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von rls

SATMENIJE: Satmenije   (Jet Noise Records/Mystery)

Gerade mal ein Jahr liegt zwischen dem Satmenije-Debüt "Njenawistj" und dem selbstbetitelten Zweitling, und doch hat das Quartett einen gehörigen Sprung nach vorn getätigt. Wirkte das Debüt bisweilen noch ein wenig zu basisch gestrickt, so sind Satmenije zwar auch auf dem Zweitling natürlich nicht in Proggefilde abgewandert, aber sie steigern den Ideenreichtum ihrer Kompositionen doch ein Stück und inszenieren ihre Songs auch etwas kompakter (das Durchschnittslied des neuen Albums dauert nur noch reichlich vier statt knapp fünf Minuten, und wenn man den über achtminütigen Closer "Ljubow" noch aus der Rechnung nimmt, wird das Ergebnis noch deutlicher). Weitgehend verschwunden sind die Teutonenmetaleinflüsse (und damit einhergehend wohl auch das gewisse hölzerne Element, wenngleich das auch schon auf dem Debüt nicht so übermäßig stark ausgeprägt war), auch Elemente aus dem Fundus von Iron Maiden muß man mittlerweile mit dem Mikroskop suchen - statt dessen ist der US-Faktor ein Stück ausgebaut worden, und da dürfen die guten alten Metallica mittlerweile als Haupteinfluß gelten. Das liegt zum einen an Sänger Pawel Michejew, der ein gewisses Stück hetfieldiger singt als auf dem Debüt, allerdings die heftigeren Passagen mit mehr Selbstbewußtsein angeht als Hetfield seinerzeit in den Achtzigern (der Jahre brauchte, um langsam in seine Sängerrolle hineinzuwachsen). Aber auch die Musik hat einen deutlicheren Metallica-Schlag abbekommen, wofür gleich der Opener "Angel" (einer der stärksten Songs auf der CD und geschickt zwischen hoher Geschwindigkeit und einer mehrmals auftauchenden verschleppten Passage pendelnd) als gutes Beispiel dienen kann - wir sprechen hier allerdings von der Metallica-Phase, die mit "Master Of Puppets" oder frühestens mit "Ride The Lightning" begann und mit dem Schwarzen Album endete, und selbst hier muß man noch etliche Elemente subtrahieren. Überlange Songs mit minutenlangen Riffgebirgeaufbauten gibt es bei Satmenije wie erwähnt nicht, auch die Komplexität der Songs halten die Russen in überschaubarem Maße und schrauben sie allenfalls in einzelnen Songs, z.B. "Sila (Nje Bylo Otwjeta)" oder dem quasi alle im Bandkontext mal auftauchenden Elemente von der Halbballade bis zum Stakkatospeed zusammenfassenden "Ljubow", mal ein wenig in die Höhe. Als Vergleich taugen mithin eher die Deutschen Perzonal War, und wie diese gehen Satmenije von dem nicht zu leugnenden Metallica-Hintergrund (man höre nur mal die Riffs im Intro von "Nawsjegda") hier und da durchaus eigenständige Wege. So ist "Wosdajanie Ili Mestj" eine starke Halbballade (gewidmet übrigens dem anno 2004 auf der Bühne erschossenen Ex-Pantera-Gitarristen Dimebag Darrell, dessen Schaffen allerdings nahezu keine expliziten Spuren im Satmenije-Sound hinterlassen hat), die sich aber gleich weit von "One" wie von "Nothing Else Matters" entfernt befindet. Die Geschwindigkeit hält auch der neue Trommler Alexei Platkow (der an neun von zehn Songs mitkomponiert hat) eher im Bereich des Schwarzen Albums als in den alten Speedorgien, aber dafür gibt es zwei andere Neuerungen: Erstens sind die auf dem Debüt noch gelegentlich eingestreuten deathmetallischen Backings verschwunden ("Sila (Nje Bylo Otwjeta)" bekommt dafür punktuellen kreischenden Ersatz geliefert), dafür aber traut sich Dmitri Dotschkin im Leadbereich mittlerweile deutlich mehr zu und darf die neu gewonnene Sicherheit auch etwas häufiger zum Einsatz bringen - für sein Können hält gleich der Opener "Angel" ein sehr schönes Exempel bereit, und das schöne doppelläufige Solo in "Ljubow" verdient von der Melodik her den Kirk-Hammett-Gedächtnispreis. In "Sa Toboi" tritt er trotzdem höflich zur Seite und läßt einen Gastmusiker namens Edgar solieren - und zwar mit einer Violine, die anfangs recht eigenartig verzerrt und fast unerkennbar tönt, bevor man sich an sie gewöhnt und sie liebgewinnt, vor allem im Schlußpart des Solos, als die Band die Geschwindigkeit wieder anzieht und die Violine noch flott dazufiedelt, wodurch man fast an Skyclad erinnert wird. "Ja Nje Twoi Sluga" macht zwar bisweilen Anstalten, die Candlemass-Anleihen in "Wsadnik" vom Vorgänger wieder aufzunehmen (man höre mal das halbakustische Zwischenspiel), entscheidet sich im Grundsatz dann aber doch anders und kommt mit einem ultratiefen Riff um die Ecke, das dann doch aus der Pantera-Schule stammen könnte. Zusammen mit der grungekompatiblen Melodik im akustischen Interludium "Prischel Sa Sowjetom" (das allerdings eher auf gemeinsame Vorbilder zurückverweist, nämlich Black Sabbaths "Planet Caravan" - und das ist späterhin wiederum von Pantera gecovert worden ...) bleibt es aber der einzige etwas modernere Einfluß, den dieses hörbar traditionalistische Quartett ansonsten zuläßt. Freunde der guten alten Metallica, deren Fokus nicht ausschließlich auf Hochgeschwindigkeit liegt, sowie von scheinbar epigonalen Bands wie Perzonal War sollten Satmenije ein Ohr leihen, wobei im Zweifel dem deutlich reiferen Zweitwerk (das mit "Satmenije" auch noch die Bandhymne enthält, die mit einem geschickt verschleppten Chorus zweifellos mitgrölkompatibel ausfällt) der Vorzug zu geben ist.
Kontakt: www.mystery.msk.ru, www.zatmenie.ru

Tracklist:
Angel
Satmenije
Doroga W Rai
Sila (Nje Bylo Otwjeta)
Wosdajanie Ili Mestj
Nawsjegda
Sa Toboi
Ja Nje Twoi Sluga
Prischel Sa Sowjetom
Ljubow
 




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