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von ta

ROYAL HUNT: Eye Witness   (Frontiers Records)

Vom Mars zurück auf die Erde. Ansonsten hat sich bei den Dänen seit dem letzten Album "The Mission" nicht viel verändert. Man beschippert weiterhin den hooklinelastigen, hochmelodischen, keyboardgetränkten Hardrock/Melodic Metal und der Verfall der Menschheit wird in mehr oder weniger markanten Textphrasen schonungslos offenbart: Ob hinter der Kamera, auf glühenden Düsentriebwerken, mit dem Sektglas oder dem Springmesser in der Hand: Menschsein umfasst Dekadenz. Dekadenz hat Augenzeugen, wie mit Bookletgestaltung und im subtilen Titeltrack anschaulich dargestellt, nämlich uns. Solcher, dem diese Erkenntnis nicht neu ist, kann die Musik zum groben Konzept von "Eye Witness" trotzdem in vollen Zügen genießen, da sie, wie schon auf dem letzten Album, den nicht sehr angenehme Perspektiven aufzeigenden Texten mit zumeist frischen Mitsingrefrains und treibenden Rhythmen einen, zumindest auf kurze Sicht, effektiven Kontrast gegenüberstellt. Das ist beinahe schon ein realsatirischer Faktor, wenn der wieder einmal stimmlich bestens aufgelegte John West etwa mit hoher Stadionkompatibilität und naiver Begeisterung "We're burning the sun, we'll tear down the mountains" ("Burning The Sun") singt, als intoniere er "Wir backen einen Kuchen". In musikalisch ähnliche Kerben hauen der Opener "Hunted" oder das mit bratenden Gitarren grollende "Edge Of The World". Einen kleinen Umweg um die Zielgerade vollführt das nuanciert angedüsterte und groovige "Can't Let Go", während mit "Wicked Lounge" auch mal ganz andere Welten angetastet werden: Als Büffetband getarnt, vollführen Royal Hunt den Spagat zwischen seichtem, verswingtem Jazz und beißendem Spott über die Angehörigen der "Wicked Lounge". Das ist ein breites Grinsen wert - ein kleines Meisterstück! Auf der anderen Seite sorgen eben solche Ausflüge (zu notieren wäre weiterhin noch das um ein großes Gesangsarrangement gewebte "The Prayer") dafür, dass "Eye Witness" in seiner Gesamtheit nicht so genial eingängig wie sein Vorgänger "The Mission" über die Nordsee geschippert kommt, ggf. ein paar Anläufe mehr braucht, nicht durchweg mitreißt ("Game Of Fear" oder "Can't Let Go" zünden bei mir nämlich aufgrund schwächelnder Hooklines nicht) und damit knapp nach dem erwähnten Album über die Ziellinie rauscht. Nichtsdestotrotz ist "Eye Witness" für Anhänger der Band essenziell und für alle anderen zumindest einen Test wert.
Kontakt: www.frontiers.it

Tracklist:
1. Hunted
2. Can't Let Go
3. The Prayer
4. Edge Of The World
5. Burning The Sun
6. Wicked Lounge
7. 5th Element (Instr.)
8. Help Us God
9. Game Of Fear
10. Eye Witness
 




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