www.Crossover-agm.de THE HOLLIES: 50 At Fifty
von gl

THE HOLLIES: 50 At Fifty   (Parlophone Records/Warner Music Group Company)

Jubiläums-Zeit! Nicht nur Status Quo und The Who feiern 50 Jahre ihres Bandbestehens, auch die Hollies können auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken. Zu diesem Anlaß gibt's von ihrem Label Parlophone genau so viele Songs verteilt auf 3 CDs. Die Kritik gleich zu Beginn: Leider wurde die Gelegenheit nicht genutzt, ein aussagekräftiges Booklet mitzuliefern, in dem die Bandgeschichte aufgearbeitet wird oder zumindest ein paar Takte der aktuellen Bandmitglieder zu den einzelnen Liedern aufgeführt werden. Nö, außer ein paar Fotos und den Credits zu den 50 Liedern gibt's überhaupt keinen Text. Soll es die Aufgabe des Rezensenten sein, die Bandbiographie im Netz nachzurecherchieren und dann so zu tun, als wüsste er es? Ist hier nicht der Fall, also beschränken wir uns auf die Musik. Und hier machen die ersten beiden CDs deutlich mehr Spaß als die dritte. Denn die chronologisch angeordnete Songreihenfolge führt uns demzufolge zurück bis ins Jahr 1963 zu den ersten Singles, die noch in Mono zu hören sind. Es bereitet eine große Freude, sich diese alten Songs anzuhören, manchmal ist die Ähnlichkeit zu den Beatles frappierend aufgrund des Gesangs, höre vor allem in "Yes I Will". Und es verwundert da auch nicht, dass die Hollies fast zeitgleich zu den Beatles die George-Harrison-Komposition "If I Needed Someone" in die Charts brachten. So wie sich überhaupt etliche Fremdkompositionen im Katalog der Band wiederfinden. Lieder, die (na, fast) jeder kennt, aber nicht alle den Hollies zuordnen können: "Bus Stop", "Sorry Suzanne" oder die Albert-Hammond-Komposition "The Air That I Breath". "Stop Stop Stop", "Jennifer Eccles" oder "On A Carousel" hingegen sind Eigenkompositionen der Briten, von denen sich Graham Nash noch in den 60ern verabschiedete und sich in den USA mit David Crosby und Stephen Stills zusammentat.
Das bis heute schlichtweg wunderschöne "He Ain't Heavy, He's My Brother" dürfte wohl unter den vielen der größte Hit der Band sein, auch wenn der Song von 1969 nur im UK auf 1 ging, bei uns (auf Platz 9) und in US (7) stehenblieb. Wir können einige merkwürdige Produktionsentscheidungen nachhören, z.B. die Percussions bei "Hey Willy", die sich anhören, als würde ein nasser Waschlappen an die Wand geklatscht. Auch auf CD 2 wieder etliche Fremdkompositionen wie "4th Of July, Asbury Park" (Bruce Springsteen) oder "Boulder To Birmingham" (Emmylou Harris) und plötzlich eine Live-Version eines Liedes namens "Too Young To Be Married". Versteht Ihr jetzt, warum Liner Notes nicht verkehrt gewesen wären?
Die Stücke wurden länger (siehe Aufteilung auf die drei CDs unten) und die Hits rarer, ab 1983 gab es gar für 23 Jahre gar kein Album mehr. Einen letzten Hit in den USA landete man mit einer Coverversion von "Stop! In The Name Of Love" (Original von The Supremes), aber die Band wurde profilloser. Der (mehrstimmige) Gesang, meines Erachtens immer die größte Stärke der Band blieb, aber kompositorisch kam nicht mehr viel. Also wieder Fremdkompositionen, hier zwei von Mike Batt, "Soldier's Song" und "If The Lights Go Out", letzteres markiert mit "first version", was nicht erklärt wird.
Tiefpunkt der Box: "Take My Love And Run" klingt wie eine New-Romantic-Band, die Disco-Musik machen will, und hat mit den Hollies, wie sie hier auf den ersten beiden CDs glänzen, kaum etwas zu tun. Und "Laughter Turns To Tears" ist nur belanglos. Um die symbolische Zahl zu erreichen, wird aufgefüllt mit "On A Carousel" in einer Live-Version, obwohl der Song zuvor bereits geliefert wurde. Schade - anstatt einen Song doppelt zu bringen, wäre noch Platz für "Jesus Was A Crossmaker" gewesen. Als 50. Stück bekommen wir dann eine brandneue Komposition, was ein wenig wie eine Alibi-Aktion wirkt, aber das leicht dramatische "Skylarks" ist ein gelungenes Stück.
Respekt an die immer noch tourenden Herrschaften für die vergangenen 50 Jahre, in denen sie mit ihrer Musik weltweit Freude gebracht haben!
Kontakt: http://www.hollies.co.uk/

Tracklist:
CD 1
(Ain't That) Just Like Me
Searchin'
Stay
Just One Look
Here I Go Again
We're Through
Yes I Will
I'm Alive
Look Through Any Window
If I Needed Someone
I Can't Let Go
Bus Stop
Pay You Back With Interest
Stop! Stop! Stop!
On A Carousel
Carrie Anne
King Midas In Reverse
Jennifer Eccles
Listen To Me
Sorry Suzanne

CD 2
He Ain't Heavy, He's My Brother
I Can't Tell The Bottom From The Top
Gasoline Alley Bred
Hey Willy
The Baby
Long Cool Woman (In A Black Dress)
Magic Woman Touch
The Day That Curly Billy Shot Down Crazy Sam McGee
The Air That I Breathe
Lonely Hobo Lullaby
4th Of July Asbury Park (Sandy)
I'm Down
There's Always Goodbye
Boulder To Birmingham
Too Young To Be Married (Live)
Daddy Don't Mind

CD 3
Hello To Romance
Amnesty
Soldier's Song
Heartbeat
If The Lights Go Out (First Version)
Take My Love And Run (First Version)
Stop! In The Name Of Love
Let Her Go Down
Too Many Hearts Get Broken
Laughter Turns To Tears
So Damn Beautiful
On A Carousel (Live)
Then, Now, Always (Dolphin Days) (Live)
Skylarks (New 2014 Recording)
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver