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ORODRUIN: Epicurean Mass
von CSB

ORODRUIN: Epicurean Mass   (PsycheDooMelic Records)

Preisfrage: Was für Musik werden Orodruin wohl spielen? Um des Rätsels Lösung auf die Spur zu kommen, schaue man sich zunächst das überwiegend aus dunklen Farben mit einem kleinen Lichtklecks gestaltete Cover an, zusätzlich gebe ich noch Songtitel wie "Peasants Lament", "Meloncholia" oder "Pierced By Cruel Winds" vor. Als nächstes untersuche man den Bandnamen und stelle fest, dass es sich bei Orodruin um die elbische Bezeichnung für den mittlerweile berühmt-berüchtigten Schicksalsberg handelt, jener Vulkan, in dessen Feuer Tolkiens einer Ring geschmiedet und schließlich auch wieder versenkt wurde - englischer Name: Mount Doom (!). Letzter unnötiger Tipp: Das Label der Amis nennt sich PsycheDooMelic ... Richtig geraten, Orodruin gehören zu der Sorte von Bands, die sich im Schneckentempo, aber dafür unaufhaltsam und mit voller Wucht vorwärts bewegen und ausschließlich in Moll musizieren. Wie bei fast allen neueren Bands dieser kleinen aber feinen Szene hört man die Einflüsse Candlemass, Cathedral, Saint Vitus und insbesondere Trouble relativ deutlich heraus, was aber wohl auch beabsichtigt ist, laut Infoblatt könne man die Scheibe auch als Hommage an die Götter des Genres betrachten. Und vor diesen bräuchten sich Orodruin nicht verstecken. Genau wie ihre Vorbilder schaffen sie es, eine tief traurige, melancholische Atmosphäre aufzubauen, ohne dabei ins Kitschige abzurutschen. Über eine Dreiviertelstunde wälzt sich die Platte mit beängstigender Intensität durch die Gehörgänge und bietet ein Klangerlebnis der ganz besonderen Art. Besonders gefällt mir der in den mittleren Tonlagen beheimatete Sänger, der zwar sicher nie zu den ganz Großen seines Faches gehören wird, die jeweilige Stimmung der Songs aber stets perfekt unterstreicht. Die überwiegend clean gesungenen Songs (gelegentlich gibts auch mal ne Growlpassage) intoniert der Gute, ähnlich wie Nevermores Warrel Dane, fast ausschließlich in Halbtonschritten, was vor allem "Pierced By Cruel Winds" durch seinen hypnotischen Refrain zu einem absoluten Highlight der Scheibe macht.
Als weiteres sehr gelungenes Stilelement gesellt sich in einigen Songs eine dezent-subtile Hammondorgeluntermalung hinzu, welche außerdem im Intro "The Welcoming" und der abschließenden, titelgebenden Klangcollage zusammen mit Donner und Regenschauereffekten verwendet wird und die Scheibe somit in einen Rahmen einfügt. Und das Vinylknacken in besagtem Outro ist sowieso Oberkult!
Das Fazit kann also nur positiv ausfallen. Sieht man mal von der etwas verwaschenen, vermutlich mit einem ziemlich geringen Budget realisierten Produktion sowie ein paar wenigen vermeidbaren Längen in den Songs ab, geht der Daumen ganz klar nach oben.
Allerdings sollte man sich das Album mehrmals anhören, denn es entpuppt sich als echter Grower, schon durch die vielen Details, die einem nach einmaliger Einfuhr zumeist noch verborgen bleiben. Für Doom Metaller ist die Scheibe definitiv Pflicht! Musikliebhaber, die gerne mal über den Tellerrand schauen, dürfen ruhig mal kosten. Metaller unter uns, die an Depressionen leiden, sollten aber die Finger davon lassen und sich lieber die neue Helloween ins Regal stellen.
Bandkontakt: www.orodruin.us
Labelkontakt: www.psychedoomelic.com

Tracklist:
1. The Welcoming
2. Peasants Lament
3. Meloncholia
4. Pierced By Cruel Winds
5. Unspeakable Truth
6. Burn The Witch
7. War Cry
8. Epicurean Mass



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