www.Crossover-agm.de METAPHOR: Starfooted
von Norbert von Fransecky

METAPHOR: Starfooted   (Galileo Records)

Mit Metaphor aus San Francisco begeben wir uns in den progressiven Bereich. Inhaltlich geht es um den gnostischen Schöpfungs-Mythos. Die Gnosis ist eine religiös philosophische Bewegung, die zur Zeit der frühen Kirche sehr aktiv war und diese sowohl zur Adaption als auch zur Abwehr bewegt hat. Die Spielart der Gnosis, die Metaphor präsentieren, ist stark vom Christentum geprägt. Jesus spielt in ihr eine entscheidende Rolle. Auf ihrer Homepage (www.metaphor.org) betonen Metaphor, dass sie keine Gnostiker sein. Viele gnostische Gedanken, wie die Abwertung der Frauen und der Leiblichkeit, seien sogar ausgesprochen abwegig. Aber es sei kein Zufall, dass man sich in der Postmoderne intensiv mit der gnostischen Lehre beschäftige. Denn "traditionelle Institutionen" enttäuschen, indem sie persönliche Gotteserfahrungen als nutzlos oder unangebracht werten. Daher habe es die Band für angemessen gehalten, den gnostischen Mythos künstlerisch zu erläutern.
Im Unterschied zur christlichen Lehre rechnet die Gnosis mit einem göttlichen Funken in jedem Menschen, mittels dessen Hilfe sich der Mensch aus eigener Kraft aus der Gottesferne befreien kann. Jahwe, der Gott der Christen und Juden, spielt in dieser Lehre die Rolle einer untergeordneten Gottheit, der in Urzeiten mit der Erschaffung der Welt beauftragt worden ist und dem Menschen seitdem das Wissen um seine Göttlichkeit vorenthält, um weiter über ihn herrschen zu können. Christus wurde nicht wie im christlichen Glauben dazu gesandt, die Menschen zu erlösen. Er hat lediglich die Aufgabe den Menschen an seine Göttlichkeit zu erinnern, um ihm die Kraft zu Selbsterlösung wieder zu geben. Eine Lehre, die dem selbstbewussten modernen Menschen näher liegt als die Erlösungsbedürftigkeit des Sünders.
Natürlich lässt sich ein derart komplexes Gedankenkonstrukt nicht in hitparadentauglichen Drei-Minuten-Songs mit Refrain-Strophen-Charakter umsetzen. Die Stücke auf "Starfooted" leben von elegischen bis verspielten Keyboard- und Gitarrenmelodien und erreichen oder sprengen fast durchgehend die 10-Minuten-Mauer. Musikalisch setzt man auf "progressive Rockmusik" – ein Etikett, das Journalisten gefunden haben, um das zu charakterisieren, was sich in der Nachfolge von Bands wie den frühen Genesis, Yes oder Pink Floyd bewegt. Begonnen haben Metaphor 1993 bezeichnender Weise als Genesis-Cover-Band. 1996 stieg man endgültig auf eigenes Material um. 1998 begann die Arbeit an der Debut-CD. Neben den genannten Klassikern sind es vor allem Neo-Prog-Bands, die Metaphor als Vorbilder nennen. Spock´s Beard, IQ und Marillion werden am häufigsten genannt.
Die CD ist auf dem noch jungen schweizerischen Label Galileo Records (www.galileo-records.de) erschienen. Wenn sie über den regulären Handel nicht erhältlich ist, vertraue man sich den Internetadressen von Band oder Label an.



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