www.Crossover-agm.de PSYCHICMAFIA: Dawn
von gl

PSYCHICMAFIA: Dawn   (Eigenproduktion: I.V. Records/US-Import)

Die kalifornische Metal-Band aus Fullerton mit diesem eigenwilligen Namen ist ganz klar das Baby von Armando Vega, der singt und Gitarre spielt. Die anderen Bandmitglieder scheinen zu rochieren, denn ein gänzlich anderes Line-up hat das Album eingespielt als jenes, das jetzt im Live-Team ist. Armando war auch der Kopf einer Band namens HYPERCHILD, die laut Info im Jahre 1997 eine 6-wöchige European Promo-Tour machte. Da hielt ich gerade Winterschlaf, denn ich kenne die Band leider nicht. Mit bedeutungsschweren Worten erzählt die Info von der musikalischen Vision der Band ("... music that is capable of extraordinary mental processes ... beyond crappy modern rock"). Na das hören wir doch gerne hier :-) Mit schweren Riffs und einem leicht an Ozzy erinnernden Gesang beginnt die Platte dann. Armando verfügt definitiv über die richtigen connections, neben etlichen old-schooligen Leuten, die er hier grüßt, hat Ty Tabor von KING'S X die Platte gemastered. Das nicht auf Anhieb eingängige Songmaterial benötigt sicherlich mehrere Durchläufe, die vielen Breaks und keine Refrains fordern ein intensives Auseinandersetzen mit der Musik heraus. Meines Erachtens ist auch ein leichter Doom-Hintergrund, irgendwie eigenartig mit einem schweren Biker-artigen dreckigen Sound ("The Martyr") vermischt, erkennbar. Dann lässt er seinen Frust in einem Song ("No Hope") seinen Lauf, den man mal bei der Weihnachtsfeier im Bundestag in Berlin bei voller Lautstärke dem Plenum um die Ohren ballern sollte: "I hate politicians they're all waste human disgrace"! Noch deutlicher wird's dann bei dem 7 1/2-minütigen "Zoning" - seltener Fall, dass man den Musiker aktuell zum Textinhalt befragen konnte, pünktlich zur Rezension kam die Antwortmail: Eine wahre Geschichte passierte einem Mann in Los Angeles, der nachts in Downtown L.A. das Bus-System benutzte und eine Babydecke transportierte, darin hatte er jedoch kein Kind eingewickelt, sondern eine Knarre. Und prompt wollte ihn einer überfallen und der Bedrängte schoss dem Gangster aus der Decke raus zwischen die Augen und kam dann wegen Notwehr frei. Streets are tough in Downtown L.A.. Doch lassen wir den Künstler selbst erklären: "Each verse in that song is a different scenario ... but the one thing that they have in common is that the person feels that they are invincible: Verse 1 = the gambler / Verse 2 = the vigilante / Verse 3 = the metal musician".
Und wie er da steht, singend, mit ausgebreiteten Armen und Musik LEBT, so nimmt man ihm die Botschaft ab: "The music's pumpin, the crowd is jumpin, we're an animalistic oiled up machine." Also teilweise ist es schon schwer verdauliche Kost, leicht machen es einem die Jungs sicher nicht (so einfach zu konsumieren wie auszusprechen: "Discombobulated"). Umso verwunderlicher dann die Auswahl des Coversongs: Tatsächlich ertönt doch da zum Schluss U2s "Pride" in einer metallisierten Version!! "In the name of love ...", ihr wißt schon Bescheid!
Ein auf raue Art eigenwilliges nichtsdestotrotz sympathisches Album (harte Schale - weicher Kern?), dessen Außenseiter-Flair dann durch die Rückseite der CD (untergehende Sonne vor einer Moschee!) komplettiert wird.
Kontakt: www.psychicmafia.com

Tracklist:
Liquid Razor
Silent Waters
The Martyr
No Hope
Bludgeoned
Underground Lover
Zoning
Discombobulated
Back
Pride



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