www.Crossover-agm.de MALICIOUS: Malicious
von rls

MALICIOUS: Malicious   (CD Inzane)

Zu den Legionen von Bands, die mit der richtigen Musik zum falschen Zeitpunkt aktiv waren, gehörten auch Malicious aus dem Raum Minneapolis, die 1994 in gerade mal fünf Tagen ein selbstbetiteltes Debüt (für das die Encyclopedia Metallum allerdings auch den Titel "4243 Fremont" angibt, was indes die Adresse des Bandproberaums war, dessen Zahlenfolge auf dem Originalcover im Hintergrund zu sehen war) einspielten, selbiges als Kassetten-Demo in einer Auflage von 200 Exemplaren veröffentlichten und in den Folgejahren noch zwei weitere Alben namens "Tell It Like It Is" und "From Cradle To Grave" vorlegten, deren letzteres 1998 sogar einen Japan-Release erlebte. In ihrem längst grungedominierten Heimatland interessierten sich allerdings nur sehr überschaubare Fanscharen für die konsequenten Rock-Traditionalisten Malicious, und so stellten diese noch im alten Jahrtausend ihre Aktivitäten ein, bevor 2010 die Idee reifte, die Alben zu remixen und neu zu veröffentlichen. Das geschah dann 2010/11 tatsächlich, und zwar über CD Inzane, wohl ein Eigenlabel des Drummers Zane Petersen. Wiederum geraume Zeit später ist der Rezensent an ein Exemplar des Debütalbum-Re-Releases herangekommen, und das liegt nun hier im Player und überrascht mit seinem Opener "To Whom It May Concern" erstmal: Das Booklet preist das Album als Schmuckstück für Freunde von Dangerous Toys, Spread Eagle und Sebastian Bach an, aber besagter Opener klingt wie eine Mixtur aus Metallicas schwarzem Album und Stryper. Die weiteren neun Songs machen dann die Bookleteinordnung ein wenig verständlicher, auch wenn Malicious sowohl der AC/DC-Einfluß von Dangerous Toys als auch der Streetrock-Touch von Spread Eagle weitgehend fehlt. Aber das mit Sebastian Bach stimmt: Wer das Skid-Row-Debüt (nicht den deutlich härteren Zweitling "Slave To The Grind" oder das Grunge-Experiment "Subhuman Race"!) mag oder generell mit der härteren Hälfte der Haarspray-Bandszene zurechtkommt, für den dürften Malicious eine Entdeckung sein, und auch der Stryper-Einfluß bleibt im weiteren Material erhalten, wobei Malicious zwar nur selten auf sauber ausgearbeitete Chorstrukturen setzten, aber Paul Petricks leicht kreischige Stimme durchaus Parallelen zu Michael Sweet aufweist. Zwar besaßen Malicious mit Jimmy Cassidy nur einen Gitarristen (der zudem für das komplette Songwriting zuständig war), aber das hinderte sie nicht daran, zahlreiche Gitarrenpassagen zu konzipieren, die live vermutlich schwer umzusetzen waren. Aber da mußte dann halt der Bassist mit aushelfen - Malicious, bei denen Sänger, Gitarrist und Drummer während der ganzen Bandexistenz nie ausgetauscht wurden (von einem Drummerwechsel ganz zum Schluß abgesehen), hatten einen ziemlichen Bassistenverschleiß, und hier ist Dan Wallin zu hören, der im speedigen "Whipped" gleich im Intro wichtige Leadfunktionen ausübt und auch im Hauptteil des Songs einen bedeutenden Beitrag zum Unterbau leistet. Daß dieser Song ein klein wenig an Strypers "The Reign" erinnert, dürfte kein Zufall sein, während der Skid-Row-Einfluß beispielsweise in der Halbballade "Silent Screams" zutagetritt. Hier wie auch im Midtempostampfer "Do As You Please" beweist Cassidy, daß er weiß, wann das Herunterschalten auf Halbakustik einen interessanten Effekt für den betreffenden Song zeitigt, wobei im zweitgenannten Fall die sanfteren Klänge unter dem Refrain liegen, was für die damalige Zeit eher ungewöhnlich war (diese Strophen-Refrain-Kombination führte erst der Metalcore des neuen Jahrtausends, wenngleich mit anderen Stilmitteln, nachhaltig in die Szene ein). Das harte Riffing des Closers "Road To Ruin" läßt dann die Gedanken des Hörers doch noch gen "Slave To The Grind" abschweifen, und dann sind die reichlich 41 äußerst unterhaltsamen Minuten auch schon wieder vorüber. Bonustracks haben Malicious dem Re-Release nicht spendiert, und das vierseitige Booklet enthält auch "nur" die Bandgeschichte, aber beispielsweise keine Lyrics, aber "Malicious" überzeugt auch so als geschlossenes Werk und als eine interessante Entdeckung für alle, denen der despektierlich Poserrock genannte Stil nicht hart genug war, die aber dennoch nicht auf seine musikalischen Tugenden verzichten wollten.
Kontakt: www.cdinzane.com

Tracklist:
To Whom It May Concern
Grievin' Believin'
Pleasure And Pain
Live Fast ('n Die Young)
Silent Screams
Life I Live
Slippin' Away
Whipped
Do As You Please
Road To Ruin
 




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