www.Crossover-agm.de STAINLESS: The Music Of Metallica Performed By Stainless
von rls

STAINLESS: The Music Of Metallica Performed By Stainless   (Millennium Gold)

In den Billigregalen von Elektromärkten stößt man ja mitunter auf recht obskure Scheiben, die man sich dann für kleines Geld zulegt in der Hoffnung, die eine oder andere Perle zu entdecken. Früher gab es ja da diese "Live USA"-Editionen, wo man in zumeist guter Soundqualität auch die eine oder andere Rarität ausgraben konnte (ein zweiteiliger Dream Theater-Mitschnitt, nominell gekoppelt aus Aufnahmen von 1989 und 1992, nannte da in der Tracklist auch schon mal "Metropolis Part 2" in einer zehnminütigen Liveversion, das in dieser Form ja nie releast worden ist - beim Durchhören stellte sich das zwar als Unsinn heraus, aber zutage trat eine andere Rarität: Bei dem Track handelte es sich um "Metropolis Part 1" in einer frühen Liveversion, in der offensichtlich Charlie Dominici singt oder noch irgendjemand anders, aber definitiv nicht James LaBrie). So fand ich eines Tages auch diese CD, welche 16 Metallica-Coverversionen enthält, ansonsten aber mit Infos radikal geizt, wie das solchen Projekten meist zueigen ist. Es handelt sich jedenfalls nicht um einen Livemitschnitt, sondern um eine Studioproduktion aus dem Jahre 2003 (ein Cover des von "St. Anger" ist nämlich als jüngster Track auch mit drauf, witzigerweise mit dem Vermerk "Radio Edit", wobei ich nicht weiß, ob der sich auf diese Version bezieht oder auf den Originalsong, da ich das "St. Anger"-Album nicht besitze). Eine Internetrecherche bringt eine Schweizer Band namens Stainless zum Vorschein - die spielen aber Melodic Rock, sind also vermutlich nicht mit den hier zu hörenden Musikern identisch. Ob es sich um einen Ableger der Band Stainless Steel handelt, muß offen bleiben - eine reine Coverband unter dem Namen Stainless scheint es aber nicht zu sein, denn da müßte sich im Internet eigentlich irgendwas finden lassen, sei es irgendein Konzertprogramm oder sowas. Die Vermutung liegt also nahe, daß es sich einfach um einen Haufen Studiomusiker handelt, denen der Projektname Stainless verpaßt wurde. Diese These könnte (neben dem fast schon radikal diversifizierten Gitarrensound) dadurch untermauert werden, daß auf dem Album offensichtlich verschiedene Sänger zu hören sind, denn der, der "One" singt, klingt in den balladesken Momenten völlig anders als der, der "Nothing Else Matters" beisteuert, in den härteren Momenten aber wiederum anders als der, der in "St. Anger" shoutet, derjenige, welcher in "Motorbreath" brüllt, wieder anders als der, der in "Fight Fire With Fire" kreischt. (Die Theorie könnte auch dahingehend ausgeweitet werden, daß es sich sogar um verschiedene Bands handelt, was dem Projekt einen äußerst eigenartigen Beigeschmack gäbe.) Das Problem ist nur, daß keiner der Sänger richtig überzeugen kann. Keiner kopiert Hetfield, aber keiner setzt ihm eins drauf (außer vielleicht der Kreischer von "Fight ..."). Während die Instrumentalarbeit weitestgehend sehr fein ausziseliert wurde und hier und da sogar das Original schlägt (böse Zungen behaupten, beim Drumming von Lars Ulrich etwa sei das auch gar nicht so schwer), quälen sich die Sänger durch die Melodielinien, selbst intensiv gemeintes Gebrüll bleibt nicht selten halbherzig. Der Gesamtsound hätte noch deutlich mehr Druck vertragen können, läßt aber dankenswerterweise beispielsweise die Sterilität von "... And Justice For All" vermissen. Daß "Nothing Else Matters" als größter Metallica-Hit an der Startposition steht, erscheint wenig verwunderlich, aber danach kommt ein Medley aus vier Tracks der "Load"-/"Reload"-Phase, das man an dieser frühen Stelle vermutlich eher nicht erwartet hätte, und auch die Tatsache, daß man das extrem umstrittene "St. Anger"-Album nicht ausgespart hat, überrascht. Und dessen Titelsong ist, abgesehen vom etwas aufgesetzt wirkenden Psycho-Schluß, nicht mal schlecht (ich besitze wie erwähnt das Original-Album nicht). Danach aber geht die Tracklist zurück in die für viele metallisch gepolte Fans immer noch goldene Zeit Metallicas, und die verläßt man für die bis zum Schluß folgenden 10 Tracks auch nicht mehr, wenngleich auch in diesem Block die vermutlich zugänglichsten und im kommerziellen Sinne erfolgreichsten Tracks, nämlich "One" (nicht schlecht, aber gegen die Intensität der Apocalyptica-Version nie und nimmer anstinken könnend) und "Enter Sandman", an der Vorderfront positioniert wurden und die alten Speedgranaten wie "Battery", "Motorbreath" oder "Fight Fire With Fire" erst danach abgefeuert werden. Das schleppend-geniale "Fade To Black" leitet das überraschende Finale ein, denn danach gibt es noch zwei Zeitsprünge - erst wieder ins Jahr 1988 vorwärts mit "Eye Of The Beholder" (starkes atmosphärisch unterlegtes Solo!) und danach gaaanz weit zurück, denn als Closer gräbt man das uralte und wie eine Mongolenhorde wütende "Metal Militia" aus, und spätestens das läßt fragen, wen man mit diesem Album eigentlich ansprechen will, denn die Balladenfans, die nur "Nothing Else Matters" kennen, springen bei "Metal Militia" vermutlich genervt aus dem nächstliegenden Fenster, die "Die!"-Mantras aus "Creeping Death" in die Realität umsetzend (sofern sie das nicht bei der schon fast black-thrashigen Version von "Fight Fire With Fire" getan haben). Als Metallica-Fan egal welcher Großepoche kann man das Album aber beruhigt für kleines Geld der Kuriositätenecke seiner Sammlung zuschanzen, wenn man die Erwartungen an die sängerische Umsetzung herunterschraubt und die Boxen beim weiteren Aufdrehen der Anlage (der sich aufgrund des allgemein niedrigen Lautstärkepegels notwendig macht) nicht gleich implodieren. Mit einer Kontaktadresse oder Homepage kann ich allerdings nicht dienen, da die CD wie gesagt mit Informationen äußerst geizig umgeht - ich habe meine aus dem Wühlregal des Drogeriemarktes Müller (dies nicht als Schleichwerbung, sondern ggf. als Suchhinweis).

Tracklist:
Nothing Else Matters
Mama Said
Unforgiven 2
Until It Sleeps
I Disappear
St. Anger
One
Enter Sandman
Battery
Master Of Puppets
Creeping Death
Motorbreath
Fight Fire With Fire
Fade To Black
Eye Of The Beholder
Metal Militia
 



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