www.Crossover-agm.de PAMELA MOORE: Stories From A Blue Room
von gl

PAMELA MOORE: Stories From A Blue Room   (Planet Sweet Records/US-Import)

Kann es denn wirklich sein, daß dies das einzige Exemplar dieser vorzüglich aufgemachten CD ist, das seinen Weg nach Deutschland fand?!? Nirgendwo ein Ton zu hören, auch Monate nach Erscheinen dieser Platte nicht. Die Dame, die "Sister Mary" von QUEENSRŸCHEs "Operation: Mindcrime I und II" ihre so ausdrucksstarke Stimme lieh, legt nach ihrer EP "A Retrospective" mit zweijähriger Verspätung dieses Album vor.
Edel gestaltet als aufklappbarer Digi-Pack mit zusätzlichem Textbooklet und vielen Fotos wurde nicht bei der Präsentation gespart. Besonders die Beteiligten sorgen für Qualität: Als Gitarrist fungiert Jeff Loomis (NEVERMORE) nicht nur bei einem Stück sondern fast bei allen.
Sängerin Terri Nunn (BERLIN) stand bei zwei Songs (bei "Satisfied" für ein Duett) zur Verfügung, der Bass wurde von Brian Gordon (von der Band ION VEIN) eingespielt. Und Produzenten-Veteran Neil Kernon hat sicher auch nicht umsonst geschafft. Zu guter letzt spielt Michael Wilton (QUEENSRŸCHE, SOULBENDER) beim letzten Song die Gitarrenparts ein. Die wichtigste Bezugsperson für Pamela ist jedoch ihr Partner beim Songschreiben, Benjamin Anderson. ("Programming" steht hinter seinem Namen bei allen Liedern, selten auch mal "Gitarre".) Und er hat der inzwischen verheirateten Frau Moore ein neues Klanggewand verpasst, denn im Verlauf der 11 Songs wimmelt es von atmosphärischen Sounds und immer wieder kleinen, feinen Elementen, die Lieder auszustatten mit Ideen, sei es nun am Klavier, Keyboard oder Synthesizer. Denn von der Herkunft Jeff Loomis' auf ein ähnlich geartetes Album wie jene von seiner Stammcombo zu rechnen, wäre grundverkehrt. Was nicht heißt, dass er nicht auch mal ("Deeper" oder "Get Off") recht heftig in die Saiten greifen darf. Die - wie auch schon bei "Operation Mindcrime II" - leicht sperrigen und erst bei mehrmaligem intensiven Anhören zugänglichen Songs sind alles andere als leicht konsumierbar. Vielmehr offenbart sich in den meist in Moll gehaltenen Tracks eine Schwere, verbunden durch intelligente ausdrucksstarke Texte der Frau mit dem charismatischen Gesang und der exzellenten Musiker bei einen direkten und ggf. etwas gewöhnungsbedürftigen Frontal-Sound. Mit dem bombastischen eher fröhlichen AOR von Pamelas alter Band RADAR hat das wenig bis nichts zu tun. Hat man sich aber mal eingehört und an die mitunter leicht zu technisch wirkenden Geräusche (z.B. bei "Ordinary Day") gewöhnt, entwickeln die Songs, gerade der soeben erwähnte aber auch "Deeper" oder "Deep Into Me" eine hypnoseartige Anziehungskraft. Fast schon meditativen Charakter hat das gaaanz langsame und ruhige "Forever In My Dreams", wenn der recht persönlich gehaltene Text keine Liebeserklärung an ihren neuen Ehepartner ist, dann weiß ich auch nicht. "Deeper" erinnert irgendwie an die Sängerin DALBELLO und hier schließt sich der Kreis - Queensryche hatten auf "Rage For Order" deren "Gonna Get Close To You" gecovert.
"Deeper" als Single ausgekoppelt und ein Video mit spannender Dramaturgie dazu, das böte sich geradezu an. Aber wie denn, wenn die Künstlerin dieses Album mangels Möglichkeiten auf ihrem eigenen selbstgegründeten Kleinstlabel vertreiben muss?!? Es ist ein Jammer.
Pamela Moore hat es sich mit diesem äußerst gründlich vorbereiteten Werk alles andere als leicht gemacht, aber klar bewiesen, daß sie eine eigenständige Künstlerin ist und nicht nur als Aushilfssängerin Gast sein kann.
Kontakt: www.pamelamoore.net

Tracklist:
Get Off (American Way)
Satisfied
Ordinary Day
Forever In My Dreams
Dive Into Me
Deeper
Feel Your Heart
Eyes Wide Open
Cross My Heart
Complicated
Take Me Down



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