www.Crossover-agm.de VALHERON: In The Valley Of Death
von ta

VALHERON: In The Valley Of Death   (Extreme Records)

Dies harte Los der Selbstverwirklichung, dies harte Los ... Gilliardy Souza ist Teil der Doom/Black Metal-Elite und dort arbeitet bekannter- und bedauernswerterweise jeder für sich, schreibt Songs allein, spielt Songs alleine ein, produziert alleine im computereigenen Home-Studio und kann an nur eine, nämlich die eigene Nase greifen, wenn der Rezensent später meckert. Souza ist so ein Einzelgänger, der sich vielleicht besser eine Band gesucht hätte.
Ich bin zunächst so frei, Nebensächlichkeiten wie den dumpfen, drucklosen Sound und den Informationsmangel des nichtvorhandenen Booklets mit Verweis auf die Underground-Zugehörigkeit des Masterminds zu übergehen und mich direkt auf die Songs zu stürzen. Die lassen sich ohne Umschweife in die Schublade "Doom Metal" einordnen, jener allerdings der wirklich monolithischen, ganz fürchterlich elitären Art: Je weniger Riffs, desto mehr Doom, je weniger Komplexität, desto mehr Doom - solcherlei Formeln kennt man ja eher aus dem tiefsten Pure Black Metal-Underground (man ersetze um einer Veranschaulichung willen folgerichtig "Doom" durch "Black") und das ist sicherlich kein Zufall, erinnert doch der Kreischgesang von Souza nebst der Einfachheit der von ihm komponierten Musik an eben diese Stilisitik. Nun ist Primitivität in dieser Hinsicht nicht per se ein musikalisches Merkmal, an das sich ein bestimmtes Werturteil zu heften hat und darum möchte ich auch den ganzen Klatteradatsch, den Souza zusammengeschrieben hat, eigentlich nicht über einen Kamm scheren (wie ich es hiermit getan habe). Und in einem Song wie "My Life In Your Kingdom & When Storms Shock Midgard" funktioniert das Schleppende, Finstere ja auch recht gut und "The Death Of Steve" fällt definitiv positiv auf, was im Wesentlichen daran liegt, dass das eine Riff, das in diesem Song unbescheidene achteinhalb von neuneinhalb Minuten dominiert, eine trübsinnig-dunkle Atmosphäre im Raum verteilt. Gut zwei Drittel des Albums dagegen verbreiten jenes Gefühl, das der Unbedarfte dem Doom Metal immer mal wieder zum Vorwurf gestaltet: Gähnende Langeweile. Die speist sich insgesamt aus einer und derselben Quelle, nämlich der Substanzlosigkeit der vorgestellten Ideen: So wird jegliche Chance, die Souza hätte, weil er Keyboard spielen kann, jämmerlich vertan, weil sich die sinfonischen Sounds aus seinem Klimperkasten entweder in identitätsloser und ausdrucksstarrer Klimperei ("Water Passing", "Valheron & Guerdom Of Perseverance"), die auch noch mit kitschigen Samples (Donnergrollen, Meeresrauschen und Vogelgezwitscher) untermalt wird, entladen, oder aber schlicht die zweite Gitarre ersetzen, was im Wesentlichen heißt, dass sie unisono zur ersten bzw. einzigen Gitarre laufen. Wenn dann das Riff dieser Gitarre nicht sonderlich zwingend ausfällt, weil es in Tonführung und Rhythmik auf einige Minima an Ansprüchen reduziert wurde, unter die weder Originalität noch Raffinesse fallen, wird das Urteil des Rezensenten gleich einen Doppelfehlschlag konstatieren müssen, da dasselbe schlechte Riff ja gleich zweimal gespielt wird. Nun, ernsthaft: Ich habe den Vergleich mit dem ursprünglichen Black Metal bereits gezogen. Eben dieser Sparte darf immerhin der Versuch positiv angerechnet werden, alles, was an Komplexitätsgraden minimiert wird, mit hass- und leidenserfüllten Stimmungen, die in einer sehr direkten Form präsentiert werden, zu kompensieren. Ein entsprechendes Kompensat, das den beschränkten, doomigen Sound von Valheron interessanter machen könnte, fehlt aber leider, denn beinahe alles, was hier an Atmosphäre verbreitet werden soll, wird entweder zum Kitsch oder scheitert an mangelhafter Umsetzung (die Produktion beiseite gelassen, nervt immerhin noch der schreckliche Clean-Gesang), beides liegt im Wesentlichen am Auseinanderklaffen von Anspruch (finstere, depressive Musik machen (Doom Metal)) und dessen Realisierung (abgeschmackte, harmonisch-melodisch und rhythmisch biedere Hausmannskost (passiert im Doom Metal ebenso schnell wie in jeder anderen Sparte)). Die ewigen Wiederholungen, das völlige Fehlen von technischen Einsprengseln, von so etwas wie Spannungsbögen (der Dynamikfaktor beträgt, sieht man von den eingesprengselten Synthie-Intermezzi und -Outros einmal ab, beinahe Null) und von den Song vorantreibenden Arrangements gibt der Scheibe aufs Ganze betrachtet den Rest. Beim Detailblick offenbart sich - wie erwähnt - dann doch der eine oder andere gelungene Moment, hier muss neben "My Life ..." und "The Death Of Steve" noch "In The Valley Of Death '2004'" genannt werden, dessen Synthie-Ausklang den besten Augenblicken angehört, die man mit diesem Album erlebt, aber ein paar solcher willkürlich verteilten Geistesblitze werden nicht dafür sorgen können, dass ich mir nach der Verfertigung dieser Rezension das Album noch einmal auflegen werde wollen, und das ist schade.
In dem Sinne sei von meiner Seite nur der Rat an Souza gerichtet: Runter vom Alleinherrschersockel und ab in eine Band oder zumindest in einen anständigen CD-Schuppen, in dem dann auch ganz schnell klar werden sollte, dass mit derart spannungsloser Musik heute kein Zopf mehr zu gewinnen ist. Ansonsten mein Beileid.
Kontakt: www.extremerecords.org

Tracklist:
1. ... When You Born Again
2. Water Passing
3. Today We Suffer
4. My Life In Your Kingdom & When Storms Shock Midgard
5. The Death Of Steve
6. Lifes That Wasn't Leaved
7. Valheron & Guerdom Of Perseverance
8. Religion Puppets That Illudes Yourself In Your Own Beliefs
9. In The Valley Of Death '2002'
10. In The Valley Of Death '2004'



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