www.Crossover-agm.de RAMPART: Voice Of The Wilderness
von rls

RAMPART: Voice Of The Wilderness   (Infernö Records)

Das hier ist nun das erste vollständige Album von Rampart, die auf dem "Warriors"-Demo zwar bereits andeuten konnten, welches Potential in ihnen steckt, aber aufgrund a) der knappen Spielzeit (zumal der Titeltrack auch noch in zwei Versionen enthalten war) und b) der doch sehr undergroundigen Soundverhältnisse über ebenjene Andeutungen nicht hinauskamen. Das ist auf "Voice Of The Wilderness" nun anders, und wer beide Scheiben besitzt, kann auch Direktvergleiche ziehen, denn alle drei Songs von "Warriors" sind für dieses Album nochmal neu eingespielt worden. Am Anfang aber steht mit "Under Control" ein Neuling, und der macht schnell deutlich, daß Alleinkomponist Yavor keinen Deut von seinem traditionellen Melodic Metal mit teils speedlastiger Tendenz abgewichen ist. Nach wie vor schweben Malteze als Vergleichsband im Raum, wenngleich sich die Bulgaren ein wenig stärker am eurozentrierten Power Metal orientieren und Yavors Songwriting zudem auf einstimmigen und nicht von einer weiteren Leadgitarrenstimme umspielten Riffs basiert. Das könnte zum Teil der Besetzung geschuldet sein, denn Rampart agieren vom Grundsatz her als Trio mit Sängerin Maria, Drummer Borislav und eben Yavor, der im Studio für alles andere zuständig ist, ergo im Proberaum normalerweise keinen Gitarrenpartner an seiner Seite hat, es sei denn, es sind Auftritte vorzubereiten - das Booklet nennt einen Zweitgitarristen und einen Bassisten, die dann sessionmäßig einspringen. Dabei gönnt Yavor seinem Gastbassisten Alexander Spiridonov durchaus auch mal einen kurzen Spot an vorderster Stelle, wenn er in "The Flood" eine Passage einbaut, in der nur Baß und Schlagzeug agieren. Generell steht aber natürlich sein phantasievolles Gitarrenspiel im Vordergrund, was die instrumentale Seite betrifft, und um festzustellen, daß er neben flitzefingerigen Einlagen auch die gefühlvolle Seite beherrscht, genügt ein Hineinhören ins Intro von "Desert Of Time", das sich allerdings keineswegs zu einer Ballade entwickelt, sondern über den weiteren Zwischenschritt eines zurückhaltenden melodischen Metalparts im treibenden Midtempo landet, wo Maria dann doch noch zu singen beginnt, während bis dahin durchaus noch die Möglichkeit eines Instrumentalstückes bestanden hätte. Daß hier eine Frau am Mikrofon steht, erkennt man übrigens keineswegs auf den ersten Höreindruck - diese gedeckte Altstimme könnte im metallischen Maßstab durchaus auch zu einem Altus gehören. (Daß sie auf dem Bandfoto allerdings unter Zuhilfenahme der Kameraperspektive so aussieht, als bestehe sie im wesentlichen aus Beinen, steht auf einem anderen Blatt ...) Mit Gastdichter Todor Dyakov teilt sich Maria auch weiterhin in die Arbeit des Songtextverfassens, wobei die Band im Gegensatz zu vielen Landsleuten und weiteren osteuropäischen Bands nicht in der Landessprache, sondern in Englisch textet. Kurioserweise ist ausgerechnet der Text zum Titeltrack im Booklet nicht abgedruckt, wohl aber die kurze Inhaltserläuterung, die jedem Songtext vorangestellt ist - nur eben im Falle des Titeltracks herrscht danach dann gähnende Leere ... Eine Ballade gibt's im weiteren Verlaufe des Albums dann übrigens doch noch, nämlich "Age Of Steel" (bei dem Titel hätte man wohl alles andere als eine Ballade vermutet ...), wobei mit Sofia Vancheva eine Gastmusikerin aktiv ist, und zwar in multipler Form: Da kein Streichquartett zu haben war, mußte sie alle Violinen, Violen und Celli eigenhändig einspielen. Die Andeutung einer großen Steigerung in der Songmitte bekommt durch die Geige fast einen folkmetallischen Touch, aber bevor Avancen in dieser Richtung real werden können, lenkt Yavor den Song wieder in die normalen balladesken Gefilde zurück. Generell fällt auf, daß Rampart die schnelleren Stücke in der ersten Hälfte versammelt haben und die midtempolastigeren oder noch langsameren in der zweiten Hälfte - ob das Absicht war, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Aber Klasse beweist die Band in allen Lagen, und wenn dem Rezensenten dann noch eingefallen ist, an wen ihn die Refrains in "Orchrist" und "Desert Of Time" erinnern, wäre das Bild dieser 43 Minuten komplett. Diese noch offene Frage sollte den Interessenten aber nicht davon abhalten, an Rainer Krukenberg von www.metaleros.de die Frage zu richten, ob man bei ihm noch ein Exemplar erwerben kann, um den südosteuropäischen Traditionsmetaluntergrund (der nicht so sehr dicht besiedelt ist) zu unterstützen.
Kontakt: www.myspace.com/rampartbg, www.inferno-records.net

Tracklist:
Under Control
Warriors
Voice Of The Wilderness
The Flood
Desert Of Time
Orchrist
Age Of Steel
Mirror To Dreams
Stay Aside
 




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