(querstand)

Nach der erfolgreichen Veröffentlichung von "Vol. 1" hat sich das Altenburger querstand-Label nun auf eine Nachfolgeveröffentlichung mit dem LeipJazzig-Orkester unter musikalischer Leitung und kompositorischer Federführung von Stephan König gestürzt. Zu hören sind neben zwei in sich abgeschlossenen Werkkomplexen zwei Bachbearbeitungen. Die vorliegende Platte ist im Rahmen eines Konzerts des LJO im Januar diesen Jahres in der Leipziger Hochschule für Musik und Theater entstanden, was einerseits Kunstgriff, andererseits auch Kostenersparnis bedeuten kann. Vorab: Die Liveatmosphäre ist kein wesentlicher Bestandteil der CD, auf jubelnde, gar kreischende Zuhörermassen wartet man vergeblich bzw. ist froh über deren akustische Abwesenheit (ich tendiere zu Letzerem). Die Aufnahme wurde u.a. vom Jazzspezialisten Stephan "Grete" Weiser realisiert, was zu einem wirklich überzeugenden Ergebnis geführt hat. Musikalisch ist typische LJO-Kost vertreten, wenn auch - vor allem in der "Ballade (sag ich ja!) für Jazz-Orchester" - in ruhigerem Fahrwasser als sonst angesiedelt. Bereits von Anbeginn an ist der Spannungsbogen mit einerseits fast meditativ gehaltenen Klang-Clustern, andererseits kurzen freejazzorientierten Einsprengseln bewusst weit gehalten. Königs Pianospiel hält alles zusammen und kann sich vor der gekonnt arrangierten BigBand-Kulisse frei entfalten. Thematisch werden kurze Motivketten in den verschiedenen Instrumentengruppen entfaltet und in verschiedene rhythmische Kontexte zwischen Shuffle, Swing und Tango eingebunden. Immer wieder finden sich die verschiedenen Linien in chorisch gestalteten Themen zusammen und erreichen so eine dramaturgische Wirkung, die der des Strophe-Refrain-Schemas gleicht. Der Zuhörer wird so an die Hand genommen und mit Leichtigkeit durch die musikalische Entwicklung der Stücke geführt. Die abschließend auf der CD enthaltenen Bach-Adaptionen können mich im Gegensatz zur Ballade und dem Konzert - welches im Übrigen von einem fulminanten Schlusssatz gekrönt wird - nur zum Teil überzeugen. Für mein Empfinden stehen sich hier bearbeitetes Original und Exposition zu krass und zu getrennt gegenüber. Auch wenn der Versuch unternommen wird, beides in Klang- und Strukturmischungen zu vereinen, gelingt dies Experiment für mich nur zum Teil. Wobei erschwerend hinzukommt, dass die bearbeitete Toccata durch ihren spannungsvollen Beginn sicher live mehr hermacht als auf einer Platte. Freunde guter Jazzmusik, Klaviermusikbegeisterte, BigBand-Enthusiasten und Leipzig-Fans werden dennoch an der insgesamt empfehlenswerten Scheibe nicht vorbeikommen.
Kontakt: www.st-koenig.de, www.vkjk.de

Tracklist:
1. Ballade für Jazz-Orchester Part 1
2. Ballade für Jazz-Orchester Part 2
3. Ballade für Jazz-Orchester Part 3
4. Ballade für Jazz-Orchester Part 4
5. Konzert für Klavier und Jazz-Orchester 1. Satz
6. Konzert für Klavier und Jazz-Orchester 2. Satz
7. Konzert für Klavier und Jazz-Orchester 3. Satz
8. Konzert für Klavier und Jazz-Orchester 4. Satz
9. Rejazzssance
10. Toccata con Fuga in Jazz
 

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