www.Crossover-agm.de MASS: New Birth
von gl

MASS: New Birth   (Retrospect Records/US-Import)

(Vorbemerkung: Bitte diese Band aus Boston nicht mit den deutschen Mass verwechseln, jene spielten zwar 1984 mal im Vorprogramm von Loudness, aber waren nichts Besonderes.)
Dies ist die Wiederveröffentlichung des ersten MASS-Albums aus dem Jahre 1985 - erstmalig auf CD! Und das lohnt sich wahrlich, denn die Trademarks, die 3-4 Jahre später auf den schönen Alben "Take You Home" und "Voices In The Night" einem größeren Publikum bekannt wurden, sind hier nicht nur schon vorhanden, sondern bereits ausgereift. Ja, der melodische Heavy Rock klingt auf diesem 22 Jahre alten Album keineswegs altbacken oder gestrig, was sicher auch an der satten Produktion von Tony Platt liegt. Was auch der Grund ist, dass die Platte besser klingt als viele aus diesen Jahren. Mit gesunder Härte und irgendwie unbekümmert powert das Quartett los und liefert dennoch 10 überzeugende Eigenkompositionen ab, die von der grandiosen Stimme von Louie St. August gekrönt werden. Er hat dieses gewisse melancholische Charisma im Gesang, das sicher bestimmt damals wie heute viele anspricht bzw. ansprechen würde, hätten sie die Chance, dieses Untergrund-Juwel zu entdecken. "New Birth" ist ein wenig härter als das 3 Jahre später von Michael Sweet produzierte "Voices In The Night". Mit einem Drum-Sound, der schon fast an KISS ("I Love It Loud") erinnert, rocken die 4 mit "Too Far Gone" los, ein wunderbarer Kracher gleich zu Beginn. Wenn Einflüsse herauszuhören sind, dann ggf. von STARZ oder RATT oder ANGEL, aber von STRYPER zu diesem Zeitpunkt nicht. "Crying Alone" mit harmonischem Gesang setzt den melodischen Rock-Kurs fort. Bei "Time", einem nicht ganz so starken Stück spielt irgendjemand Keyboard, obwohl dies nirgends vermerkt ist. Der satt groovende Rocker "Back To Me", der an RATT erinnert (die kurz zuvor mit "Out Of The Cellar" Amerika erobert hatten), findet die Band wieder in der Spur und ihre Ballade "Do You Love Me" (kein KISS-Cover) mit leichtem REO SPEEDWAGON-Touch sorgte damals für einen kleinen Hit und brachte der Band Airplay ein. Das Titelstück zeigt dann wieder, was die Band hervorragend konnte, nämlich treibende rockige Stück zu komponieren, die Gourmethappen für Freunde dieses Stoffs sind. Das nicht einmal 3 Minuten lange mitunter stakkatoartige "Left Behind" setzt diesen Trip fort, auf dem es Gitarrist Gene D'Itria stets versteht, sein veritables Können im Sinne der Songs einzusetzen. Hier setzt er seine Klampfe z.B. wie ein Maschinengewehr ein, selten so ein tolles kurzes Stück gehört. Und auch "Voyager" beweist einmal mehr, dass hier eine Einheit am Werk war, denn die Rhythmus-Sektion (Joey Vadala am Schlagzeug und Kevin Varrio am Bass) spielt immer tight und auf den Punkt. "Day Without You" ist wieder ein ruhiges Stück, das edel und elegant und nicht kitschig rüberkommt. Der einzige Song, der nach der langen Zeit evtl. textlich etwas albern wirkt, natürlich mit Gestöckel am Anfang, "Watch Her Walk", beendet die reguläre Veröffentlichung, die seinerzeit immerhin bei RCA herauskam. Aber 10-mal lieber einen Text über "Frauen schauen" als über Leichen ausbuddeln, oder? Dass das Teil nie auf CD veröffentlicht wurde, sagt einiges. Wie so viele untergegangene Perlen, die ein gewichtiger Grund sind, seinen Plattenspieler nie wegzustellen! Das in Las Vegas ansässige Label Retrospect Records hat dieses Versäumnis nun ausgemerzt, noch ein Demo von den alten Aufnahmen, nämlich "Endless Thoughts" mit draufgepackt, Louie hat den Re-Release mit Liner Notes abgesegnet, Texte sind enthalten und die ursprüngliche Rückseite der LP im Booklet. Eine ganz starke Platte und ein vergessenes Kleinod des melodischen Metals.
Kontakt: http://www.geocities.com/massbelievers
http://www.myspace.com/masstheband

Tracklist:
1. Too Far Gone
2. Crying Alone
3. Time
4. Back To Me
5. Do You Love Me
6. New Birth
7. Left Behind
8. Voyager (Look For The Edge)
9. Day Without You
10. Watch Her Walk
11. Endless Thoughts (Bonus)



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