www.Crossover-agm.de SATYRICON: Live At The Opera (DVD)
von ta

SATYRICON: Live At The Opera (DVD)  (Nuclear Blast)

Also, um es vorweg zu nehmen: Das Ding hier geht überhaupt nicht. Es gab Ende der 90er mal eine Zeit, in der es unter Hardrock- und Metal-Bands trendy war, ein reines Cover-Album aufzunehmen. Das war ja noch ganz lustig. In den 2000ern kam aber der Trend dazu, mal "'ne Klassik-Platte gemacht zu haben". Die Großen und Kleinen der Szene bildeten sich plötzlich ein, dass der Sprung von ihrem Standardsound zur Klassik ja so groß nicht sei, und diverse mal mehr, mal weniger gelungene Kollaborationen aus der Sparte Band xy feat. Orchester so-und-so waren die Folge. An diesem munteren Stelldichein beteiligen sich mit ein paar Jahren Verspätung anno 2015 auch Satyricon, die mit "Live At The Opera" eine DVD eines Auftritts vorlegen, der in der Osloer Oper gemeinsam mit dem norwegischen National Opera Chorus gegeben wurde.
Nun ist es erstmal gut, dass die Band sich kein komplettes Orchester eingekauft hat, sondern "nur" einen 55-köpfigen Chor. Und am historischen Standing von Satyricon sei auch nicht gekratzt. Dennoch hat sich Satyr mit dieser Kollaboration maßlos übernommen, was verschiedene strukturelle Gründe hat.
Zunächst mal bekommt der Chor (von vereinzelten Ausnahmen wie "Die By My Hand" abgesehen) keinen eigenen Text, weshalb er nahezu die ganze Zeit nur als Verlängerung der Instrumente fungiert, in der Regel mit Themen auf dem Vokal A. Das langweilt nach einer Weile und nutzt die Ressourcen einer derartigen Zusammenarbeit nicht ansatzweise aus. Hier hätte man, überspitzt gesagt, auch einfach ein Keyboard nehmen können.
Dann wurden die eigentlichen Songs nicht bzw. nur minimal umarrangiert, der Chor ist also immer ein zusätzliches Element zu eigentlich fertigen Kompositionen, und das merkt man im Großteil der Fälle leider. Nur selten, etwa in den Messiaen-artigen Clustern in "Now, Diabolical", emanzipieren die Stimmen sich als ernstzunehmende Zutat. Viel zu häufig kommt es ansonsten vor, dass der jeweilige Grundton eines Akkords mitgesungen wird, höre z.B. "Nocturnal Flame" oder "Den Siste". Spätestens beim Klassiker "Mother North" ist das einfach nur nervig und addiert nicht nur nichts Nennenswertes hinzu, sondern trivialisiert das Stück sogar.
Darüber hinaus besteht die Setlist zu großen Teilen aus den undynamischen, geradlinigen und unmajestätischen Kompositionen der Alben ab "Now, Diabolical", die sich gerade durch ihre Kompaktheit und ihr Rock-Feeling auszeichnen, in die die Klanglandschaft eines Chors nur mit viel Aufwand integrierbar ist. Und der hat hier offenbar nicht stattgefunden. "Live At The Opera" wirkt ärgerlich halbgewalkt, hörbar insbesondere an den Signatursongs der neuen Satyricon, "The Pentagram Burns" und "K.I.N.G.", wo sich Black Rock und Gesangsflächen gegenseitig den Effekt nehmen. Lediglich bei den stimmungsvolleren Stücken des letzten Albums, "Phoenix" und "The Infinity Of Time And Space", hat man das Gefühl, hier kommen Elemente zusammen, die auch zusammenpassen.
Klar, mit "Live At The Opera" können Satyricon sich das Etikett anhaften, auch mal 'ne Klassik-Platte gemacht zu haben. Aber man muss nicht nur wollen, sondern auch können. Musikalisch macht die ganze Chose - mit wenigen Ausnahmen - überhaupt keinen Sinn.
Optisch gibt es weniger zu bemängeln. Die Filmqualität ist ebenso professionell wie Lichtshow und Stageacting und gottlob verlässt auch der Chor nicht seine Rolle als Chor - gestelzt headbangende Soprane wie bei Haggard gibt es also nicht.
Was mir nicht gefällt, ist die Kameraführung. Zum einen wechselt die Kamera oft im Sekundentakt die Perspektive, was übermäßig hektisch, aber leider im Sektor der Live-DVDs immer mehr angesagt ist. Zum anderen fehlen mir ein paar mehr Detailaufnahmen der Sänger/innen des Chors. Hier wurde viel zu sehr auf Totalen Wert gelegt, anders als bei der Band.
Satyricon-Jünger müssen das Ding vermutlich der exklusiven Kooperation Band-Chor wegen besitzen, alle anderen können es m.E. beruhigt im Regal stehen lassen. Der Mehrwert ist gering.
Kontakt: www.satyricon.no, www.nuclearblast.de

Tracklist:
1. Voice Of Shadows
2. Now, Diabolical
3. Repined Bastard Nation
4. Our World, It Rumbles Tonight
5. Nocturnal Flame
6. Die By My Hand
7. Troog Kraft
8. Phoenix
9. Den Siste
10. The Infinity Of Time And Space
11. To The Mountains
12. The Pentagram Burns
13. Mother North
14. K.I.N.G.



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