www.Crossover-agm.de CHIRASAK PAANPHUM: Catarock No. 7
von rls

CHIRASAK PAANPHUM: Catarock No. 7   (GMM Grammy/MGA)

Der Mann versteht es bestens, das potentielle Auditorium zu verwirren: Einem noch nicht sehr aussagekräftigen Modern Rock-Intro folgt mit "Puer ter khon diew" eine klassische Rock-Halbballade, bevor "Born taek" nach halbakustischer, sich steigernder Einleitung phasenweise fast in Rammstein- oder Pantera-Gefilde vorstößt (dazu kommen allerdings noch eine ganz eigentümliche Bridge und ein leicht sphärisches Hauptsolo), "Proong nee ruay" strophenseitig im HipHop anzusiedeln ist, bevor dann aber doch ein klassischer Rockrefrain folgt, und es sich etliche der weiteren Songs eher im traditionellen Melodic Rock-Bereich gemütlich machen. Wen Herr Paanphum mit seiner Platte ansprechen möchte, bleibt also ein wenig im Dunkeln, aber offenbar ist er mit seiner Mixtur nicht zwischen allen Stühlen gelandet, wenn man davon ausgeht, daß sich die 7 im Titel auf sechs bereits vorher erschienene Catarock-Teile beziehen. Der Protagonist selbst spielt Gitarre (wie Cover und Booklet unmißverständlich deutlich werden lassen) und singt offensichtlich auch selbst, denn das Booklet führt unter "Musicians" nur drei Gitarristen, einen Bassisten, einen Drummer und drei Backingvocalisten (darunter zwei der Gitarristen, und der dritte hat einen identischen Namensbestandteil mit dem Drummer und einem der Gitarristen), aber keinen Leadsänger und auch keinen Keyboarder auf, weshalb zu vermuten ist, daß diese Liste nur die zusätzlichen Musiker nennt und Herr Paanphum für alle anderen Aufgaben zuständig war, wobei das für einen Gitarristen ein relativ eigenartiger und von beherrschtem Ego zeugender Schritt wäre, wenn er auf seiner eigenen Quasi-Soloscheibe noch andere Bediener seines Instrumentes zum Zuge kommen läßt. Die starke Konjunktivprägung des vorstehenden Textes läßt schon erahnen, daß das Booklet bis auf einige Schlagworte in Thai-Schrift abgefaßt worden ist, und die kann der Rezensent nach wie vor leider nicht lesen. Zumindest der CD-Titel steht auch groß in lateinischen Lettern auf dem Cover (und der Name des Künstlers etwas kleiner drunter), so daß man, wenn man der CD im Laden begegnet, nichts falsch machen kann (an dieser Stelle ein Dank an Dr. Katrin Schmidinger fürs Mitbringen der Scheibe!), wobei allerdings festzuhalten bleibt, daß es unterschiedliche Latinisierungsvarianten des Namens gibt - man liest also beispielsweise hier und da auch Jirasak Parnphum oder mannigfache Zwischenvarianten. Bleibt allerdings die eingangs erwähnte Zielgruppenfrage - wer die ersten vier Songs überstanden hat, ohne an irgendeiner Stelle frustriert auszusteigen, darf sich getrost zur Zielgruppe rechnen, denn mit weiteren stilistischen Überraschungen ist danach nicht mehr zu rechnen, nur noch mit Variationen der bisher gehörten Elemente. "Ma ha tummai" und "Yung noi pai" siedeln beide im entspannten Melodic Rock, teils mit balladesker Ausrichtung, während "Tuen chao kor luem" den Härtegrad wieder deutlich nach oben schraubt, allerdings ganz und gar nicht an Rammstein erinnert, sondern eher beispielsweise an die neueren Axxis-Scheiben, natürlich mit völlig anderem Gesang. In Songs wie diesem macht sich eine für Thai-Verhältnisse richtig rauhe Stimme breit, während das balladeske Intro zu "Tang yaek" sofort den ultimativen Kontrapunkt setzt und in den für Thai-Scheiben typischen, leicht nasalen und immer ein gewisses Grundpathos beinhaltenden Klargesang verfällt. Der Song selbst fällt wieder in die Halbballaden-Schublade, und allerspätestens hier sollte dem Hörer das goldene Händchen Chirasak Paanphums auffallen, was das Erschaffen von richtig großen hymnischen Refrains angeht - die nisten sich im Ohr ein, auch ohne daß man zum Mitsingen in der Lage wäre. Sie setzen den angloeuropäisch geprägten Vorbildern allerdings stilistisch - vom Gesang mal abgesehen, aber das geht biologisch ja gar nicht anders - auch nichts hinzu, verzichten also konsequent auf den Einbau südostasiatischer Elemente, was man je nach Herangehensweise als positiv oder auch als negativ empfinden kann. Experimente, die dem konsequenten Monostilisten das Hörvergnügen gründlich verderben könnten, gibt es in den knapp 41 Minuten durch die Stilsprünge aber auch schon so genug - anders herum wird freilich auch ein Schuh draus, und man kann den Einfallsreichtum des Künstlers, nicht nebeneinander (wenn auch nicht an entgegengesetzten Enden des Universums) siedelnde Stile zu verquicken, schätzen. Der Rezensent, der sowohl Rockballadensampler als auch Pantera in seiner Sammlung stehen hat und beides mag, zählt sich zur zweiten Kategorie von Hörern, wenngleich festzustellen bleibt, daß nicht jeder Song als Volltreffer durchgeht - so ist ausgerechnet "Puer ter khon diew" trotz ihrer dominanten Position keineswegs die beste Halbballade der Platte, sondern kommt arg schwer in die Gänge. Daß "Yeh Ye" nicht an The Beatles erinnert, sondern refrainseitig irgendwie tschechisch beeinflußt klingt, mag allerdings purer Zufall sein - der Song jedenfalls gehört mit seinem forschen Beat zum Besten, was die sauber produzierte Platte zu bieten hat, die erwartungsgemäß wieder mit einer hymnischen Halbballade ausklingt und bei passender Gelegenheit für aufgeschlossene Rockhörer definitiv mindestens einen Testlauf oder aber auch gleich einen Erwerb wert ist (auf www.ethaicd.com sollte man sie bekommen können, auf www.gmember.com gibt's zudem, wie bei Thaiplatten etablierterer Künstler üblich, einen Haufen Klingeltöne davon).
Kontakt: www.gmmgrammy.com

Tracklist:
1. Intro
2. Puer ter khon diew
3. Born taek
4. Proong nee ruay
5. Ma ha tummai
6. Yung noi pai
7. Interlude
8. Tuen chao kor luem
9. Tang yaek
10. Took yang puer ter
11. Yeh ye
12. Yah pen yang pom luey
 




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