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SIMEON SOUL CHARGER: Harmony Square
von sk

SIMEON SOUL CHARGER: Harmony Square   (Gentle Art Of Music)

Kann man eigentlich allen Ernstes im Jahr 2012 noch Psychedelic-Rock spielen, so ganz ohne Augenzwinkern und Ironie? Eigentlich dachte ich immer, mit den beginnenden 70ern sei auch der psychedelische Zug abgefahren: Syd Barrett war schon längst in einer anderen Dimension, Roky Erickson für unzurechnungsfähig erklärt und bei anderen Bands setzte langsam aber sicher wenn nicht Nüchternheit so doch ein heftiger Kater ein. Aber meine Vorurteile sind mal wieder meinem Halbwissen geschuldet, da hätte schon ein Blick in verschiedene Rezensionen bei CrossOver genügt. Und nun rotiert "Harmony Square" von Simeon Soul Charger (Support von Kraftklub, Blumentopf u.a.) im Player. Schon komisch: Was Greg Wallace auf seiner Webseite versprochen hat, halten Simeon Soul Charger.
Wenn man Queen, Move, The Byrds, Led Zeppelin, Move, die frühen Genesis, 13th Floor Elevator und Nektar in einen Raum sperren könnte, sie zum Hören von Beatles- und frühen Pink-Floyd-Platten verpflichtet und sie nach drei Wochen Abgeschiedenheit ein Album aufnehmen müssten, es würde so klingen wie "Harmony Square". Und am Ende wüsste man nicht mehr, wer was wie und wann zum Sound beigetragen hat. Die Scheibe strotzt vor Einfällen, erdigen und fetten Riffs, im besten Sinn soliden Soli und quillt fast über vor Kreativität, die den Geist der späten 60er atmet, ohne aber musikalisch auszufransen wie ein von Motten zerfressenes Batikshirt. Listig und lustig wird der alte Folk-Song "Scarborough Fair" durch die Psychedelic-Prog-Mühle gedreht ("All's Fair In The Harmony Square"), dass es eine Freude ist. Das wirkt manchmal etwas überambitioniert und verkopft ("Oh What A Beastly Boy", "The Piper's Prize"), aber immer handwerklich auf sehr hohem Niveau. Nur manchmal wünscht man sich einen Moment zum Ausruhen und Luft holen, so dicht und treibend ist das Album, dass es fast erschlägt. Simeon Soul Charger machen nicht nur Spaß, sondern sie fordern den Hörer auch ungemein.
Psychedelic-Rock (mit zahlreichen Prog-Elementen) ist nicht tot. Er riecht noch nicht einmal komisch. Er ist sogar recht frisch. Danke für 67 Minuten Zeitreise durch die Clubs der 60er Jahre, durch Marihuana-Schwaden und vorbei an Lavalampen. Toll!
Kontakt: www.simeonsoulcharger.com, www.gentleartofmusic.com

Tracklist:
01 Overture
02 Babylon Grove
03 All's Fair In Harmony Square
04 Ms. Donce
05 Spinning Across The Grass
06 Doris
07 Oh What A Beastly Boy
08 The Piper's Prize
09 The Devil's Rhapsody
10 The Changing Wind And Reign
11 The Advent Of Awakening
12 King Charles Norman's Castle
13 See Sharp
14 Rayoweith's Guillotine / A Gift From The Sky
15 Ashes



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