www.Crossover-agm.de MUCC: Shion
von gl

MUCC: Shion   (Universal)

Das vorletzte Album der Band "Kuchiki no tou" wurde von mir im Verbund mit wehmütigen Erinnerungen an Japan gut bewertet, das Bedürfnis, sich die Musick noch mal anzuhören, bestand ehrlicherweise jedoch nicht. Wie haben sich die extravaganten Düsterheimer inzwischen entwickelt? Da fällt zunächst einmal beim Blick auf das durchgehend schwarz(-weiß) gehaltene Booklet der Kleidungsstil der Stil-Ikonen, ein Mix aus altem Landadel und Gothic sowie Sandalen (!) auf. Es ist davon auszugehen, dass sich etliche Japaner wenige Wochen später genau SO eingekleidet haben. Positiv anzumerken sind noch die englischen Übersetzungen der Lyrics, hier scheint das nebulöse philosophisch angehauchte Depri-Gefasel nicht ganz so düster wie 2004 ausgefallen zu sein. Wenden wir uns der Musik zu, und da erklingt nach einem wirklich spannenden sich beschleunigenden Intro eine wiederum schwer zu beschreibende Mischpoke aus (leicht) industrial-artiger Tribal-Musik und mehrstimmigem Gesang - selbstverständlich auf Japanisch. Leider kommen schon im 2. Song die ungeliebten Growl-Passagen wieder zum Vorschein in einem heftigen Thrash-Stück mit einer tollen Bridge und recht melodiösem Gesang und genialen Gitarrenparts, die an DRAGONFORCE erinnern. Einmal mehr erhebliche Unterschiede - innerhalb eines Songs! Der Song "Fuzz" stellt den Rezensenten erneut vor eine schwierige Aufgabe, einen Mix aus mit Mundharmonika eingeleitetem Song mit tatsächlich einmal fröhlichem eingängigem Gesang, unterlegt jedoch mit schweren Riffs und Sound-Snipets beschreiben zu müssen. In sanfte Klänge knallt dann wieder ein tonnenschweres Riff rein, klagender Gesang setzt ein und ich möchte meinen, dass die Gitarre zu dominant in den Vordergrund gemischt wurde. Track 7, "Anjelier" verfügt dann wieder über einen extrem eingängige Melodie, die vom Sänger abwechselnd mit Kopf-Stimme und Normalgesang dargeboten wird und einen eigenwilligen Charme aufweist, trotz computerisierten Drums. "Chiisana Mado" ist eine pure Ballade mit interessanter ausufernder Orchestrierung. Also langweilig ist diese Band definitiv nicht, das liegt so abseits von gängigem Musik- und Genreverhalten, dass es in der Tat interessant ist, hier zuzuhören. (Außer Track 10, der mich echt nervt!) Und gleich im folgenden Stück schwenken sie dann über in J-Pop-Territorium mit einem Ohrwurm. Man muss dieses Album mindestens dreimal hören, um auch nur annähernd seine Meinung darüber kundzutun. Es ist jämmerlich, dass heutzutage jeder Hoidoi auf einer Webpräsenz meint, seinen Verriss online zu stellen, und andere dann aufgrund solch dilettantischer Besprechungen sich eine Meinung bilden. Ich gebe zu, mich schwer zu tun, diese CD zu beschreiben, deswegen hat es auch so lange gedauert. Trotz meines Faibles für japanische Musik steige ich kaum in den MUCC-Kosmos ein, aber welchem Nicht-Japaner gelingt das schon?
Kontakt: http://www.55-69.com

Tracklist:
01. Suion
02. Fukuro no yurigako
03. Nuritsubusunara enji
04. Fuzz
05. Game
06. Flight
07. Anjelier
08. Chiisana mado
09. Semishigure
10. Shion
11. Sorawasure
12. Shiva
13. Libra
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver