www.Crossover-agm.de THUNDER RIDER: Tales Of Darkness And Light - Chapter II
von rls

THUNDER RIDER: Tales Of Darkness And Light - Chapter II   (Eigenproduktion)

Zu den sonderlich schnell arbeitenden Bands gehören Thunder Rider definitiv nicht. Wir erinnern uns: Ende der 80er Jahre erschien die selbstfinanzierte Sechs-Song-LP "Tales Of Darkness And Light" mit dem Material des gleichnamigen Demos (für die LP kursiert auch der Titel "Death To Death"), doch es sollte bis 1997/98 dauern, bis diese, verstärkt um zwei Bonustracks, welche bereits anno 1992 als Samplerbeiträge aufgenommen wurden, als CD wiederveröffentlicht wurde (das Originalvinyl noch irgendwo aufzutreiben dürfte extrem schwer sein). Diese CD (die nun definitiv "Tales Of Darkness And Light" heißt) erntete sehr positive Reaktionen im Undergroundblätterwald (auch im CrossOver waren lobende Worte zu lesen) und ermutigte die Band zum Durchhalten - aufgelöst war sie zwischenzeitlich nie, selbst als Sänger/Bandkopf John Blackwing und Drummer Pat Hammer mal allein dastanden. Trotzdem schaffte man es erst im dritten Jahrtausend, die Konservierung neuer Songs zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen: 2002 erschien dieses Material als "Tales Of Darkness And Light - Chapter II" auf LP, und nochmal mehr als ein Jahr später liegt nun endlich auch die zugehörige CD vor, versehen mit einem ähnlich, ähem, schlichten Cover wie seinerzeit der Erstling. Die Titulierung als Chapter II läßt den Schluß zu, daß stilistisch keine allzu großen Veränderungen zum ersten Teil eingetreten sind - der erste Höreindruck relativiert diese Vermutung dahingehend, daß sich stilistisch eigentlich gar nichts verändert hat, was über die Standhaftigkeit der Band eindrucksvoll Zeugnis ablegt und angesichts der erwähnten immensen Zeitspannen zwischen den Veröffentlichungen nur mit absoluter Überzeugung vom eingeschlagenen Weg erklärt werden kann. Thunder Rider spielen originellen Epic Metal, den man trotz natürlich nicht ganz ausbleibender Parallelen mit keiner anderen Band vergleichen kann. Dafür sorgt allein schon Johns Gesangsstil, der klingt, als ob man Messiah Marcolin beim Singen die Nase zuhält. Ein staubiger Südstaatentouch, wie er manchen Genrekollegen eigen ist, fehlt bei Thunder Rider, statt dessen reichen deren Einflüsse eher zu Mittsiebziger-Rainbow-Zeiten zurück (was schon auf dem ersten Album mit der Ballade "Galaxy" deutlich wurde). Der dezente Flöteneinsatz hat in diesem Falle mal nichts mit Jethro Tull gemein, statt dessen stellen Stücke wie "Interlude In D-Minor" (hier verrät's schon der Titel) oder "Child's Prayer" einen kammermusikalischen Ansatz in den Vordergrund, während man andererseits einige straightere Headbanger findet, die aber auch einer gewissen Vielschichtigkeit nicht entbehren. Man höre sich nur mal das phantastisch arrangierte "Satan's Wrath" mit seinen nicht mal drei Minuten Länge an - es beginnt geradeaus marschierend, verändert dann geschickt den Rhythmus in einem orchestralen Mittelteil und verfällt gegen Ende hin wieder in den Takt vom Beginn. Die beiden ausladendsten der insgesamt 16 Songs bieten der Band natürlich noch viel mehr Gelegenheit, ihre Ideen auszubreiten, und "Heavy Metal Wizzard" und "Day Of The Damned" nutzen diese Gelegenheiten denn auch weidlich aus. Sonderlich eingängig ist das Material über weite Strecken nicht, hitverdächtige Melodien oder Refrains kann man ebenfalls mit der Lupe suchen, aber das ist ja auch nicht das Hauptziel der Kanadier. Richtig viel Mühe gegeben haben sie sich diesmal auch mit der Innengestaltung des Booklets, wo zu jedem Song eine Grafik oder ein Gemälde als Illustration angefertigt wurden, obwohl diese mitunter wirken, als seien sie einer metallischen Version des "Wachturm" entnommen (siehe beispielsweise "Evil Slayer"). Kultig ist's auf alle Fälle. Lyrisch hat sich auch nichts Entscheidendes verändert - den dominierenden Kampf zwischen Gut und Böse gewinnt immer noch das Gute, wiewohl man Thunder Rider nicht ganz explizit in die christliche Ecke stecken kann. Spannend ist ferner die Frage der Bandbesetzung zur Zeit der Aufnahmen: Das Vorhandensein von John Blackwing und Pat Hammer ist ja gesetzt, auch Keyboarder Roberto Deus kennt man bereits aus der Vergangenheit. Der Bassistenposten bleibt weiter ein Sorgenkind Thunder Riders; mit Luc Dufresne und Bryan Clarke teilen sich auch hier schon wieder zwei neue Leute die Baßarbeit. Bleibt Gitarrist Bruce Corian - gleichfalls ein neuer Name, von dem Experten allerdings behaupten, das sei lediglich der richtige Name des in den 80ern unter dem Pseudo Arion Axmun zur Band gehörenden Menschen. Egal wie es sich verhält - er steuert wunderbar gefühlvolle Leads bei, die stilistisch manchmal ein ganz klein wenig an Andi Gutjahr erinnern (man höre sich mal die Einleitung von "Day Of The Damned" an), in den der erwähnten Einleitung folgenden zweistimmigen Passagen aber auch noch einen anderen Einfluß erkennen lassen, der mir aber gerade nicht einfallen will. Egal: "Tales Of Darkness And Light - Chapter II" lohnt für Freunde epischen und hochgradig originellen Metals die Anschaffung ebenso wie das Debüt.
Kontakt: www.thunderrider.com

Tracklist:
Thy Kingdom Come
New Born
Death Angel
Final Eclipse
Mid Evil
Holy Terror
Lucky Devil
Child's Prayer
Satan's Wrath
Heavy Metal Wizzard
Evil Slayer
Interlude In D-Minor
Dark Castle
Day Of The Damned
Devil's Playground



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