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WILFRIED MENGS: Ballonfahrt - eine musikalische Weltreise
von rls

WILFRIED MENGS: Ballonfahrt - eine musikalische Weltreise   (Laura Records)

Schon längere Zeit bildet kindgerechtes musikalisches Schaffen einen wichtigen Bestandteil der Aktivitäten von Wilfried Mengs, und so erscheint es nur logisch, daß er seiner letzten "Erwachsenen"-CD "Jahreszeiten" nun wieder eine Kinderproduktion folgen läßt. Nun bin ich als bisheriger bevölkerungspolitischer Blindgänger (wie es mein einstmaliger Juradozent so schön auszudrücken pflegte) ja nicht von vornherein prädestiniert, Kinder-CDs zu rezensieren, und der Test mit meiner zweijährigen Großnichte Laura, was denn die von der auf dem genauso wie sie heißenden Label erschienenen CD hält, ist ebenfalls unterblieben. Aber Mengs hat es geschafft, der Kinderkompatibilität nicht automatisch eine Erwachseneninkompatibilität beizugeben, wie es in vergleichbaren Fällen (leider?) nur zu oft geschieht. Soll heißen: Man kann altersunabhängig an der "Ballonfahrt" Gefallen finden, ohne deshalb gleich "Berufskind" zu sein, und mit "Dein Auge ist ein Meer" hat Mengs ein Lied geschrieben, das auch problemlos auf eine seiner regulären CDs gepaßt hätte (nein, es ist nicht das Liebeslied, das ich eigentlich anhand des Titels erwartet hatte, aber trotzdem gut). "Ballonfahrt" ist ein Konzeptalbum, das den völkerverständigenden Charakter von Musik thematisiert, aber der gängigen Amerikanisierung der Kultur eine differenzierte Betrachtung der musikalischen Ausdrucksformen verschiedener Länder entgegenhält. Der Ballon unternimmt also eine Weltreise, fliegt nach der einleitenden Feststellung "Musik ist wie das Leben" zunächst gen Westen, besucht "Cowboy Jim", fliegt dann auch den anderen amerikanischen Kontinent an und kehrt nach einem "Samba" (von dem gibt's allerdings lebendigere Vertreter) in die Alte Welt zurück. Nach der Atlantiküberquerung mit dem erwähnten "Dein Auge ist ein Meer" kommen die Ballonfahrer nach Afrika und gelangen mit dem "Mango Mambo" im Gepäck nach Spanien. Nach einer "Spannenden Siesta" geht's weit nach Osten - Mengs schreckt nicht vor der Einbindung des Klassikers "Drei Chinesen" zurück, den er mit seiner musizierenden Family aber so entwaffnend frisch interpretiert, daß ihm niemand ob eventueller Unoriginalität Vorhaltungen machen sollte. "Annalena - eine Sängerin" wohnt in den weiten russischen Wäldern, und logischerweise ist das gleichnamige Lied in kosakischer Manier gehalten. Die Heimreise versüßt Mengs noch mit dem Beweis, daß Musik nicht nur räumliche, sondern auch zeitliche Reisen hervorrufen kann, obwohl das "Gauklerlied" auch die Situation Hunderter, ja Tausender heute lebender Kinder beschreibt. "König Ich" dagegen ist nur oberflächlich eine Handlung aus längst vergangener Zeit beigegeben worden - der Sinn liegt tiefer. Mengs instrumentiert generell sparsam, aber stets stimmungs- bzw. handlungsdienlich (seine Familie und einige Freunde unterstützen ihn, und besonders Rik Palieris stimmungsvolle Flöte verdient eine besondere Erwähnung) und sorgt auch für die "Moderation" der Reise, fungiert also praktisch als Reiseleiter. Zwar hätten einige Reime noch einer etwas exakteren Abstimmung bedurft, aber das wird wohl kaum einen der kleinen Hörer stören (allenfalls ein paar große wie den alten Meckersack hier an den Tasten). Somit eine rundum gelungene und, wie eingangs erwähnt, auch erziehungspolitisch wichtige, da toleranzfördernde CD, die man für 13 Euro unter www.laurarecords.de bekommen kann. Ebendort ist auch ein Liedheft zur CD (mit Melodiestimme und Gitarrenbegleitung) für 5 Euro zu haben.



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