www.Crossover-agm.de POISON: Seven Days Live
von gl

POISON: Seven Days Live   (Armoury Records/Edel)

Mit gleich zwei neuen Live-Veröffentlichungen sind POISON 2008 vertreten: Von der letztjährigen Tour gibt's die "Live Raw And Uncut" sowohl als CD und DVD und nach jahrelangen Ankündigungen nun auch ein Dokument aus dem Jahre 1993 ebenfalls in den beiden Formaten, nachdem wohl die wenigsten die alte VHS-Cassette aufgehoben haben, die es seinerzeit 1994 kurz gab. Der Titel stammt übrigens von dem auch hier vorgetragenen Song "7 Days Over You" und der Tatsache, dass die Band damals sieben Shows in Großbritannien spielte, nach Deutschland haben sie es ja seit 1990 nie mehr geschafft. Die Aufnahmen gehörten damals Capitol, nun steht Armoury Records hier drauf (?). Ob es sich hierbei um ein von der Band autorisiertes Teil handelt, darf bezweifelt werden, denn das Konzert stammt von der "Native Tongue"-Tour mit Richie Kotzen an der Gitarre. Und diese Phase wird ja leider von der Band seitdem stur vermieden und wenn man dem Gitarristen, der vielleicht ein Jahr an Bord war, gegenüber den Namen der Band äußert, springt er einem wahrscheinlich an den Hals! Aufgenommen am 23. April 1993 im Hammersmith Apollo in London, ist eine interessante Setlist zu hören, denn es sind gleich sechs Songs des kurz zuvor veröffentlichten, für mein Dafürhalten exzellenten "Native Tongue"-Albums vertreten. Wie bekomme ich jetzt den Spagat hin, einerseits diese damals neuen Tracks sehr wohl zu goutieren, die vom Gitarristen nur "nachgespielten" (und man hört die Lustlosigkeit daran fast raus!) Stücke jedoch in diesen Versionen abzulehnen? Ganz einfach, indem man einfach mal Tacheles reden muss: Bei "Something To Believe In" geht er mir mit seinem übertriebenen Gekniedel schon gehörig auf die Nerven und verschandelt den Song hiermit. Aber "Fallen Angel" geht mit seinem profineurotischen Gitarrengewichse überhaupt nicht und entstellt den Song regelrecht. Selbst bei einem basischen Rocker wie "Talk Dirty To Me" versucht er sein völlig unnötiges Geschreddere einzufügen, das ist ein perfektes Beispiel dafür, dass weniger manchmal mehr ist! Tausende von Gitarristen spielen Stücke nach und versuchen den Song und sein Charisma beizubehalten, und nur wenige haben den Alleingeltungsanspruch und die Egozentrik, die Klangfarbe so zu verändern, dass etwas anderes daraus wird. Dabei schätze ich Richie Kotzens Solowerk überaus, das ist ja das Kuriose daran!
Dabei ist das Konzert an sich klasse, die Stimmung sehr gut und die Band bestens aufgelegt, was sich in dem starken Opener-Doppel "The Scream" und "Strike Up The Band" zeigt, wo die Live-Power und bekannte Energie der Truppe selbst auf dieser Live-CD zu spüren ist.
Doch das war eine Kombination, die scheitern musste, wobei die anderen drei natürlich zu verstehen waren, nachdem sie von den Kritikastern so verspottet wurden, aber die Fans wanderten in Scharen davon: "Native Tongue" wurde in etwa so wohlwollend akzeptiert wie die Mötley Crüe-Platte ohne Vince oder "Van Halen III" ...
Dieser Live-Rückblick auf ein Konzert vor 15 Jahren ist eine Alternative für all die, die hören wollten, wie die Band damals live klang, und zeigt eine tighte Rhythmus-Sektion und einen stets charismatischen Sänger. Und auf der gleichen Bühne stand mit denen auch noch ein Gitarrenheld, der die aktuellen Songs wie z.B. das wunderbare "Until You Suffer Some" virtuos und edel spielt aber ansonsten leider seine eigene Idee hat, die großen Hits der Band vorzutragen.
(Was etwas verwirrend ist, ist die Tatsache, dass diese Veröffentlichung auch als Doppel-CD erscheinen soll, obwohl das Konzert doch in Gänze auf dieser einen Scheibe drauf ist, die im übrigen mit über 80 Minuten pickepackevoll ist.)
Kontakt: www.poisonweb.com

Tracklist:
1) The Scream
2) Strike Up The Band
3) Ride The Wind
4) Good Love
5) Your Mamma Don't Dance
6) Body Talk
7) Something To Believe In
8) Stand
9) Fallen Angel
10) Look What The Cat Dragged In
11) Drum Solo
12) Until You Suffer Some (Fire And Ice)
13) 7 Days Over You
14) Unskinny Bop
15) Talk Dirty To Me
16) Every Rose Has Its Thorn
17) Nothin' But A Good Time
 




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