www.Crossover-agm.de Statement zu ANDY MARTIN: Intervals
von rls

An dieser Stelle stand ein CD-Review über "Intervals" von Andy Martin, geschrieben von unserer Redakteurin Katja Starke. Auf ausdrücklichen Wunsch Andy Martins steht es nicht mehr hier, und das kam so zustande:
Im Herbst 2005 mailte mich eine niederländische Promoterin an, ob wir ein Review über Andy Martins CD "Intervals" schreiben würden, was ich bejahte. Einige Zeit später hatte ich die CD im Briefkasten, hörte sie durch und gab sie zwecks Reviewschreibens an Katja weiter. Diese verfaßte ein an einigen Stellen mit leicht ironischem Unterton versehenes, sonst aber sachlich gehaltenes Review mit einer anschaulichen Darstellung des Musikstils und der konkreten Umsetzung, inclusive einer kleinen Stärken-Schwächen-Analyse, wobei eine Stärke und einige Schwächen zutage traten. Das Review ging beim Update am 26.2.2006 bei uns online, und ich mailte es auch an die Promoterin, wie ich das stets zu tun pflege. So weit, so normal - doch umgehend kam eine Mail zurück, in der die Promoterin forderte, dieses schreckliche Review wieder von der Page zu entfernen. Ich verweigerte mich dieser Forderung, darauf hinweisend, daß es sich erstens um eine persönliche Meinungsäußerung handelt, zweitens konkrete Hinweise enthalten sind, was der Künstler nach Meinung der Rezensentin beim nächsten Mal besser machen könne (das Review also zweifellos konstruktiv ist), und drittens die angesprochene Stärke sogar gelobt wurde. Meine Argumentation fiel offensichtlich nicht auf fruchtbaren Boden, denn nun übernahm Andy Martin das Zepter selbst und schickte mir lange und böse Mails, in denen er das Review als entehrend, unmäßig, ungerecht, beleidigend, ... (es folgten noch diverse ähnliche Attribute) bezeichnete, uns als unprofessionell titulierte, da schon der Produzent von Status Quo und ein südafrikanischer Musikprofessor das Album für gut befunden hätten, und die Forderung nach Entfernung des Reviews von unserer Page mehrmals erneuerte. Letztlich verstieg er sich zu der Drohung, rechtliche Schritte gegen uns einzuleiten, wenn wir uns der Forderung nach Reviewlöschung weiterhin widersetzten, wozu dann noch Schadenersatzforderungen aufgrund wegen dieses Reviews entgangener CD-Verkäufe kämen. Aufgrund des deutschen Presserechtes hätten solche rechtlichen Schritte zum Glück zwar keinerlei Chance auf Erfolg gehabt (der Text enthielt keinerlei strafrechtlich relevanten Aspekte, kein beleidigendes Wort etc.), an dieser Stelle wurde mir die Sache aber zu bunt, und ich entschied, das Review gegen diesen redaktionellen Beitrag hier zu ersetzen. Wer sich selbst ein Bild des originalen Reviews machen möchte, kann eine html-Datei mit dem kompletten Text per e-Mail bei jedem Redaktionsmitglied anfordern.
Fest stehen auf jeden Fall zwei Dinge:
1.) Der Künstler Andy Martin wird nie wieder bei CrossOver vorkommen.
2.) Es handelt sich um einen simplen Versuch, die Veröffentlichung einer nicht mit der eigenen übereinstimmenden Meinung zu verhindern, und damit letztlich um einen Angriff auf die Pressefreiheit, der zum Glück weder auf einer juristischen noch auf einer allgemein-moralischen Ebene eine Chance auf Erfolg hat. Nichtsdestotrotz würde ein Prozeß (falls es tatsächlich zu einem solchen kommen sollte) Zeit, Kraft und Nerven kosten, die unsere komplett ehrenamtlich arbeitende Mannschaft lieber in ihre eigentliche und von vielen Künstlern und Lesern geschätzte journalistische (und ehrlich-kritische!) Arbeit beim CrossOver steckt. Besonders tragisch an der Geschichte ist der Fakt, daß der Angriff nicht aus den Kreisen kam, die man in Fällen von Attacken auf die Pressefreiheit gerne als erstes im Verdacht hat, sondern daß er dem Underground entstammte (als eigenproduzierender Künstler ist Andy Martin zweifellos dem Underground zuzurechnen), der gerade vom Funktionieren von Underground-Pressenetzwerken (zu denen auch CrossOver zählt) lebt und in dem zwar bisweilen auch Fehlentwicklungen zu konstatieren sind, wozu das CrossOver-Review über "Intervals" aber definitiv nicht zu rechnen ist.
Ob es ein Künstler, der auf ein normales CD-Review mit solchen Methoden reagiert, wert ist, daß man ihn durch Konzertbesuche oder CD-Käufe unterstützt, muß jeder Leser für sich selbst entscheiden. Ob es ein Künstler, der auf ein normales CD-Review mit solchen Methoden reagiert, wert ist, daß man CD- oder Konzertreviews über ihn veröffentlicht, muß jeder Journalist für sich selbst entscheiden. Wer sich zu diesem Fall äußern will, kann dies in unserem Gästebuch bzw. Forum gern tun.
Schlußendlich bleibt nur noch eine Empfehlung, nämlich die, den schon etwas älteren, aber völlig zeitlosen Diskussionstext "Kritische Überlegungen einer Kritikerin zu kritischen Leserbriefen und sonstigen Äußerungen, die Kritiken kritisieren" von Kerstin Braun hier auf unserer Page zu lesen. Danach sollten eigentlich keine Fragen mehr offen sein.
Es gibt auch ohne Andy Martin viel zu tun - packen wir's an.



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver