www.Crossover-agm.de SPACED OUT: Slow Gin
von ta

SPACED OUT: Slow Gin   (Unicorn Records)

Jaaaaa! (Variante 1) Nnnnneeeeeeeeeiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnn!!!!! (Variante 2). Bassmonster Antoine Fafard und sein Gespann sind in den Dunstkreis um Prog, Jazz, Rock und den stilistisch nicht festgelegten Termini Genialität und partieller Wahnsinn eingestiegen, um erneut coole Musik zu machen und Musikersuizid zu provozieren. Da ich auf zweitgenanntes gerne verzichte, ergötze ich mich lieber an "Slow Gin" und ein paar Gläsern des entsprechenden Getränks. Wer die Vorgängerscheiben "Spaced Out" und "Eponymus 2" kennt, weiß ohnehin, was zu erwarten ist. Und doch hat sich etwas geändert. Spaced Out klingen auf "Slow Gin" reifer, erwachsener, durchdachter und nicht mehr so konsequent ungestüm. Wo auf den Vorgängerscheiben Chaos herrschte, entwickelt sich hier fast so etwas wie "Song"-Feeling. Dabei lebt dieses Album durch eine Vielfalt, die man sich nur erlauben kann, da das Genre, welches beackert wird, nämlich vertrackter Prog-Jazz-Rock, a priori genug Freiraum zur musikalischen Entfaltung bietet. Haut Herr Fafard, der gewohntermaßen für das ganze Songwriting und die Produktion zuständig war, im Titellied noch ein verschobenes Doomriff raus, um danach mit maschinenartig präzisem Tappinggewitter die Ohrläppchen in dünnste Scheibchen zu schneiden, bringt er es in "Spaced In" und dem hektischen "Minor Blast" zu den mörderischsten Jazz-Soli, die er in die Songs einflechtet wie die Spinne ins Netz. In "The Thing" werden gar balladeske Töne angeschlagen. Nicht zu verschmähen ist außerdem die eigentümliche, unvorhersehbare, progressive Harmoniearbeit, die sich stetig außerhalb von Dur und Moll bewegt. Besonders gelungen sind diesmal die Keyboards/Synthesizer, welche bis auf drei Titel einer Tastatur entsprangen, die nicht von Keyboarder Eric St-Jean bedient wurde, sondern von Fafard selbst. Seine Mitstreiter scheinen bis auf den ihm ebenbürtigen Schlagzeuger Martin Maheux ohnehin keine große Rolle zu spielen. Hier spricht wohl die Tatsache Bände, dass es im Erarbeitungsprozess zum neuen Material in der Songwritingphase zu "Slow Gin" anfangs Bedenken gab, ob auf das Album überhaupt Gitarren gehören würden. Glücklicherweise hat man Mark Tremblay schlussendlich doch ein wenig Platz für seinen Sechssaiter gegeben, so dass ein Track wie der dritte Teil der "Glassosphere" mit einem Gitarrensolo aufwarten kann, welches sich über einem undurchsichtigen Rhythmusabteilungsfrickelteppich mit eingängigem Moll entfaltet, um ins Überirdische abzugleiten. Hier blitzt wieder die Genialität des Songwriters durch, die sich oft hinter dem undurchdringlichen Massiv aus unterschiedlichsten Sounds und Songteilen verbirgt. Dafür gebührt ihm Respekt. Und irgendwann stelle ich ihm vielleicht die Frage, ob das Abschlussduo "Blue Ron Pipe A.M." und "Blue Ron Pipe P.M." eine Drogenfantasie oder Nihilismus oder Dadaismus sei. Bis dahin könnte "Slow Gin" der erste Cocktail von Spaced Out sein, der auch Kandidaten jenseits der Musikerfraktion besoffen machen dürfte. Jaaaaa! Zu erstehen unter Unicorn Records, P.O. Box 95016, Lorraine, Quebec, J6Z 4P1, Canada, www.unicornrecords.com.

Tracklist:
1. Introx
2. Slow Gin
3. Spaced In
4. Minor Blast
5. The Thing
6. E.M.O.
7. Bright Space
8. Glassosphere - Part 3
9. Blue Ron Pipe A.M.
10. Blue Ron Pipe P.M.



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