www.Crossover-agm.de SUPERFLY 69: Sing It With A Smile
von rls

SUPERFLY 69: Sing It With A Smile   (Sweet Lemon Records)

Was soll man von einer Platte erwarten, auf deren Cover eine Mixtur aus der jungen Maggie Thatcher und einer x-beliebigen US-Filmdiva der frühen 60er Jahre aus einem sportlichen Cabrio steigt? Wahrscheinlich alles, aber nicht das, was Superfly 69 auf ihrem Debüt letztlich abliefern. Daß sie bereits mit den Guano Apes und Die Happy die Bühnenbretter teilten, führt eher in die richtige Richtung, denn obwohl Superfly 69 in Gestalt von Oliver Sidiropoulos ein männliches Wesen am Mikro stehen haben, ist die alternative Schlagseite in der musikalischen Komponente unverkennbar (wobei "alternativ" hier im heutigen Sprachgebrauch zu verstehen ist, also als reine Stilbezeichnung, nicht etwa mit "undergroundigem" Beigeschmack). Allerdings ist dank zweier Gitarren auch eine ordentliche Dosis an Grundhärte da, die bisweilen ("Superfly") gar ins Punkige abdriftet, aber auch phasenweise eine Metalattitüde mitbringt. Superfly geben sich offensichtlich große Mühe, nicht als simple Teenieband oder gar als One Hit Wonder zu enden (obwohl mit dem genannten, flotten, geradezu ohrwurmigen "Superfly" genau ein Hit auf der CD steht, wohingegen der Rest doch ein wenig sperriger ist). Allerdings sorgt der Promowaschzettel des Labels in diesem Sinne für gerunzelte Stirnpartien, denn wenn da in den Verkaufsargumenten bzw. -hilfen das Duschgel "Superfly 69" drei Positionen über der Live-Releaseparty steht, dann gibt einem das (ungeachtet der originellen Gimmick-Idee - wo bleiben die Motörhead-Kanister, die Megadeth-Katapulte, die Metal Church-Hostien und besonders das Metallica-Gartenparty-Set "Grill 'Em All"?) schon ein wenig ob der Prioritäten zu denken. Wenigstens tun Superfly 69 aber im musikalischen Sinne was gegen Uniformität. Da trifft es sich gut, daß der Sänger (der mich übrigens an wenigen Stellen an Ozzy Osbourne erinnert!) irgendwelche griechischen Connections mit sich herumträgt - die Idee, mit "Choris Dakara" ein griechisches Traditional zu verarbeiten, dürfte sicher auf seinem Mist gewachsen sein, und das Ding ist nicht nur gut umgesetzt, sondern in der Fülle der folkbeeinflußten harten Bands auch noch originell, da südeuropäische Folklore in solchen Fällen eher selten zum Zuge kommt (spontan fällt mir da nur "Trebraruna" von Moonspell ein, das eine portugiesische Weise umsetzt). Aber auch eine ganze Anzahl der weiteren Eigenkompositionen entwickelt nach mehreren Durchläufen einen einladenden Charakter, so das sich in mittleren Tempolagen nach vorne arbeitende "Possibly" oder die unmittelbar danach den Spannungsbogen in harmlosere, aber schöne Gefilde lenkende Akustikballade "Silverspoon", die zudem mit flötenartigen Keyboards reizvolle Farbtupfer setzt, die vom nachfolgenden rifflastigen "Sacred" sofort wieder verwischt werden, denn dieses schrammelt mit starkem Metalverdacht quer durchs Land, bevor es an der Grenze zu Griechenland haltmacht, wo besagtes "Choris Dakara" beginnt (der Hidden Track entführt den Hörer übrigens nochmal nach Griechenland). Gegen Ende hin flacht "Sing It With A Smile" dann wieder etwas ab, bleibt aber auf einem gutklassigen Niveau und hat mit "Good God" noch eine Überraschung in Gestalt superfetter heruntergestimmter Gitarren, wie sie auch jede Stonerrockband mit Kußhand genommen hätte, parat. Die Lyrics scheinen trotz einiger begrifflicher Anspielungen allerdings nicht religiös zu interpretieren zu sein, sondern transportieren mehr zwischenmenschliche Beziehungen. Meine Beziehung zu "Sing It With A Smile" läßt sich aber auch kürzer ausdrücken: Ich mag die Scheibe. Wer sich vorstellen könnte, ebendies auch zu tun, wird im Plattenladen sicher fündig. Wenn nicht, kontakte man Sweet Lemon Records, Wiederhold 39, 34613 Schwalmstadt, www.sweet-lemon.de.
 




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