www.Crossover-agm.de HYDE: Faith
von gl

HYDE: Faith   (Gan Shin/Universal)

Was ist von einem Künstler zu halten, dessen letztes Album "666" betitelt wurde und der jetzt oben abgebildetes Cover verwendet und den ersten Song "Jesus Christ" nennt?!? Der japanische Superstar (um Himmels willen nicht zu verwechseln mit der L.A.-Band gleichen Namens, von denen mir 1988 `ne ganz miese Platte untergekommen ist), dessen Popularität sich vergleichbar in Grönemeyer/Naidoo-Regionen dort drüben bewegt, scheint mit Gegensätzen zu spielen und es wird nicht klar, ob er jetzt tatsächlich gläubig ist oder einfach nur diese Texte schreibt. Denn immer, wenn man aufgrund der ernsten und durchaus guten Lyrics ihm Reife bescheinigen möchte, kommt dann wieder `ne saublöde Textzeile daher. Eben noch will man schreiben: Endlich mal positive Gedanken und kein düsteres Selbstmordszenario, da verkündet er "I'm happy to die in this moment" ... Hm ... Hyde war der Sänger von L'ARC EN CIEL, bevor er 2001 seine Solokarriere begann und übrigens auch als Filmstar (Kassenknüller in Japan: "Moon Child") Erfolge einfahren konnte.
Was an "Faith" positiv heraussticht, ist die Abwesenheit von Gegrunze und Growls. (Traurig, daß man das überhaupt schon erwähnen muss.) Bei gelegentlichen Anklängen an die im Rockbiz als Nu Breed genannte Musik bewegt sich das Ganze immer in melodischen Bahnen, wobei das schlechte "Made In Heaven" da etwas aus dem Rahmen fällt mit monotonem Gekloppe. Also wird mitunter auch mal die härtere Schiene gefahren, aber schon beeindruckend, wenn Musik mit solchen harten Riffs wie zu Beginn von "Countdown" direkt auf die Platz 1 der Oricon Charts hüpft. (Das ist vergleichbar mit unseren Media Control-Charts.) Dabei fällt Hydes Gesang eben als NICHT japan-typisch (leicht weinerlich und jaulend) auf. Die nächste Single "Season's Call" wiederholte diesen Triumph und hier ist die Stimme nicht nur aufgrund der vorherrschenden japanischen Texte seinem Herkunftsland zuzuordnen. Beim schönen Titelstück nimmt man dem Künstler ab, dass er es ernst meint mit der Völkerverständigung und dem Gleichheitsgedanken: "All people should be equal - we are all Gods children". Hier wird übrigens wieder mitten im Satz zwischen Japanisch und English gewechselt; es handelt sich um die internationale Version der Scheibe, die wie die erste (mit dem coolen Namen "Roentgen" betitelt) in Japan natürlich zuerst nur in der Landessprache erschien. Bei Breitwand-Sound musiziert man auf hohem Niveau und nicht umsonst ist hinten im Booklet wieder ein ganzer Stab von Leuten aufgezählt, die bei dieser (internationalen) Produktion mitgewirkt haben. Im hinteren Teil der Platte erinnert man dann gar an HIM beim melancholischen "Perfect Moment" mit o.e. Textzitat. Während hingegen bei "Dolly" - wie sollte es bei diesem Titel anders sein - Kritik an Klonversuchen geübt wird, eine herausgeschrieene Anklage, musikalisch industrial-artig umgesetzt. Das eher basische "Come And Dance With Me" ist eher meine Kragenweite. Bevor zum Schluss noch mal Nu-Metal-like durchs Megaphon gesungen wird - hat er doch gar nicht nötig, denn er hat eine gute Stimme. Auch wenn mir nicht jedes Lied auf dieser CD gefällt: Diesem Künstler traue ich am ehesten zu, sich auch außerhalb seines Heimatlandes durchzusetzen, nicht nur wegen der Musik. Nein, auch im Booklet gibt er sich durchgehend eher "normal", verzichtet also auf alberne Kontaktlinsen und vollkommenes Over-the-Top-Styling wie andere Visual Kei-Strategen. Und die Homepage des Künstlers ist großartig, auch wenn man kein Japanisch versteht!
Bandkontakt: www.hyde.com
Labelkontakt: www.gan-shin.de

Tracklist:
Jesus Christ
Countdown
Made In Heaven
I Can Feel
Season's Call
Faith
Dolly
Perfect Moment
Mission
It's Sad
 




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