www.Crossover-agm.de ORDER OF SPLENDOUR: The Royal Seat
von rls

ORDER OF SPLENDOUR: The Royal Seat   (Butchery Music/Rock Express Records)

Etwas Exotisches gefällig? Bitteschön: Order Of Splendour kommen aus Bulgarien (!), spielen Black Metal mit christlichen Texten (!!) und haben ihr Album "The Royal Seat" als MC (!!!) über ein jugoslawisches Label (!!!!) herausgebracht. Das einzige Problem an der Sache ist, daß diese Faktenkonstruktion auch schon das Aufregendste an dem Album in seiner derzeitigen Gestalt ist. Das heißt nicht, daß "The Royal Seat" schlecht sei - nur bedürfte es für den symphonischen Black Metal, den das Bandprojekt hier intoniert, eines deutlich saubereren Sounds, der die Keyboards etwas weiter in den Hintergrund stellt, die anderen Instrumente dafür hörbarer gestaltet und vielleicht den trommelnden Computer noch durch einen echten Schlagzeuger ersetzt. Die verbratenen Ideen der insgesamt 11 Songs (davon drei Intros, eines pro Kassettenseite am Anfang und dann noch "Megathron" als Intro für "The Book") sind nämlich keinesfalls schlecht, allenfalls mittlerweile nicht mehr so ganz brandneu, wofür nun wieder aber die Band nichts kann. Die Aufnahmen haben nämlich bereits 1998 stattgefunden, und da wußte beispielsweise auch eine Band namens Dimmu Borgir noch nicht so richtig, wie man das Wort "Orchester" richtig schreibt. Das Orchester auf "The Royal Seat" kommt komplett aus der Konserve von Chefdenker Angel Beshew und agiert sehr vielschichtig, macht nicht mal vor einer leicht melancholischen Posaune im großen Bombastintro von "The Man With White Horse" halt (gerade dort schreit das Material förmlich nach einem voluminösen Sound der Kategorie "Überwältigend") und hat dominierend (wen wundert's?) einen Kirchenorgelsound im Gepäck (auch der hätte ruhig noch viel raumgreifender sein dürfen). Von der Gitarre dagegen ist nur verhältnismäßig selten was zu hören, vom Baß gleich gar nicht (beide Instrumente wurden ebenfalls von Angel bedient, der auch noch einen Teil des Gesanges übernommen hat - seine beiden Mitstreiter Veronica und Tosho können ebenfalls auf Gesangscredits verweisen, wobei bei letztgenanntem allerdings unklar bleibt, wie er sich die verschiedenen Stimmlagen, in Gekreisch, Gebrüll und heroischem Klargesang angesiedelt, mit Angel aufgeteilt hat), sieht man mal vom Baßintro "Dread Of Hell" ab. Temposeitig geht das Material vergleichsweise vielseitig zu Werke, und das nicht nur im Vergleich der Songs, sondern auch innerhalb derselben, wie gleich der reguläre Opener "False Tales Of Northern Wind" deutlich macht. Sein Kollege "The Battle" auf der B-Seite läßt Ähnliches erkennen: Speedigem, wenngleich trotzdem melodischem Gehacke folgt ein megabombastischer getragener Schlußteil mit Narration, Fanfaren und Glocken - in der E-Musik nennt man sowas "Programmusik". Auch der abschließende Titeltrack - wieder mit dominierendem Georgel - bündelt noch einmal praktisch alle Stilelemente von Order Of Splendour und darf deshalb als Anspieltip genannt werden (sofern mal irgendjemand zu der Gelegenheit kommt, sich das Album im Laden vorspielen zu lassen - die strukturelle Wahrscheinlichkeit dafür hält sich in überschaubaren Grenzen). Andererseits finden sich gelegentliche Exempel von Songs, die weitgehend in einer Stimmungslage bleiben, so etwa das bereits erwähnte "The Man With White Horse", das aus dem Bombastintro in einen Midtempostampfer übergeht, der aufgrund des Sounds allerdings an manchen Stellen etwas zu blutarm wirkt. Auch einen Song wie das collagenhafte "The Book" hätten die an dieser Stelle durchlugenden Saviour Machine finanziell bedingt deutlich druckvoller gestalten können. Die Aufmachung des Tapes ist eher spartanisch gehalten, Texte sucht man ebenfalls vergeblich (der Coveraufdruck "Christian Black Metal" und Songtitel wie "The Cross", "False Tales Of Northern Wind" oder "Malachi's Prophecy" geben lediglich die tendenzielle Richtung vor, lassen aber noch keinen Schluß über die reale Ausprägung zu - verstehen kann man nichts, und das liegt auch teilweise mit am Sound, der selbst die Narrationen genug verunklärt), und da man in Jugoslawien offensichtlich mit vorhandenen Ressourcen etwas anders umgehen muß, "preßte" man das Album nicht auf eine neutrale Kassettenvorlage, sondern kurzerhand auf ein normales TDK-90er Tape (welchselbiges spielzeitbedingt somit zu ca. 50% leer bleibt - und zwar jeweils mit der zweiten Hälfte der Seiten). Wie gesagt: Gute Songideen sind da, und sofern Angel das Projekt nicht mittlerweile begraben hat - zumindest ist mir kein weiteres Lebenszeichen der Combo bekannt -, sollte man ihn mal mit einem vernünftigen Budget ins Studio schicken.
Kontakt: www.rockexpress.org, angelbeshev@hotmail.com; ein paar Tapes gibt's noch via www.guc-area.de zu erstehen.

Tracklist:
Prologue
False Tales Of Northern Wind
The Cross
Malachi's Prophecy
The Man With White Horse
Dread Of Hell (Intro)
The Battle
Royal Priesthood
Megathron
The Book
The Royal Seat



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