nicht gehört habe) hineinmanövriert hat. Wir werden sehen. "Sanguine Sky" kann man als Tristania-Fan natürlich in der Sammlung stehen haben (und hat nur aufzupassen, daß man es nicht mit dem optisch ähnlich gestalteten "Illumination" verwechselt, dessen Cover anstatt des Singlecovers oben abgebildet ist) - nur ist die Frage, ob man es als Normalsterblicher überhaupt bekommt, denn die Single soll hauptsächlich zu Promozwecken eingesetzt, aber nicht in den Verkauf gelangt sein (obwohl mein Exemplar, das ich geschenkt bekommen habe, keine Kennzeichnung "For promotional use only" trägt, die in solchen Fällen normalerweise aufgebracht wird, sondern wie eine ganz normale handelsübliche Single aussieht) und ist damit ein kaum zu ergatterndes Sammlerstück. Als Neuling sollte man aber sowieso erstmal in die beiden o.g. Geniestreiche hineinhören.
Kontakt: www.tristania.com, www.spv.de

Tracklist:
Sanguine Sky
Ab Initio
Mercyside
 




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