www.Crossover-agm.de QUASY MODO: We Are The People
von rls

QUASY MODO: We Are The People   (Karthago Records)

Der namensgebende Glöckner schlägt sein Instrument gleich im Intro des Openers "Quasimodo" an, aber das läßt erstmal noch alle musikalischen Möglichkeiten offen. Letztlich entpuppen sich die 1983 von den Brüdern Erwin (voc, g) und Gebhard Schmid (b) gegründeten Schwaben als typisch süddeutsche Heavy Rocker, die 1989 in der Zweitbesetzung eine selbstbetitelte 4-Track-Mini-LP einspielten, um deren livehaftige Promotion sie sich dann in der Drittbesetzung ab 1990 auch endlich kümmern konnten. 1991 kam die Single "We Are The People" heraus, 1994 die MC "Here We Go", die außer den vier Stücken der MLP (ob in identischen Fassungen oder neu eingespielt, müssen Experten und/oder Besitzer beider Varianten klären) noch vier neue Stücke enthielt, so daß sich das Gesamtwerk der Band damit auf zehn im Studio verewigte Songs belief, die 1999, als Quasy Modo die Instrumente aus der Hand legten, auf einer eigenproduzierten CD namens "From The Beginning" zusammengefaßt worden, allerdings in anderer Rehenfolge und mit einer Liveaufnahme des unkonservierten Titeltracks ergänzt. In der Heavy-Metal-Classics-Serie des Karthago-Labels erscheint nun ein Tonträger namens "We Are The People", der ebenjene zehn Studiosongs in offensichtlich der gleichen Fassung wie 1999 (von Remastering oder anderer Nachbearbeitung steht im Booklet nichts vermerkt) 500 Interessenten abermals zugänglich macht, den erwähnten Livebonus allerdings wegläßt. Für strukturelle Analytiker mag darüber hinaus interessant sein, daß für die aktuelle Wiederveröffentlichung das Cover der Mini-LP, aber der Titel der Single verwendet wurde.
Im Gegensatz zur 1999er Version wurde hier auch die originale Reihenfolge wieder hergestellt - die Liner Notes weisen aber zugleich darauf hin, daß Quasy Modo das Talent hatten, es sich selbst schwer zu machen, indem sie jeweils die schwächsten Songs an den Anfang stellten. Das geht also gleich mit "Quasimodo" los, einer unauffälligen, wenngleich durch den einprägsamen Refrain zumindest etwas aufgewerteten Melodic-Rock-Nummer, die mit den drei anderen Beiträgen der MLP nicht mithalten kann. "Pub On Wheels" (gesungen vom damaligen Keyboarder Ralf "Gonzo" Fink) und "White Dog", die jeweils zweiten Songs der ursprünglichen Vinylseiten, bieten leicht angebluesten Hardrock mit markanten düsteren Keyboardeinwürfen, während "Highway Night Rider" losrast, als müsse der Titelheld zwingend noch vor dem Morgengrauen seine heimische Kemenate erreichen, den einsamen Geschwindigkeitsrekord der konservierten Quasy-Modo-Songs markiert und mit furioser Instrumentalarbeit zu überzeugen weiß. Danach bekommen wir die beiden Nummern der 1991er Single zu hören. Deren Titeltrack, der auch zum Titeltrack des Re-Releases avanciert ist, kombiniert einen interessanten balladesken Anfang und ein schönes melodisches Solo mit eher unauffälligen Stampfpassagen und einem dem Solo folgenden Passus mit zweistimmigem Gesang und Drums, also ohne Saiteninstrumente, der vermutlich live als Mitsingpart fürs Publikum ausgestaltet wurde, aber in der Studiofassung einen viel hilfloseren Eindruck hinterläßt als beispielsweise die brillant eingeflochtene dem gleichen Zweck dienende Passage in Ossians "Tüzkeresztség (Rock n'Roll, Csak Rock n'Roll)". Auch hier ist der zweite Song deutlich stärker: "I Wish I" bahnt sich im flüssigen gehobenen Midtempo unaufhaltsam den Weg, koppelt einen einprägsamen Refrain, Ohoho-Chöre und schöne zweistimmige Gitarrenarbeit (Partner Erwin Schmids hier: Martin Winheim) und beinhaltet vermutlich Schmids beste Leistung als Leadsänger: Zu den ganz Großen gehörte der Mann nicht, aber er hatte eine angenehme Normalstimme, mit der er bisweilen auch expressivere Passagen gestalten konnte, und das tut er hier mal - und weiß zu überzeugen.
Um die "Here We Go"-Kassette von vornherein als Quasy-Modo-Erzeugnis deutlich zu machen, wurde für ihr Cover kurzerhand ein weiteres Foto aus der Session für die MLP verwendet, das eine reizende Dunkelhaarige im Quasy-Modo-Top zeigt, die nur leider offensichtlich Raucherin und dem harten Alkohol zugeneigt ist. Der Umstand, daß die vier MLP-Songs nicht auch noch in den MC-Fassungen auf die CD genommen wurden, scheint dafür zu sprechen, daß sie für die Kassette nicht nochmal neu aufgenommen wurden - Platz für eventuelle Alternativfassungen wäre nach Ende der 48 Minuten auf der CD noch gewesen. "Get Up" bietet guten, jedoch nicht weiter auffallenden Heavy Rock, während das wie eine reduzierte, aber trotzdem geschickt arrangierte Version von "I Wish I" wirkende "Christine" ebenso hoch zu punkten weiß wie die hübsche Halbballade "Goodbye" (die lediglich des "Nanana"-Schlusses hätte beraubt werden dürfen). Für "Here We Go" griff schließlich Basser Gebhard zum Mikro und offenbart eine relativ sanfte Stimme, die im Bandkontext in diesem strophenseitig ruhigen Akustikrocker gut aufgehoben ist, im Rest des Materials aber zu Recht für die Chorparts und nicht für die Leadgesänge verwendet wurde. Der chorale Refrain macht hier jedenfalls nochmal ziemlich Laune und schließt den mit Liner Notes, historischen Fotos und allen Songtexten wieder hochwertig ausgestatteten Silberling ab, dem man vor allem als Bewohner Süddeutschlands mit Vorliebe für die traditionsrockige Liveszene (zu der auch Quasy Modo 16 Jahre lang zählten - auf u.g. Homepage findet sich eine Gigaufstellung, aus der hervorgeht, daß die Band seinerzeit nicht selten bei Motorradclubs spielte und u.a. mal eine junge aufstrebende Band namens Glenmore im Vorprogramm hatte) sein Ohr leihen sollte.
Kontakt: www.karthagorecords.de, www.quasy-modo.de

Tracklist:
Quasimodo
Pub On Wheels
Highway Night Rider
White Dog
We Are The People
I Wish I
Get Up
Christine
Goodbye
Here We Go



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