www.Crossover-agm.de MAXARA: Das musikalisch anekdotische Programm
von rls

MAXARA: Das musikalisch anekdotische Programm   (Eigenproduktion)

Kleinkunst in einer relativ ursprünglichen Form erwartet den Hörer auf dieser CD gleich in 22facher Ausfertigung. Torsten Maxara greift nach seiner Gitarre, stellt sich vor ein ohrenscheinlich ca. 70köpfiges Publikum im Hofatelier Niedergrunstedt / Weimar und beginnt, Geschichten zu erzählen. Geschichten von sich, von Leuten aus seinem Umfeld, von dir und mir. Betroffenes Schweigen, wenn man sich mal wieder erkannt und ertappt fühlt, weicht einem inneren Grinsen, wenn Torsten eine seiner zahlreichen Pointen aus dem Ärmel zieht, die anspruchsvoll-kabarettistisch zum nächsten Thema hinleiten, ohne aber das vorhergehende dem Vergessen preiszugeben. Zwischen den einzelnen Liedern kommen Texte zum Zuge, die mit dem Begriff "Ansage" klar unterbewertet wären (deshalb sind sie in der Tracklist auch mit eigenständigen Titeln aufgeführt) und bei denen man sich nicht wundern würde, wenn auch sie gitarristisch-musikalisch unterlegt wären. Maxara stellt die Musik allerdings klar in die zweite Reihe, obwohl er andeutet, daß er's auch kompliziert-anspruchsvoller bringen würde, wenn er denn wollte, und weist den Platz an der Sonne klar seiner Poetik zu, die von verschrobenen Klimmzügen und Übergängen, die sich beim näheren Betrachten als derart naheliegend entpuppen, daß man sich wundert, nicht selbst auf sie gekommen zu sein, nur so wimmelt. Die Älteren werden sich nicht zu Unrecht an Gerhard Gundermann erinnert fühlen (von dem, wohl nicht zufällig, "Begnadetes Weib" in der Setlist auftaucht, das im Original "Owehoweh" hieß), für alle anderen werfe ich einfach die Umschreibung "Otto für Intellektuelle" in die Runde, ohne damit sagen zu wollen, für Maxara müsse man einen bestimmten IQ im höheren Bereich als mindeste Systemanforderung aufweisen. Eine Platte zum Zuhören, Schmunzeln, Nachdenken und Betroffensein gleichzeitig, dabei nicht in unnachvollziehbare philosophische Sphären, humoristische Plattheiten oder hohles Pathos abgleitend - ein Multitalent also, das lediglich den Personenkreis enttäuschen wird, der es sich nur deshalb zulegt, weil der Künstler himself auf dem Cover fast wie Johan Edlund aussieht. Obwohl, wenn ich mir's richtig überlege: Die eine oder andere kleine Parallele zwischen Tiamats "Wildhoney"-CD, jedenfalls ihrer zweiten Hälfte, und dem Maxara-Schaffen kann man schon ziehen, wenn die grundsätzliche Herangehensweise auch eine völlig verschiedene ist.
Interessenten wenden sich an Torsten Maxara, Bernhardstraße 118, 01187 Dresden, Tel. 0351-4034715, und lassen sich über die Bezugsmodalitäten aufklären oder als Appetizer die "Badewannengeschichte" oder "Wie ich Frau Berger gekannt haben sollte" rezitieren. Lediglich konsequente Hedonisten oder verbittert-humorlose Alt-68er sollten sich Titeln wie "Abendkleid" und "Unser Junge" mit Vorsicht nähern - für Folgeschäden in Form einer besseren Welt wird nämlich nicht gehaftet.



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