www.Crossover-agm.de TAARMA: Remnants Of A Tormenting Black Shadow
von rls

TAARMA: Remnants Of A Tormenting Black Shadow   (Suffering Jesus Productions)

Wieder was gelernt: "Afghanischer Black Metal" muß nicht zwingend "Black Metal aus Afghanistan" bedeuten. Black Emperor Jogezai, so der Wunschname des Einzelkämpfers hinter Taarma, wohnt nämlich in Pakistan, ist allerdings stolz auf seine ethnischen afghanischen Wurzeln und bezeichnet die Musik seines Projektes deshalb als "Afghan Black Metal". Also nix mit der ersten CD im Fach "Afghanistan" einer länderseitig geordneten Tonträgersammlung - aber das Fach "Pakistan" dürfte ja auch noch nicht so sehr überfüllt sein. Bleibt halt nur die Frage, ob sich der Erwerb denn auch lohnt, aber die ist für alle Menschen außerhalb eines sehr speziellen Interessentenkreises eher negativ zu beantworten. "Remnants Of A Tormenting Black Shadow" enthält so etwas Ähnliches wie Black Metal, allerdings in derart fürchterlicher Soundqualität, daß man sich arg Mühe geben muß, um überhaupt etwas Strukturiertes wahrzunehmen, das mit dem Begriff "Musik" umschreibbar wäre. Kann sich die Leserschaft vorstellen, wie es klingt, wenn man draußen vor der Tür einer verschlossenen und mäßig schallgedämpften Konzerthalle steht, in der gerade eine Black Metal-Band spielt? Ungefähr diese Assoziation beschleicht einen beim Hören dieser CD. Ein gleichförmiger Klangbrei tropft aus den Boxen, der wohl eine Mixtur aus Gitarren, Baß und Keyboards darstellen soll, gelegentlich lassen sich ein paar Drumbeats offensichtlich artifiziellen Ursprungs vernehmen, die dem Klangbrei allerdings auch nur in den seltensten Fällen so etwas wie Struktur verleihen, und gaaaanz weit im Hintergrund brüllkreischt ein verzweifelter Schafhirte, dem seine Tiere wegen eines plötzlich durch die Szenerie geflogenen Kampfhubschraubers panisch in alle Winde zerstoben sind. Viel mehr läßt sich über die neun laut Tracklist als solche ausgewiesenen Songs schon nicht mehr sagen, zumindest nicht über die ersten sechs, bevor ab "Beneath The Winter Moon" dann plötzlich drumseitig doch ein ganz klein wenig mehr Struktur ins Soundgewand kommt und dieses von "fürchterlich" zu "schlecht" wird. Selbst das Xasthur-Cover "Doomed By Howling Winds", welches "Remnants ..." abschließt, hätte wohl kaum jemand erkannt, wenn es nicht in der Tracklist als solches ausgewiesen worden wäre, wobei sich hier wohl Brüder im Geiste gefunden haben, denn Xasthur sollen ähnlich, ähem, anstrengend zu hören sein wie Taarma. Auch textlich gibt es keinen Grund, warum man "Remnants ..." unbedingt erwerben müßte, denn die dort gewonnene Erkenntnis, daß sich der afghanische oder pakistanische Bergwinter auch nicht vom sagen wir mal norwegischen Bergwinter unterscheidet, kann man justament auch hier in diesem Review nachlesen, und mehr Substantielles läßt sich schon nicht mehr zutagefördern (es geht arg apokalyptisch zu, sowohl im Weltmaßstab als auch persönlich), allenfalls noch satztechnisch Lustiges, z.B. die Accentsetzung im Text von "Grey Earth And A Dead Sun", die so daneben ist, daß man sie schon wieder für einen Anflug von Humor halten könnte ("máyhem upon all côntînental lífe fòrm" usw.). Viel Wert auf Kontakt scheint der Einzelkämpfer auch nicht zu legen, denn er nennt in seiner Dankesliste zwar Jamie Smith mit der Klammerbemerkung "Taarma website", verrät uns aber nirgendwo die URL der Site. So bleibt für den Ottonormalmetaller, ja selbst für den Ottonormalblackmetaller eigentlich ein großes 46minütiges graues Loch übrig, und es gibt außer für Liebhaber dieses meeresrauschenartigen Sounds (sofern solche noch frei herumlaufen) und zwanghafte Exotensammler für niemanden einen Grund, eines der 999 noch erhältlichen Exemplare von "Remnants ..." (limitiert auf 1000, und der Rezensent hat eins davon, das er jetzt in seine Sammlung stellen und außer auf besonderen Wunsch vermutlich nie wieder hervorholen wird) zu erwerben - wer unbedingt exotische Einmannblackmetalprojekte unterstützen will, bekommt beispielsweise mit Valherons "In The Valley Of Death" ein deutlich nachvollziehbareres und musikalisch lohnenderes Ergebnis aus Brasilien geliefert, obwohl man der Gerechtigkeit halber bemerken muß, daß in den wenigen hörbaren Momenten von "Remnants ..." doch ein paar brauchbare Ideen verborgen liegen. Aus "Apparition Of Misery" etwa hätten die frühen Katatonia einen richtig guten Doomblack-Titel geschmiedet - aber das bleibt eben eine konjunktivische Betrachtung.
Kontakt: www.sufferingjesus.info

Tracklist:
Voices In The Wind
Bleeding In Utter Solitude And Loss
Sea Of Blood
Grey Earth And A Dead Sun
Kofan - Part I
Kofan - Part II
Beneath The Winter Moon
Apparition Of Misery
Doomed By Howling Winds (Xasthur Cover)



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