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von ta

SPACED OUT: Eponymus 2   (Unicorn Records)

Ächz ... Schon die oberbeknackten Bandfotos - Martin Maheux hält seine Drumsticks wie Suppenlöffel und auch Gitarren werden neuerdings oral malträtiert - sollen dem geneigten Hörer eins klarmachen: Hier sind totale Freaks am Werk! Was nach Hören von "Eponymus 2" feststeht, ist dann tatsächlich: Hier sind totale Freaks am Werk! Auf "Eponymus 2" wird erst gar nicht der Versuch gestartet, "Songs" zu kreieren, Termini wie "instrumentale Konstruktionen" oder "sprachlose und sprachlos machende Musikgebilde" zu definieren, was für akute Neurose bei tätigen Musikern sorgen wird, denn das technische Niveau vorliegenden Albums dürfte mindestens Bassgitarristen ohrenbetäubendes Nervenflattern bescheren (meine Trommelfelle sind schon arg lädiert ...). Was uns das kanadische Quartett mit dieser CD beschert, ist dabei wohl generell etwas für Nichtmusiker nicht sonderlich spannend, Melodien mit Wiedererkennungswert sind rar gesät und auf den Cantus wurde gleich ganz verzichtet - über diesen instrumentalen Wust zu singen, könnte auch ein an der Stelle nicht näher erörtertes Problem darstellen ... So beschränkt sich der Stimmeinsatz auf zwei-drei abstrakte Einwürfe, die keinen essenziellen Bestandteil der Musik ausmachen. Einen solchen stellt auf jeden Fall das totalitäre Bassspiel Antoine Fafards dar, welches produktionstechnisch gesehen Louis Cotes 6-Saiten-Bearbeitung (die den obligatorischen Höchsttempogefiedelrahmen erfreulicherweise kontinuierlich außen vor lässt) locker übertönt - produziert hat der Meister (am Langholz) himself. Mindestens interessant sind die - besonders vom Blickwinkel der Soundtechnik aus betrachtet - vielfältigen Keyboards Eric St.-Jeans, aber auch Martin Maheux am Schlagzeug würde von jeglichen Jazz-Bands sicher keine Absage erteilt bekommen; mit traditionellem Jazz hat "Eponymus 2" jedoch wenig zu tun, obwohl im bezeichnendenderweise "Jamosphere" betitelten CD-Ausklang sogar ein Saxophon zu hören ist. Hier liegt vertrackter Progressive-Jazz-Rock auf technisch hohem Niveau vor, wobei die Band zwar darauf bedacht ist, neben technischem Können auch mit weiteren Stilmitteln der Kunst des Komponierens, etwa Harmonien, zu kokettieren, diese jedoch, im Gegensatz zu vergleichbaren Projekten, wie z.B. dem Liquid Tension Experiment (welches, das muss man wohl sagen, mit deutlich höherem Ideenfundus über den großen Teich kam) nur sekundär verwendet - was ja auch einen gewissen Reiz ausmachen kann. Wenn sich das Staunen (nach ein paar bis etlichen Hördurchläufen ...) gelegt hat, bleibt durchaus irgendetwas übrig, dies jedoch kann man nur mit viel Humor (den ich nicht habe) als hochwertiges Musikprodukt bezeichnen: Zu sparsamer Ideeneinsatz, zu wenig "Musik" ... - extravagant, aber nicht exquisit. "Eponymus 2" ist kein Album, welches mich über lange Strecken meines Lebens begleiten wird, aufgrund der Konsequenz, mit welcher hier beeindruckend instrumental konstruiert (s.o.) wird, jedoch durchaus ein Album mit Daseinsberechtigung, besonders in einer Zeit, wo die Begriffe "Musik machen" oder "Band" derartig diffamiert werden. In dem Sinne: Danke auch. Zu ordern ist dieses kontrollierte Chaos, sofern nicht im regulären Plattenhändler erwerbbar (wo denn da im Plattenhändler? Im Hirn? Im Rektum? - Anm. rls), bei Unicorn Records, P.O. Box 95016, Lorraine, Quebec/Canada, J6Z 4P1, www.unicornrecords.com.
 




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