www.Crossover-agm.de LEGION SACRA: Tears In Darkness
von rls

LEGION SACRA: Tears In Darkness   (Heavier Records)

Die Heilige Legion hat ihr Hauptquartier in Peru aufgeschlagen - oder besser gesagt, sie hatte das, denn mittlerweile existiert die Band nicht mehr, so daß "Tears In Darkness" ihren Schwanengesang bildet und zusammen mit der Mini-LP "Odes To Sanity" gleichzeitig das komplette diskographische Schaffen der Band darstellt. Es handelte sich mehr oder weniger um ein Soloprojekt von Carlos Pinto Dávila aus Arequipa in Südperu, der der Einfachheit halber als Carlos Sacra firmiert, als Alleinsongwriter fungiert und im Laufe der Zeit eine ganze Menge Musiker in seiner Band kommen und gehen sehen hat - zum Zeitpunkt der Einspielung waren Legion Sacra ein Trio, sieben Ex-Mitglieder sind in der Dankesliste aufgeführt, und die Encyclopedia Metallum nennt noch einen Zweitgitarristen in der letzten bekannten Besetzung. Sacra trägt auf dem Bandfoto ein Opeth-Shirt, und die Akerfeldt-Bande hat auch tatsächlich einen gewissen Einfluß auf sein Komponieren ausgeübt, was die Gestaltung der Akustikparts betrifft. Die metallischen Komponenten sind dagegen doch etwas anders strukturiert. Ihre Grundlage wird von kräftigem Riffing an der Grenze zwischen Power und Thrash Metal gebildet, dem in streng eingegrenzten Parts Harmoniegitarren oder Leads beigegeben werden. Drummer Alonso Guevara arbeitet darunter zumeist in mittleren Tempolagen mit wenigen Ausflügen nach oben (treibendes Ufta-Ufta wie in "Mar De Tormentas" bildet schon die prinzipielle Obergrenze, die nur an wenigen Stellen, im Laufe des Albums zunehmend, durchbrochen wird, etwa im speedigen "Mighty Warrior", wobei man mit diesem Speedausbruch angesichts der ausführlich entwickelten Doom-Einleitung nicht unbedingt gerechnet hätte), während Bassist Luis Chahua mit seinem Gesang einen markanten Extrem-Metal-Knochen ins Skelett einfügt: Er kreischt ohne größere Variationen in herber blackmetallischer Manier, ohne daß einen allerdings diese gewisse Eintönigkeit irgendwie stören würde, denn sie paßt zweifellos ins Gesamtkonzept, das daraus besteht, bestimmte Passagen so intensiv auszuspielen, daß sie ihre volle Wirkung entfalten können, bevor die nächste Idee umgesetzt wird - eine Vorgehensweise, die im jetztzeitigen Metal, gerade in der härteren Sparte, gar nicht mehr so sehr häufig praktiziert wird. So ergeben sich mit einer relativ geringen Anzahl von Einzelelementen, aus denen die Songs aufgebaut sind, immerhin beträchtliche Songlängen (der Durchschnitt liegt bei fünfeinhalb Minuten), ohne daß es dem Hörer entscheidend langweilig wird, wenngleich man schon festhalten muß, daß manche Ideen besser tragfähig sind als andere. Anreicherung finden einige der Songs wie erwähnt noch durch Akustik- oder Halbakustikparts, wobei derjenige in "Mar De Tormentas" noch durch Schlechtwettergeräusche untermalt wird, in "Mighty Warrior" eine allerdings etwas müde wirkende Schlachtengeräuschkulisse Verwendung findet und "Cosi E Si Vi Pari" die einzigen nicht im Kreischareal beheimateten menschlichen Lautäußerungen der knappen Dreiviertelstunde beinhaltet, nämlich einen Spoken-Words-Part. Wie die angeführten Songtitel bereits vermuten lassen, pendeln die Lyrics zwischen Englisch und Spanisch, wobei die Sprache nicht selten auch innerhalb eines Songs gewechselt wird. Viel mehr läßt sich zu diesem Album musikalisch nicht sagen - es wirkt im heutigen Kontext fast anachronistisch, aber dürfte all diejenigen zufriedenstellen, die sehr klar durchstrukturiertes Songwriting dem heute gängigen Bombastoverkill mit 20 angerissenen Songideen in einer halben Minute vorziehen. Nur könnte den Power-Metal-Anhängern der Gesang zu extrem sein, während die Death- oder Black-Fraktion den instrumentalen Unterbau als nicht extrem genug ansehen könnte. So besteht die Gefahr, daß "Tears In Darkness" zwischen allen Stühlen landet, was das Album nicht verdient hätte.
Kontakt: sacra1@hotmail.com, www.myspace.com/heavierrecords

Tracklist:
Tears In Darkness
Red Sun Rising
Estrella Del Olvido
Ask The Wind
Mar De Tormentas
Mighty Warrior
Cosi E Si Vi Pari
The Dawn Of Isidor



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