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von gl

MUCC: Kuchiki No Tou   (Gan Shin/Universal)

Wir waren auf der Heimfahrt vom Hard Rock Cafe in Roppongi und obwohl es sicher schon weit nach 21.00 Uhr war, war die S-Bahn sehr voll mit Menschen, die definitiv vom Arbeiten kamen. Als wir an einem riesigen Gebäudekomplex vorbeifuhren, an dem noch über die Hälfte der Zimmer beleuchtet war, vergewisserte ich mich bei meiner Gastgeberin, dass es sich nicht um ein Wohnhaus handelt ... Diese kleine Szene aus Japan, erlebt im Jahre 1999, fällt mir spontan bei den Klängen des Quartetts ein: MUCC könnten die Söhne der Leute sein, die sich tagaus, tagein abgerackert haben in einem Land, in dem so viel Wert auf Schein gelegt wird (ist es bei uns anders?) und die Angestellten die 40-Stunden-Woche schon am Mittwoch erreicht haben. Doch die vier (Vocals/Tatsuro, Guitar/Miya, Bass/Yukke und Drums/Satochi) halten ihren Landsleuten einen unbequemen Spiegel vor und stellen die japanischen Sitten und Begebenheiten in Frage, und ehrlich, bevor ich das für unseren Markt beigelegte deutsche Booklet gelesen habe, wirkt diese Attacke wie ein Klagegesang und ein Angriff auf verkrustete Strukturen. Und siehe da: Die Texte sind eine einzige düsterere, pessimistische Endzeitvision, in der es keinerlei Hoffnung mehr gibt. Nicht von ungefähr hat Japan die mit Abstand höchste Selbstmordrate weltweit ... und einige Textpassagen drehen sich auch um dieses Thema ...
Vertont wird dieses Szenario mit einem sehr weitgefächerten Instrumentarium, das eine Beschreibung, als auch eine Bewertung dieser Musik schwer macht. Einerseits sind da wüste Riffattacken, pumpende Passagen mit tiefen Gitarren und ich müsste lügen, um zu behaupten, dass mir diese Parts versehen mit verzweifeltem Geschrei gefallen. Nur weil diese Band jetzt aus Japan kommt, bleibt die Abneigung gegen den mittlerweile als Schimpfwort geltenden Nu-Metal trotzdem bestehen, auch wenn mittlerweile von Modern Metal oder New Rock die Rede ist. Tja, aber die Band bietet so viel mehr, da sind dann wieder sehr melodische Passagen, mitunter in den gleichen Stücken, die eine andere gefühlsbetonte, fast schon zerbrechliche Seite der Japaner zeigen. Das sind extrem talentierte Musiker, die in der Lage sind, ihre Instrumente schnell und versiert zu beherrschen. So dass sich eine Art Hass-Liebe aufbaut, der Song "Isho" mag da als Beispiel gelten, ruhiger Gesang wechselt sich mit Dampfhammer-Riffs und Gejaule, dann wieder Klargesang und schöne Harmonien bevor der Song dann wieder abdriftet in kurzzeitige Thrash-Passagen, welch ein Trip! Und so wechselt permanent die Stimmung meinerseits gegenüber der Band, mal ist es Begeisterung, dann wieder möchte ich gelegentlich am liebsten vorspulen: Soll der Anfang von "Gentou Sanka" an "St. Anger" erinnern?!? Die Grundtendenz ist stets melancholisch bis düster, was noch durch das komplett in Schwarz gehaltene Booklet und Cover unterstrichen wird. Also, mit farbenfrohem Visual-Kei a la X-JAPAN oder GACKT hat das hier nichts zu tun. Dennoch ist "Kuchiki No Tou" ein mitunter anstrengendes Abenteuer, das es zu entdecken gilt, auch für Leute, die die Band in Wacken oder in Hamburg nicht sehen konnten. Gerade weil sie ihre Landessprache beibehalten und eben nicht in Englisch singen - und hier sind wir auch dem neuen Label Gan Shin dankbar, dass sie das Wagnis eingehen, diese Künstler aus Fernost hier bekannter zu machen. Dies ist bereits das fünfte Studioalbum von MUCC und das sechste erscheint in Japan im Januar 2006.
Labelkontakt: www.gan-shin.de
Bandkontakt: www.55-69.com

Tracklist:
01. Kuchiki No Tou
02. Daremo Inai Ie
03. Isho
04. Mikan No Kaiga
05. Dakkuu
06. Gentousanka
07. Akatsukiyami
08. 2.07
09. Garo
10. Kanashimi No Hate
11. Rojiura Boku To Kimi E
12. Oboreru Sakana
13. Namonaki Yume
14. Monokuro No Keshiki
15. Kuchiki No Tou



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