www.Crossover-agm.de NECRODEATH: Ton(e)s Of Hate
von ta

NECRODEATH: Ton(e)s Of Hate   (Scarlet)

Vollkommen neben der Spur rumpeln Necrodeath mit "Ton(e)s Of Hate" durch die Botanik und können bei mir über weiteste Strecken nur ein müdes Lächeln zulassen, dann nämlich, wenn der Mund nicht vom Gähnen so weit offen steht, das er sich nicht mehr an den Seiten auseinanderzerren lässt. At The Gates, Desaster oder diverse norwegische Blackies sollen schwer von den italienischen Thrashern beeinflusst worden sein, als sie sich zum Musizieren entschlossen, aber was bringen solche Referenzen bei eher dürftigem Songmaterial wie dem, das sich auf "Ton(e)s Of Hate" befindet? Mit "Mealy-mouthed Hypocrisy" und "Perseverance Pays" startet die Platte sogleich schön uninteressant und offenbart das Dilemma, welches meine Aversion begründet: Tief in den Achtzigern verwurzeltes Riffing ohne große Schörkel, eindimensionaler Kreischgesang (vermutlich mitverantwortlich für die partielle Einordnung der Band ins Black Metal-Lager, wobei diesem Schicksal eine Band wie Destruction dann auch nicht entgehen dürfte), unisono mit den Gitarren läuft auch ein Bass, der sogar zu hören ist. Kann man wertungslos so stehen lassen. Mach ich aber nicht: Mit diesen Songs ihre Aufwartung zu machen, erlaubte sich nämlich kaum eine andere Thrashband der jüngsten Vergangenheit, zu der auch Necrodeath sich nach ihrer 98er Reunion zählen lassen müssen. Denn was wäre nötig an drögem Riffing, das trotz angeborener Primitivität einfach nicht griffig ist, sondern nur Fragezeichen hinterlässt? Was nutzen Speedpassagen, die nicht mitreißen, weil sie sich nur auf das Schlagzeugspiel beschränken? Soll heißen: Tempo ist nicht gleich Tempo. Offbeat-Drums bei 280 bpm holen nicht alles raus und hier versuchen sie vergeblich, über die rhythmisch und melodisch einfach nur langweiligen Gitarren hinwegzutäuschen. Ohne hier ein Regelwerk konstruieren zu wollen: Thrash braucht Energie. Thrash muss knallen. Thrash muss mitreißen. Und Necrodeath sind vielleicht bemüht darum, wirken dabei aber indisponiert und labil. Ein findiger Kopf mag einwerfen, dass die kapriziösen Italiener ja nie purer Thrash waren und die Beeinflussung der Band durch etwa Celtic Frost (welche ja auch nicht pure Hassbatzen ins Volk katapultierten) evident sei, hier vor allem im letzten, midtempoorientierten Drittel der Platte, man also durchaus die Vielschichtigkeit in Betracht ziehen müsste, die auch dieses Album ziert. Nun, es mag sein, dass Necrodeath sich nicht als Knüppelband empfinden. Aber Heterogenität ist ja kein zwingendes qualitatives Merkmal und erstens hält sich diese auf "Ton(e)s Of Hate" sehr in Grenzen, wobei sicherlich die Akustikgitarren in den schon genannten Songs und "Evidence From Beyond" oder die weiblichen Backings von "Queen Of Desire" als Auffälligkeit Erwähnung verdienen, zweitens hat trotz transformierenden Sequenzen auch auf diesem Album der Song ein Zentrum, um das sich die Arrangements ordnen - und das ist zweifellos Thrash Metal - und drittens erwarte ich von einer Band, die ihr Album u.a. sinngemäß "tonnenweise Hass" nennt, dazu unterirdische Covergestaltung (Master Of Puppez'?) der selben Sparte darbietet, keine laue Kredenz, sondern eine, die mich zum willenlosen Monster macht. Stattdessen klingen Bands wie The Haunted, No Return oder Carnal Forge, die ihre Spielart auch nicht neu erfinden, frisch, unverbraucht und aggressiv, Necrodeath dagegen alt, banal und unspektakulär. Nein, nicht mit mir. Die Band mag sich beleidigt fühlen, aber heute hat Thrash m.E. ein anderes Niveau erreicht. Das kratzt man nur ein wenig an mit Mitbrüllkompatibilität ("Last Ton(e)s Of Hate"), guter Schlagzeugarbeit und der im Rahmen des Machbaren recht gelungenen, weil geradeaus in Solar Plexus gehackten Neuauflage von "The Flag", welches ansonsten auf der 87er LP "Into The Macabre" als "The Flag Of The Inverted Cross" zu finden ist. Vielleicht könnte eine ausgedehnte Tour Necrodeath das Feuer unterm Hintern zum Lodern zu bringen in der Lage sein, aber auch hier hat die Band sich andere Prioritäten gesetzt (wobei man fehlende Risikobereitschaft in Bezug auf Tourneekostenspieligkeiten keinem Underground-Act zum expliziten Vorwurf machen darf). In der Form, in der Necrodeath auf "Ton(e)s Of Hate" die Nerven strapazieren, klassifizieren sie sich vorerst als drittklassig. Und damit ordne ich sie in die Kategorie "höchst überflüssig" ein.
Kontakt: www.necrodeath.com, www.scarletrecords.it

Tracklist:
1. Mealy-mouthed Hypocrisy
2. Perseverance Pays
3. The Mark Of Dr. Z
4. The Flag
5. Queen Of Desire
6. Petition For Mercy
7. Last Ton(e)s Of Hate
8. Evidence From Beyond
9. Bloodstain Pattern
 




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