www.Crossover-agm.de HORNBERGER: Wir sind einsam, aber viele
von rls

HORNBERGER: Wir sind einsam, aber viele    (Jumbo Medien)

Kontrastierend zu der letzten in mein Büro gelangten Hornberger-CD "nicht ganz dicht", die unter der Firmierung Hornberger & Geige erschien, ist der kleine Mann mit dem großen schwarzen Humor auf "Wir sind einsam, aber viele" wieder als Einzelkämpfer unterwegs; das Auftauchen von Silva Finger als geigendem Gast in einem Sechstel der Tracks deutet auf eine harmonische, vielleicht sogar planmäßige Trennung hin. Ein Neuntel der Tracks wird von Johann Hild pianiert, und in einem weiteren Neuntel gibt's noch Dieter Gasde an der Mundposaune respektive der chromatischen Mundharmonika gasthalber zu erleben. Ansonsten: Hornberger at his purest, Gitarre und weitere Instrumente nur als Untermauerung der lyrischen Verschrobenheiten mit mal ernstem, mal humorigem Inhalt. "Hugin und Munin" kann ebenso als philosophische Grundlage für altstudentische Barbecuefeiern dienen wie "Grauer Tiger" für analoge Veranstaltungen der Gerade-Noch-Kriegsgeneration. Der Opener "Singe-ling", das titelgebende Zitat beinhaltend, oder das a cappella rezitierte, nicht mal einminütige "Virus Klaus" fallen relativ eindeutig in die Humorsparte, aber auch Pendelungen sind festzustellen. Eine Zeile wie "Der arme Grieche Sisyphus - ich find', daß er es schaffen muß" (aus "Vielleicht") jedenfalls beinhaltet ebensoviel komische wie bedarfsweise als ernsthafte Gesprächsgrundlage dienstbare Elemente. Auch die Tradition der etwas anderen Liebeserklärungen führt Hornberger fort. Diesmal heißt das Exempel "Streit macht Spaß", gipfelt in der noch mehrfach abgewandelten Zeile "Denn ich liebe Frauen, die sich etwas trauen" und bringt mich zum Überlegen, ob es Zufall ist, daß ich dieses Review ausgerechnet am 1. Weihnachtsfeiertag in den Werbepausen von "Sissi" eintippe. Mit "Bahnhof-Emmi" betreibt der Urberliner noch musikalische Wurzelsuche, denn dieser Track stand schon auf seiner Uralt-Kassettenalbum "Hallo, ja aber hallo", das zu einer Zeit erschien, als die Frau, der ich gestern ein großes lila Herz überreichen durfte, gerade mal die Grundschule absolviert hatte. Einziger Wermutstropfen der CD ist das etwas zu gewollt-schwarzhumorig konstruierte "Familie mit Hund", das die generelle Weiterempfehlung des Tonträgers aber nicht entscheidend hemmen kann. Falls nicht im Laden erhältlich: www.jumbo-medien.de oder www.hornberger-sonx.de



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